Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8

Kapitelinhalt 27. Kapitel: Jesus als Sohn.


jl.ev08.027,01] (Der Herr:) »Wenn ferner der Sohn von Ewigkeit her war, wie konnte Er gezeugt werden? Und wenn der Heilige Geist eben auch von Ewigkeit her war, wie konnte er vom Vater und Sohn ausgehen und also seinen Ursprung nehmen? Wenn nach eurem Sinne und Verstand die von euch beanstandeten drei göttlichen Personen, aus denen die späteren Menschen leicht drei Götter machen könnten, insgesamt ewig, das heißt ohne Anfang sind, so konnte dann ja nicht einer dem andern den Anfang des Seins geben!

02] Ich bin, als nun ein Mensch im Fleische vor euch, der Sohn und bin niemals von einem andern als nur von Mir Selbst gezeugt worden und bin eben darum Mein höchsteigener Vater von Ewigkeit. Wo anders könnte da der Vater sein als nur im Sohne, und wo anders der Sohn als nur im Vater, also nur ein Gott und Vater in einer Person?

03] Dieser Mein Leib ist sonach die verherrlichte Gestalt des Vaters der Menschen und Engel wegen, damit Ich ihnen ein begreiflicher und schaubarer Gott bin, und ihr könnt Mich nun schauen, hören und sprechen und doch leben dabei! Denn ehedem hieß es, daß Gott niemand sehen und dabei leben könne. Ich bin denn nun durchgängig Gott; in Mir ist der Vater, und die von Mir nach Meiner Liebe, Weisheit und nach Meinem allmächtigen Willen ausgehende Kraft, die den ewig endlosen Raum allenthalben erfüllt und auch überall wirkt, ist der Heilige Geist.

04] Ich, wie ihr Mich nun als Gottmenschen unter euch seht, bin mit Meiner ganzen Urzentralwesenheit sicher vollkommen und ungeteilt unter euch hier in diesem Speisesaale auf dem Ölberg und befinde Mich darum als ein wahrster Gott und Mensch zugleich nirgends anderswo, weder auf dieser Erde und noch weniger auf einer andern; aber durch die von Mir ausgehende Kraft, die da ist der Heilige Geist, erfülle Ich wirkend dennoch alle Himmel und den irdisch materiellen und endlosen Raum. Ich sehe da alles vom Größten bis zum Kleinsten, kenne alles, weiß um alles, verordne alles und schaffe, leite und regiere alles.

05] Wenn ihr aber nun solches wohl wisst aus Meinem Munde, so werdet ihr auch verstehen, aus welchem Grunde ihr die Menschen, die an Mich glauben und nach Meiner ihnen bekanntgemachten Lehre auch handeln werden, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes durch die Auflegung der Hände stärken sollt.

06] So ihr nun den Grund einseht, da werdet ihr auch einsehen, daß infolge der Nennung der drei Eigenschaftsnamen die Menschen, so sie von euch wahr und richtig unterrichtet werden, nicht leicht auf die Idee von drei persönlich wesenhaften Göttern verfallen werden. Aber Ich lege euch das denn auch teuerst ans Herz, daß ihr den Menschen allenthalben ein rechtes und wahrheitsvolles Licht gebet; denn wo es an dem gebrechen wird, da werden die Menschen denn auch leicht und bald verkümmern und in allerlei Irrlehren übergehen, und es wird dann schwerhalten, sie auf die Wege der vollen Wahrheit zu bringen.

07] Daß aber auch bei aller eurer Treue dennoch falsche Lehrer und Propheten aufstehen und gar viele Menschen verführen werden, das werdet ihr wohl nicht zu verhindern vermögen, und es wird euch das auch nicht zur Last gerechnet werden, sowenig als es einem Landmann, der reinen Weizen auf seinen Acker säte, und dem sein Feind zur Nachtzeit Unkraut darunter streute, zur Sünde gerechnet werden kann, so auf seinem Acker unter dem Weizen das Unkraut wuchert und die gute Frucht schwächt."

08] Es ist wohl Mein Liebeswunsch, daß alle Menschen dieser Erde die lichten Wege der Wahrheit betreten und auf denselben dem ewigen Leben zu wandeln möchten; aber weil Ich Mich aus euch schon bekanntgegebenen Gründen mit Meiner Allmacht da völlig zurückziehen muß, so ist ein jeder Mensch völlig frei und kann am Ende glauben und tun, was er selbst will.

09] Ihr aber werdet bei der Weiterverbreitung Meiner Lehre am besten tun, so ihr den Verstand und mit demselben das Gemüt der Menschen bearbeitet. Denn wo einmal der Verstand und das Gemüt durchdrungen sind, da wird der Glaube durch den guten Willen lebendig und erfolgvoll tätig; ohne die rechte Aufhellung des Verstandes und Gemütes aber bleibt der Glaube nur eine stumme und blinde Annahme dessen, was der Mensch von irgendeiner autorisierten Seite her vernommen hat. Solch ein Glaube aber ist so gut wie nahe gar keiner; er belebt das Gemüt nicht zur freiwilligen und das Herz beglückenden Tat und ist sonach denn auch tot, weil er ohne freie und Freude erzeugende Werke ist.

10] Werke aber, die der Mensch durch ein äußeres Muß erzwungen verrichtet, haben für die Seele keinen Wert, da sie dieselbe nicht beleben, sondern erdrücken, weil sie nicht freiwillig aus innerer Überzeugung mit Freude, sondern nur aus Furcht vor der angedrohten Strafe unter geheimem Ärger, Grimm und Zorn vollbracht werden.

11] Wenn Ich aber schon zu euch sage, daß a ihr so vollkommen in der Erkenntnis und reinen Liebe sein sollt, als wie vollkommen da ist der Vater im Himmel, so sollen das auch eure Jünger sein! Darum sage Ich euch noch weiter: Prüft alles wohl zuvor, und behaltet dann das Gute und Wahre! (a  Matthäus.05,483. Mose.11,443. Mose.19,02; = Lukas.06,36;  ⇒ jl.ev01.039,05 .08 .10;  jl.ev01.155,15;  ⇒ jl.ev01.039,05;  ⇒ jl.ev01.039,08jl.ev01.050,13jl.ev01.071,13;  ⇒ jl.ev01.039,05-10;  jl.ev02.159,14jl.ev03.180,06jl.ev04.001,04jl.ev04.039,01jl.ev04.110,11jl.ev04.245,04jl.ev05.090,01jl.ev05.271,05-06jl.ev06.050,13-14;  jl.ev06.226,10jl.ev07.054,12-13;  jl.ev07.139,06jl.ev08.027,11jl.ev08.038,10jl.ev09.022,05*;  jl.ev09.024,05jl.ev09.102,07jl.gso1.001,20-21;  jl.gso2.018,15jl.gso2.126,24jl.hag2.080,24-25;  jl.hag2.089,16jl.hag2.151,15jl.rbl1.033,08jl.rbl2.158,10jl.bmar.041,09jl.bmar.043,11jl.him1.231,12jl.him1.327,06jl.him1.328,25jl.him1.368,12jl.him3.267,04-05;  jl.him3.278,23)

12] Was Ich euch aber anrate, daß ihr es für euch selbst beachten mögt, das tut auch euren einstigen Jüngern! Ich könnte von euch nun ja auch gar wohl verlangen, daß ihr Mir auch ohne weitere Erklärungen glaubt, was Ich euch sage und zu tun anrate, denn die Zeichen, die Ich vor euren Augen gewirkt habe, haben Mir doch sicher jene Autorität verschafft, die euch nötigt, Mir zu glauben; aber ein solcher genötigter Glaube ist noch lange kein inneres Licht der Seele und belebt sie nicht freudig zur Tat.

13] Daß es aber also ist, das beweist ihr durch eurer beständiges Fragen, und ihr bekennt dadurch offen, daß der pure Autoritätsglaube der Seele viel zu wenig Licht bietet, dessen Mangel in euch dann erst meine Erklärungen decken. Wenn ihr aber nun neben allen Meinen gewirkten Zeichen und Lehren noch immer helle Erklärungen verlangt und diese euch wohltun, so werden das auch eure Jünger von euch verlangen, und ihr sollt damit nicht sparsam sein, so ihr dem Auftreten der falschen Propheten nach aller Möglichkeit steuern wollt!

14] Ihr werdet auch Zeichen wirken, und die Falschen werden durch allerlei Trugwerk dasselbe tun, und es werden daher die von euch gewirkten Zeichen stets ein magerer Beweis für die Echtheit der von euch dem Volke gepredigten Lehren sein und bleiben; aber was ihr dem Verstande und dem Gemüte der Menschen durch lichtvolle Worte einprägen werdet, das wird als ein lebendiger Beweis für die Wahrheit der Lehre aus Meinen Himmeln ewig unvertilgbar bleiben. Solch eine hell begriffene Wahrheit wird euch und eure Jünger dann erst vollends frei machen. - Und nun habe Ich euch allen wieder vieles enthüllt und euch viel Licht gegeben und frage euch darum abermals, ob ihr das auch wohl begriffen habt.«

15] Sagten alle: »Ja, Herr und Meister, das haben wir nun gar wohl begriffen; denn nun hast Du wieder einmal ganz frei und offen geredet!«

16] (Hierauf sagte Ich:) »Es ist noch Zeit; so jemand noch weiter etwas wissen will, der komme und frage!«



Home  |    Index Band 8  |   Werke Lorbers