Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 173. Kapitel:Die dritte Treppe im Palast Lamechs und ihre Hindernissen für die drei Boten.

01] Als die drei aber vollends zur dritten Treppe gelangten, da fingen sie bei sich zu staunen an über die große List Lamechs; denn auf so etwas waren sie nicht vorbereitet.

02] Und Ich Selbst sagte ihnen in ihrem Gemüte auch nichts davon, darum, daß sie bei solch einer außerordentlichen Gelegenheit ihre ihnen von Mir verliehene Kraft der Weisheit desto mehr bekräftigen sollten. Wie verrammelte aber demnach der Lamech diese dritte Treppe?

03] Jede Stufe war mit kleinen Kindlein belegt, und zwischen den Kindern waren nackte Mütter mit geritzten Brüsten und verzweifelt zerrauften Haaren gestellt; die Kinder waren mit Stricken an die Staffeln niedergebunden und die Mütter mit ehernen Banden um die Lenden an die Stufen mittels starker Ketten gehängt.

04] Als die Mütter die drei Mächtigen erblickten, da fingen sie sich und die drei also an zu verwünschen und zu verfluchen, wie da folgt:

05] »Welcher Hölle des ärgsten aller Satane seid ihr entstiegen, darum wir euretwegen hier also auf das schauerlichste gequält werden müssen, um durch unsere entsetzliche Qual und größte betrübende Not euch den Zutritt zu dem verruchten Lamech zu verwehren?!

06] Ihr heißet euch Boten Jehovas! O ihr entsetzlichsten Frevler! Ist Jehova gleich wie ihr, ist da unser Scheusal von einem Lamech nicht ein leiser Abendhauch dagegen in aller seiner unmenschlichsten Bosheit?!

07] Was haben die armen Mägde, die da Lamechs endlose Grausamkeit verführt und verlockt hatte zu seinen niedrigsten Zwecken, denn euch je Arges zuleide getan, darum ihr sie ohne Gnade und Erbarmen habt hinausgetrieben in die schändlichsten Kloaken und Pfützen, auf daß sie allesamt zugrunde gehen am Leibe, wie an der Seele?!

08] O ihr elenden Boten der untersten Hölle, wie sie einst der große Farak gelehrt hat, - ihr getrauet euch noch, bei solchen Taten, deren alle Teufel zusammengenommen nicht fähig sind, euch Boten Jehovas zu nennen?!

09] Lamech hatte seine beiden Brüder erschlagen und hätte somit den zweifachen Tod verdient;

10] Jehova aber sagte zu Lamech: Wer den Lamech töten möchte, der soll siebenundsiebzigmal gerächt werden!'

11] Diese armen Mägde haben samt unser noch nie eine Fliege totgeschlagen, und ihr als vorgebliche Boten der ewigen Liebe Jehovas habt sie auf die grausamste, elendeste und schändlichste Weise darum zugrunde gerichtet und marterlichst getötet, weil die ohnehin dreifach Unglücklichsten von der schändlichsten Gewalt Lamechs für seine niedrigsten Zwecke bei den Haaren von den Schergen, die ihr für ihre Grausamkeit noch oben darauf frei und glücklich gemacht habt, in dieses Greuelhaus hereingeschleppt wurden!

12] O ihr elenden, übergrausamsten Boten Jehovas, wenn ihr im Sinne habet, das Scheusal von einem Lamech zu bekehren und wieder zu Jehova zu wenden, warum habet ihr denn nicht an den unglücklichsten Mägden zuvor die Bekehrungsversuche gemacht, bevor ihr sie habt also grausamst töten lassen?!

13] O sehet, euch ist nicht um den Jehova zu tun, dessen Boten ihr sein wollet, sondern nur um die Herrschaft der armen Völker in den Tiefen alles Schlammes!

14] Sehet uns an, wie elend und auf das schändlichste gemißhandelt wir euretwegen unter dem gräßlichsten Drucke Lamechs schmachten müssen! Möchtet ihr uns nicht auch Lügnerinnen schelten und uns dann verderben darum und töten draußen in den Pfützen und Kloaken?!

15] Wenn ihr Elenden solches wollet, so löset unsere Bande; denn schmerzlicher kann für liebende Mütter kein Tod und martervoller keine Hölle sein als dieser Zustand, in dem wir uns vor euch nun befinden müssen!

16] Wollet ihr aber dieses nicht, so lasset uns hier zugrunde gehen und steiget über uns und unsere unschuldigsten armen Kinder hinauf in die schändlichste Greuelwohnung Lamechs und machet aus ihm einen noch ärgeren Teufel, als er es ohnehin schon ist!

17] Verflucht sei der Tag, der uns dies elende Leben gab! Fluch unseren Zeugern, und Fluch dem Schöpfer, der uns für ein solches Elend erschaffen hat, und ewig Fluch euch, die ihr gekommen seid, unser Elend zu vermehren!

18] Vernichtet uns, so ihr es könnet, auf ewig; aber quälet uns nicht mehr, als wir ohnehin schon gequält sind!«

19] Hier stutzten die drei und wußten nicht, was sie da tun sollten; denn die Rede der angeschmiedeten Weiber und das Weinen und Schreien der Kinder fing an, ihnen gewaltig zu Herzen zu gehen.



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