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Kapitelinhalt 33. Kapitel: Jesus über wahren und falschen Glauben. Gefahren des stumpfen Wohllebens. Gleichnis vom gemästeten Sklaven. Bittere Folgen der Liebe zur Materie. (Am 20. Jan. 1849)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Rede Ich (Jesus): „Höre du, mein liebster Freund! Zwischen dem, was du ‚Glauben' nennst, und was der rechte Glaube ist, waltet ein endloser Unterschied ob! Dein (vermeinter) Glaube wohl ist eine barste Trägheit des Verstandes, während der wahre Glaube alle Leibes-, Seelen- und Geisteskräfte in den vollsten Thätigkeitsanspruch nimmt; dein Glaube ist ein Froschglaube; denn wie ein Frosch sich mit jeder noch so schlechten Pfütze begnügt, so auch begnügt sich ein solcher Stumpfgläubiger mit allem Unflathe, und weiß am Ende nicht zu unterscheiden, was da ist Himmlisches oder Höllisches in der Lehre, der er stumpfgläubig blinde Folge leistet.

02] Wie kannst du einen Prälaten darum als glücklich bezeichnen, so er durch seinen Stumpfglauben unter dem privilegirten Protektorate Roms sich in seinem Stifte auf Kosten der Dummheit seiner Unterthanen mästet, und ganz außerordentlich wohl geschehen läßt?! Ist denn das irdisch glückliche Leben auch also gleich ein glückliches in dieser Welt der Geister? - O mit Nichten, sage Ich es dir!

03] denn je mehr Jemand auf der Welt seinem Fleische, das da ist des Geistes Kerker, gedienet hat, je mehr er dasselbe pflegte und nährte, und je mehr er diesem Kerker willigst gewährte, darnach es diesen gelüstete, desto mehr und desto fester hat er sich auch mit demselben verbunden.

04] So es dann aber zu der endlichen Ablösung von diesem Kerker kommen wird, wie hart, wie schwer und schmerzlich wird diese sein?! - wird man nicht, wie bei einer schlechten Geburt, wo die Leibesfrucht mit der Gebärmutter an mehreren Stellen förmlich verwachsen ist, die Seele und den Geist auch mit aller Gewalt förmlich stückweise dem zu sehr gemästeten Fleischkerker entreißen müssen, um diese ineinander verwachsenen Wesenheiten nothwendigst trennen zu können!? Wird solch eine Operation dem Fleische, der Seele und dem Geiste wohl ein angenehmes Gefühl verursachen?! O siehe, das setzt schon zuerst eine Marter ab, die mit keiner rein irdischen zu vergleichen, was ich nur zu sehr und zu gut kenne! - „Da aber diese bittere Folge auf solch ein irdisch glückliches Leben nur nahe allzeit zu bestimmt zu erwarten, und zu bestehen ist, sage - kann man solch ein Leben ein wahrhaft glückliches nennen?
Siehe, es gab in Asien, als Mohamed seine Lehre und sein irdisches Reich gründete, eine sonderbare grausame Art vom Aberglauben, namentlich unter den Mohamedanern, der zumeist aus einem Christenhasse entspringend, darin bestand: Die Weiber der Osmanen mußten getrocknetes und pulverisirtes Blut von jungen und sehr fetten Christen einnehmen, so sie sehr schöne Mädchen zur Welt bringen wollten; zufolge dieses krassesten Aberglaubens wurden dann nicht selten junge Christenmänner von den Osmanen gefangen genommen, natürlich keine Ahnung habend, zu welchem Zwecke?! Diese Gefangenen wurden mit der größten Freundlichkeit behandelt, und hatten das beste Leben einige Jahre hindurch; sie bekamen die besten und nahrhaftesten Speisen und Getränke, und wurden sonach förmlich gemästet; hatten sie aber einmal die rechte Fette, da kamen dann die Schlächter, zogen dem wohl gemästeteten Christen alle Kleider aus, und hoben ihn dann in ein Bad, wo er ganz rein von allem Schmutze gewaschen wurde; als er also gewaschen ward, und noch nicht wußte, was mit ihm nun weiter geschehen wird, da ward er an Händen und Füßen festgebunden, und also auf ein durchlöchertes starkes, breites, hohles Brett, das über eine reine Wanne gelegt und befestigt war, gelegt, und abermals fest an dasselbe gebunden; als diese Vorkehrungen getroffen waren, da zogen die Schlächter feine und scharfe Dolche aus den früher versteckten Scheiden, und fingen an, Stiche in das fette Fleisch des gemästeten Christen zu machen, auf daß das schöne und fette Blut dann aus tausend Wunden in die Wanne floß; und damit das Blut desto reichlicher floß, wurde nach und nach der Leib des also Geschlachteten mit schweren Gewichten belegt! - Welche verzweifelten Schmerzen aber der arme Geschlachtete dabei empfand, und das manchmal mehrere Stunden lang, bevor er starb, das kannst du dir ohne eine weitere Beschreibung leicht vorstellen!
Ich frage dich aber und sage: War sein früheres allerbestes Leben mit Bezug auf ein solch elendestes Ende wohl ein glückliches zu nennen? Hätte ein solcher Christ sich nicht so blind und sorglos mästen lassen, da wäre er fein mager geblieben, und die Osmanen hätten ihn gar bald wieder laufen lassen, da er nimmer fett werden wollte; aber da er ganz sorglos gleich einem Schwein sich den Speck hinaufmästen ließ, so mußte er sich aber dann auch die Folgen seines Fettwerdens leider nur gar zu bitter gefallen lassen. Aber es bedarf zu solcher endlichen Bitterkeit wahrlich keine abergläubigen Osmanen; sondern der Speck selbst giebt und vollziehet noch viel Aergeres!

05] Glaube es Mir, solche sorglose und egoistische Fettwänste, so wie alle die durch ihr eigenes Fleisch gerichteten und verfluchten Unzüchtler, Gailer und Hurer werden sich vollauf zu verwundern haben, welche merkwürdige Schmerzen ihnen der Leibestod bereiten wird! Wahrlich, der osmanische wäre kaum ein kühles Lüftchen dagegen. -

06] Mit diesen Schmerzen nimmt das eigentliche Glück eines Stumpfgläubers dort erst so recht seinen Anfang! Kommt ein solch glückliches Wesen aber dann erst wie ganz zerrissen und zerstochen in dieser (Geister-)Welt an, wo die Empfindsamkeit für jeden Eindruck bis in ein förmliches Indefinitum gesteigert sein muß, weil die früher durch den groben Leib geschützte Seele hier ganz blos gestellet ist, da fängt dann erst das eigentliche Schmerzglück an, das dein Stumpfglaube bereitet!

07] So du aber ein solches Glück im Ernste willst, so thue, wodurch du also glücklich zu werden wähnest, und Ich stehe dir dafür, daß du nur zu bald ganz anders denken und urtheilen wirst!?

08] So Ich aber Selbst gelehret habe: Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist; - und der Paulus verlangte, daß man alles genau prüfen solle, und das Gute daraus behalten; sage! Wurde dadurch ein Stumpfglaube, der kein Glaube ist, oder ein wahrer lebendiger Glaube, der über alles Wissen himmelhoch erhaben ist, geboten?! Urtheile nun selbst, ob das, was du Glauben nennst, wohl Glaube ist!? sodann erst werde ich dir sagen, und genau erläutern, was so ganz eigentlich wahrhaft glauben heißt! Rede nun, denn es ist die Reihe wieder an dir!"

01] Rede Ich: "Höre du, mein liebster Freund! Zwischen dem, was du Glauben nennst, und was der rechte Glaube ist, waltet ein endloser Unterschied ob! Dein Glaube wohl ist eine barste Trägheit des Verstandes, während der wahre Glaube alle Leibes-, Seelen- und Geisteskräfte in den vollsten Tätigkeitsanspruch nimmt. Dein Glaube ist ein Froschglaube; denn wie ein Frosch sich mit jeder noch so schlechten Pfütze begnügt, so auch begnügt sich ein solcher stumpfgläubiger mit allem Unflate und weiß am Ende nicht zu unterscheiden, was da Himmlisches oder Höllisches ist in der Lehre, der er stumpfgläubig blinde Folge leistet.


02] Wie kannst du einen Prälaten darum als glücklich bezeichnen, so er durch seinen Stumpfglauben unter dem privglegierten Protektorate Roms in seinem Stifte auf Kosten der Dummheit seiner Untertanen sich mästet und ganz außerordentlich wohl geschehen läßt?! Ist denn das irdisch glückliche Leben auch also gleich ein glückliches in dieser Welt der Geister? O mitnichten, sage Ich dir!

03] Denn je mehr jemand auf der Welt seinem Fleische, das da ist des Geistes Kerker, gedient hat, je mehr er dasselbe pflegte und nährte, und je mehr er diesem Kerker willigst gewährte, darnach es diesen gelüstete, - desto mehr und desto fester hat er sich auch mit demselben verbunden!

04] So es dann aber zu der endlichen Ablösung von diesem Kerker kommen wird, wie hart, wie schwer und schmerzlich wird diese sein?! Wird man nicht, wie bei einer schlechten Geburt, wo die Leibesfrucht mit der Gebärmutter an mehreren Stellen förmlich verwachsen ist, die Seele und den Geist auch mit aller Gewalt förmlich stückweise dem zu sehr gemästeten Fleischkerker entreißen müssen, um diese ineinander verwachsenen Wesenheiten notwendigst trennen zu können!? Wird solch eine Operation dem Fleische, der Seele und dem Geiste wohl ein angenehmes Gefühl verursachen?! O siehe, das setzt schon zuerst eine Marter ab, die mit keiner rein irdischen zu vergleichen ist, was ich nur zu sehr und zu gut kenne! - Da aber diese bittere Folge auf solch ein irdisch glückliches Leben nahe allzeit nur zu bestimmt zu erwarten und zu bestehen ist, sage - kann man solch ein Leben ein wahrhaft glückliches nennen?
Siehe, es gab in Asien, als Mohammed seine Lehre und sein irdisches Reich gründete, eine sonderbare, grausame Art von Aberglauben, namentlich unter den Mohammedanern, der, zumeist aus einem Christenhasse entspringend, darin bestand: Die Weiber der Osmanen mußten getrocknetes und pulverisiertes Blut von jungen und sehr fetten Christen einnehmen, so sie sehr schöne Mädchen zur Welt bringen wollten. Zufolge dieses krassesten Aberglaubens wurden dann nicht selten junge Christenmänner von den Osmanen gefangengenommen, natürlich ohne Ahnung zu welchem Zwecke. Diese Gefangenen wurden mit der größten Freundlichkeit behandelt und hatten das beste Leben einige Jahre hindurch. Sie bekamen die besten und nahrhaftesten Speisen und Getränke und wurden sonach förmlich gemästet. Hatten sie aber einmal die rechte Fette, da kamen dann die Schlächter, zogen dem wohlgemästeten Christen alle Kleider aus und hoben ihn dann in ein Bad, wo er ganz rein von allem Schmutze gewaschen wurde. Als er also gewaschen ward und noch nicht wußte, was mit ihm nun weiter geschehen werde, da ward er an Händen und Füßen festgebunden und also auf ein durchlöchertes, starkes und breites Brett, das über einer reinen Wanne befestigt war, gelegt und fest an dasselbe gebunden. Als diese Vorkehrungen getroffen waren, da zogen die Schlächter feine und scharfe Dolche aus den früher versteckten Scheiden und fingen an Stiche in das fette Fleisch des gemästeten Christen zu machen, auf daß das schöne und fette Blut dann aus taufend Wunden in die Wanne floß. Und damit das Blut desto reichlicher floß, wurde nach und nach der Leib des also Geschlachteten mit schweren Gewichten belegt! Welche verzweifelten Schmerzen aber der arme Geschlachtete dabei empfand, und das manchmal mehrere Stunden lang, bevor er starb, - das kannst du dir ohne eine weitere Beschreibung leicht vorstellen!
Ich frage dich aber und sage: War sein früheres allerbestes Leben mit Bezug auf ein solch elendestes Ende wohl ein glückliches zu nennen? Hätte ein solcher Christ sich nicht so blind und sorglos mästen lassen, da wäre er fein mager geblieben; und die Osmanen hätten ihn gar bald wieder laufen lassen, da er nimmer fett werden wollte. Aber da er ganz sorglos, gleich einem Schwein, sich den Speck hinaufmästen ließ, so mußte er sich aber dann auch die Folgen seines Fettwerdens leider nur gar zu bitter gefallen lassen. Aber es bedarf zu solcher endlichen Bitterkeit wahrlich keiner abergläubigen Osmanen. Sondern der Speck selbst gibt und vollzieht noch viel Ärgeres!

05] Glaube es Mir, solche sorglosen und egoistischen Fettwänste, sowie alle die durch ihr eigenes Fleisch gerichteten und verfluchten Unzüchtler und Hurer werden sich vollaus zu verwundern haben, welch merkwürdige Schmerzen ihnen der Leibestod bereiten wird! Wahrlich, der osmanische wäre (im Vergleich mit diesem tobenden Sturme) kaum ein kühles Lüftchen dagegen.

06] Mit diesen Schmerzen nimmt das eigentliche ,Glück, eines Stumpfgläubigen erst so recht seinen Anfang! Kommt ein solch ,glückliches' Wesen dann aber wie ganz zerrissen und zerstochen in dieser (Geister-)Welt an, wo die Empfindsamkeit für jeden Eindruck bis in ein förmliches Indefinitum (ins Ungemessene) gesteigert sein muß, weil die früher durch den groben Leib geschützte Seele hier ganz bloß gestellt ist, - da fängt dann erst das eigentliche Schmerz-Glück an, das dein Stumpfglaube bereitet!

07] So du aber ein solches ,Glück' im Ernste willst, so tue, wodurch du also glücklich zu werden wähnest, und Ich stehe dir dafür, daß du nur zu bald ganz anders denken und urteilen wirst!

08] So Ich aber Selbst gelehrt habe: »Werdet vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist!« und der Paulus verlangte, daß man alles genau prüfen solle, und das Gute daraus behalten, sage, wurde dadurch ein Stumpfglaube, der kein Glaube ist, oder ein wahrer, lebendiger Glaube, der über alles Wissen himmelhoch erhaben ist, geboten?! Urteile nun selbst, ob das, was du Glauben nennst, wohl Glaube ist!? - Sodann erst werde Ich dir sagen und genau erläutern, was so ganz eigentlich wahrhaft glauben heißt! Rede nun, denn es ist die Reihe wieder an dir!"

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