Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


06] Und endlich verstündet ihr erst in eurem Herzen die Liebe, wahrlich, da wäre an euch erfüllt die große Forderung, die Ich an Meine Apostel gerichtet habe, da Ich zu ihnen sagte: »Seid vollkommen, wie euer Vater in den Himmeln vollkommen ist!« - Liebe Kinder! Was meint ihr wohl, was diese Anforderung besagt? - Seht, diese Anforderung besagt nichts mehr und nichts weniger, als bloß die ziemlich große »Kleinigkeit«, daß der Mensch vollkommen Mir in allem gleichen solle! - So ihr euch nur einen allerleisesten Begriff von Meiner Größe, Macht und Kraft und von allen Meinen unendlichen Vollkommenheiten machen könnt, so werdet ihr euch ja wohl auch davon einen kleinen Begriff machen können, was das heißen will, wenn Ich zu euch sage, daß auch ihr so vollkommen werden sollt, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. Denn wenn »der Sohn« die Seinen zu Miterben gemacht hat, auf daß Er vollkommen brüderlich teile das große Erbe vom Vater, so will auch das nichts anderes sagen, als daß die Seinen zu derselben Gerechtigkeit, zu derselben Macht und Kraft des Geistes Gottes gelangen sollen, welche dem Sohne im Vater und dem Vater im Sohne von Ewigkeit her innewohnt.

07] Bevor Ich euch jedoch alles dieses noch etwas näher auseinandersetzen werde, wollen wir zur sonderheitlichen Beantwortung eurer vier Hauptfragen zurückkehren.

08] Was Mein Leiden betrifft, so habe Ich also gelitten an Meinem Leibe wie ein jeder andere Mensch, und zwar in derselben Ordnung, wie ihr es lest in den Evangelien. Weil aber das menschlich leidende Ich noch ein anderes, göttliches Ich in sich schloß, so war dieses Leiden auch ein doppeltes, nämlich das äußere, leibliche, und das innere, göttliche.

09] Worin das äußere Leiden bestand, wisst ihr - aber worin das göttliche Leiden bestand, das ist eine andere Frage. - Damit ihr euch davon einen Begriff machen könnt, so denkt euch, was das heißen will, wenn der unendliche Gott in dieser Leidensperiode Sich aus Seiner unendlichen und ewigen Freiheit zurückzog und in dem Herzen des leidenden »Sohnes« Seine Wohnung nahm!



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