Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


02] »Bethsaida« stellt hier die äußerste »Welt« dar, in der nur einer für die Welt blind war. Aber eben diese Blindheit für die Welt war der Grund, aus dem dieser einzige für die Welt Blinde es merkte, daß Ich nach Bethsaida kam, und darum die Weltsehenden bat, daß sie ihn zu Mir führten, auf daß Ich ihn heilete und ihm wiedergebe das Licht der Welt.

03] Da von Mir aber gemäß der vollen Willensfreiheit jeder haben kann, was er will, Gift und Balsam, wie sie auf der Erde vorkommen, so konnte auch dieser haben, was er wollte. Er wollte anfangs das Weltlicht, darum führte Ich ihn außerhalb des Fleckens und spützete allda in seine Augen zum Zeichen Meines gerechten Abscheus vor der Welt und ihrem Lichte, legte ihm aber auch Meine Hände auf zum Zeichen, daß er, wie jeder in der Welt, sich in der Macht Meiner Hände befindet, ob er es merkt oder nicht, und Anteil hat an Meiner Gnade und Erbarmung, so oder so, d.h. entweder für den Himmel oder, so es ihm lieber ist, auch bloß für die Welt!

04] Aus eben diesem Grunde ließ Ich diesen einzigen Blinden von Bethsaida nicht sogleich allerklarst weltsichtig werden, sondern nur wie durch einen Schleier, und fragte ihn dann, ob er etwas sehe. Und der für die Welt Blinde blickte in der Welt auf und sprach: »Ich sehe die Menschen wie Bäume wandeln!«

05] Diese Aussage ward zu einem Zeichen und Zeugnisse, wie die Weltmenschen aussehen ihrer inneren Natur nach, und was sie darnach sind, nämlich: sie sehen aus wie wandelnde Bäume, die kein Leben mehr haben, da ihre Wurzeln in keiner Erde mehr stecken, daß sie Nahrung bekämen, sondern in der Luft hängen - weil sie von den Orkanen ihres Weltsinns und ihrer Weltleidenschaften sich haben aus dem Erdreiche Meiner Liebe, Weisheit und Ordnung reißen und gänzlich entwurzeln lassen!

06] Da der Weltblinde durch dies Bekenntnis der Welt ein richtiges Zeugnis angesichts Meiner und Meiner Brüder gab und in sich gewahr wurde, was an der Welt und ihrem Lichte ist, so legte Ich ihm nun aus rechter Gnade und Erbarmung abermals die Hände auf, damit er das, was er nur wie durch einen Schleier sah, auch in der vollen Klarheit schauen solle. Und Ich spützete ihm darum auch nicht mehr auf die Augen, zum Zeichen, daß Mir ein rechter, wahrer Blick in die Welt angenehm ist, demzufolge die Welt einen solchen Richtigseher nicht mehr in ihre tausendmaltausend Schlingen fangen kann zum ewigen Verderben.



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