Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 120


Mt.09,09-13] Berufung des Zöllners Matthäus; Mahl mit den Zöllnern.Ärger der Pharisäer und Schriftgelehrten über Kontakt Jesu mit Zöllnern und Sündern. (a Mk.02,13-17;  Lk.05,27-32;  ⇒ jl.ev01.120,01-14;  jl.him3.330,01)

01] a Als wir aber soweit waren, dass uns das Volk nicht mehr erschauen konnte, hieß Ich wieder ans Land fahren; denn es war schon stark um die Mittagszeit, und wir hatten im Schiffe nichts zu essen. Als wir bei gut zwei Stunden Weges von dem früheren Hause ans Land traten, so mußten wir dann eine ziemliche Strecke zurückgehen zu einem kleinen Dorf, in dem wir Mittag halten wollten. (a Mt.09,09a; = Mk.02,13*; = Lk.05,27)

02] Vor dem Dorfe aber war ein Hauptmauthaus. Und siehe da, a bei der Schranke am Zolltische saß eben jener junge Mann (er war erst 35 Jahre alt, was bei den Juden noch für jung galt), der im früheren Hause als einer der acht Brüder, die den Gichtbrüchigen hingebracht hatten, so weise Reden hielt. (a Mt.09,09a; = Mk.02,13*; = Lk.05,27)

03] Als die Pharisäer und Schriftgelehrten seiner ansichtig wurden, sagten sie: »Da sieht es nun übel aus! Jetzt ist dieser ein römischer Zöllner! Der wird nun einen ganz erschrecklichen Zoll von uns nehmen! Was tun wir nun?«

04] Sage Ich: »lasst eure Sorge; denn sie ist hier zu nichts nütze! Ich werde hier das Beste treffen.«

Mt.09,09b*] und er sprach zu ihm: »Folge mir!« Und er stand auf und folgte ihm. (a Mk.02,14; = Lk.05,27-28;  ⇒ ⇒ jl.ev01.120,05

05] Mit diesen Worten trete Ich hin zum Zöllner und sage zu ihm: a »Matthäus (das war sein Name), übergib diesen Tisch jemand anderem, und du folge Mir!« Und sogleich stand er auf, übergab den Tisch und folgte Mir ohne alle Einrede. Und als die vor der Schranke stehenden Jünger und Pharisäer und Schriftgelehrten fragten, was sie zahlen müßten, (Matthäus.09,09*; = Mk.02,14; = Lk.05,27-28)

06] sagte Matthäus: »Diesmal hat der Herr für euch alle den Zoll entrichtet; denn er hat meinen Oheim gesund gemacht. Wie sollte ich nun von Ihm, dem göttlichen Meister, einen Zoll nehmen?!«

07] Da ward die Schranke aufgemacht, und sie alle gingen unentgeltlich durch.

08] Als wir aber dann ins Dorf kamen, so führte uns Matthäus in sein Haus, in dem alle Zöllner, die bei dieser Hauptmaut angestellt waren, und eine Menge Aufseher und andere 'Sünder' - nach dem Maße und Gerichte der Juden, Pharisäer und Schriftgelehrten - das Mittagsmahl hielten. Denn das Haus Matthäi war groß und war zugleich ein Gasthaus, in dem die Juden nur ums Geld etwas zu essen und zu trinken bekommen konnten; die Zöllner, Aufseher und 'Sünder' aber waren frei, da sie ja sämtlich Diener des Hauses waren, das den Zoll von den Römern in Pacht hatte.

Mt.09,10] Und es begab sich, als er zu Tisch saß im Hause, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder und saßen zu Tisch mit Jesus und seinen Jüngern. (a Mk.02,15; = Lk.05,29*;  ⇒ jl.ev01.120,09

09] a Ich ward aber sogleich von all den Zöllnern zu Tische geladen, und Meinen Jüngern und auch den Pharisäern und Schriftgelehrten ward Brot und Wein hinausgestellt in gerechter Menge; die Jünger waren dabei voll guter Dinge. Nicht also auch die mit ihnen seienden Pharisäer und Schriftgelehrten; denen rauchte es sehr in die Nase, dass sie nicht auch zu Tische geladen wurden. (a Mt.09,10];  ; = Mk.02,15; = Lk.05,29*)

10] a Es begab sich aber, dass da, während Ich schon ohnehin mit einer Menge von Zöllnern und Sündern zu Tische saß, noch eine Menge Zöllner und Sünder ins Haus kamen von andern Orten her; denn das Haus Matthäi war als ein sehr wohlhabendes und gastfreundliches weit und breit bekannt, und es gab da besonders an den Sabbaten große Zusammenkünfte. Sie grüßten Mich alle überaus freundlich und sagten, eine größere Ehre könnte diesem Hause wohl nimmer widerfahren, als dass sie Mich zu Gaste unter sich hätten. Und sie vergrößerten den Tisch und nahmen alle an Meinem Tische Platz. (a Mt.09,10];  ; = Mk.02,15; = Lk.05,29*; Lukas.15,01)

  • Mt.09,11*] Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: »Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?« (a Mk.02,16; = Lk.05,30;  ⇒ jl.ev01.120,11

    11] Die Pharisäer und Schriftgelehrten aber drängten sich an das offene große Tor des Hauses, um Mich da zu beobachten, was Ich täte und redete. a Da sie sahen, dass Ich mit den Zöllnern und Sündern überaus freundlich umging, so gerieten sie heimlich in einen großen Ärger und fragten Meine Jünger, die draußen bei ihnen waren: »Warum ißt euer Meister denn mit Zöllnern und all den offenbarsten Sündern? Ist er denn heimlich etwa auch ihresgleichen einer?« (a Mt.09,11*Mk.02,16; = Lk.05,30)

    Mt.09,12] a Als das Jesus hörte, sprach er: b »Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.« (a = Mk.02,17; = Lk.05,31b Hesekiel.34,16jl.ev01.011,14;  ⇒ jl.ev01.120,12jl.ev03.163,07jl.ev05.270,22jl.ev06.049,04jl.ev06.069,11jl.ev06.202,11jl.rbl1.119,03)

    12] a Da Ich aber solche Frage vernahm, wandte Ich Mich am Tische zu ihnen hinaus und sagte ganz kurz und heitern Mutes: »Die Starken und Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken nur!« (a Matthäus.09,12*; = Mk.02,17; = Lk.05,31b Hesekiel.34,16jl.ev01.011,14;  ⇒ jl.ev01.120,12jl.ev03.163,07jl.ev05.270,22jl.ev06.049,04jl.ev06.069,11jl.ev06.202,11jl.rbl1.119,03 )

    Mt.09,13a] Geht aber hin und lernt, was das heißt: a 'Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.' (a Mt.09,13aHos.06,06Mt.12,071.Sam.15,22;  ⇒ jl.ev01.120,13jl.ev02.018,08-10;  jl.hag2.025,45-46)

    13] a Geht aber hin und lernet, was das heißt: b 'Ich habe Wohlgefallen an der Barmherzigkeit und nicht am Opfer!' (a Mt.09,13aHos.06,06Mt.12,071.Sam.15,22;  ⇒ jl.ev01.120,13jl.ev02.018,08-10;  jl.hag2.025,45-46

    Mt.09,13b*] a Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Frommen. (aMt.09,13bMt.09,13b; = Mk.02,17; = Lk.05,32Mt.18,11;  ⇒ jl.ev01.120,14)

    14] a »Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen - und nicht die Frommen, die der Buße nicht bedürfen!« (Mt.09,13bMt.09,13b; = Mk.02,17; = Lk.05,32Mt.18,11)

    15] Diese Worte verstanden die Pharisäer und Schriftgelehrten zu ihren Gunsten und sagten darauf nichts Weiteres; denn sie fühlten sich dadurch geschmeichelt.

    16] Ich aber unterhielt dann die Gesellschaft mit allerlei Gleichnissen, durch die das menschliche Leben in seinen Schwächen und in der aus solchen Schwächen nur zu oft hervorgehenden Verworfenheit desselben so recht handgreiflich dargestellt ward. So gab Ich ihnen auch sehr kräftige Grundrisse von der wahren Zucht der Kinder und zeigte ihnen, wie eine schlechte Kinderzucht mit der Zeit alle erdenklichen Übel zur Folge haben muß, geistig und leiblich.

    17] Also lehrte Ich die Gesellschaft, warum der Mensch von Gott erschaffen ward, und wie er als ein freies Wesen aus sich selbst freitätig der Absicht Gottes Genüge leisten solle um dadurch zu werden ein vollkommenes, unverwüstbares geistiges Wesen.



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