Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 57. Kapitel: Zeugnis des Ältesten von Jesus.

01] Nach einer Weile sprach der Älteste folgende Worte aus: »Nein, nein, nein, - das ist unerhört! Moses und Elias, als die zwei größten Propheten, haben Großes geleistet, ja Größeres, als ein Mensch vom reinsten Verstande je zu fassen und zu begreifen imstande ist und selbst das gläubigste Gemüt kaum mehr glauben kann! Aber was sind alle jene Wundertaten, die von den genannten zwei Propheten gewirkt wurden nach dem Willen Jehovas, von dessen Machtgeiste sie erfüllt waren, gegen dieses Wunderwerk?! Alle Propheten, die großen wie die kleinen, sagten: "Der Herr will es, und der Herr spricht also!", Du, o großer Herr, aber sagtest: "Ich will es, und es sei!" Und es ward im Augenblick, was Du wolltest! Daher bist Du mehr denn Moses und Elias!

02] Dein Ich ist der Herr Selbst in aller Fülle, und ich als ein Greis habe nun in Dir mein Heil gesehen und möchte nun sagen: O Herr, Herr, lasse Deinen alten Diener im Frieden ins große Jenseits übergehen! Denn Du bist der Verheißene aus Dir Selbst! Dein ewiger Geist sprach aus dem Munde der Propheten und weissagte von Deiner Darniederkunft, und Du als die ewige Wahrheit und Treue Selbst hast Dein Wort gehalten und bist, mit Fleisch und Blut angetan, zu uns sündigen Menschen gekommen, um uns von neuem wieder aufzurichten, die Juden sowohl als auch die Heiden, die auch Kinder Noahs sind und einst mit den Vorabrahamiten ein Volk unter dem großen Großkönige und Höchstpriester Melchisedek von Salem ausmachten. Daher alle Ehre und alles Lob Dir allein, Du Herr, Herr, Herr!«

03] Sagte Ich: »Nun, nun, es ist schon gut und wahr also! Daß euer gesunkener Glaube durch diese Meine Tat auf einmal wieder aufgerichtet wurde, ist wohl sehr begreiflich, wie auch, daß ihr Mich alsbald erkannt habt; aber ihr müsst in der Folge diesen euren Glauben erst durch die Werke der wahren Nächstenliebe lebendig machen, ansonst er für das Leben eurer Seele keinen Wert hätte vor Mir. Denn Ich bin nur durch Meine übergroße Liebe zu euch Menschen gekommen, und so könnt ihr Menschen auch nur wieder durch die Liebe zu Mir und zum Nächsten zu Mir und also zum ewigen Leben eurer Seelen als Meine rechten Kinder gelangen, was ihr euch wohl zu merken habt!

04] Der Glaube an Mich ist wohl ein lebendiges Licht aus den Himmeln, aber erst durch die Werke der Liebe. Wie aber ein Licht, das in der Nacht leuchtet, erlischt, so es nicht durch ein stets erneuertes Hinzutun des Öles genährt wird, ebenso erlischt auch der anfangs noch so ungezweifelte Glaube ohne die steten Werke der Liebe.

05] Ich habe durch dieses Mir leicht mögliche Wunderwerk nicht nur euren völlig gefallenen Glauben in eurer Seele aufgerichtet, sondern auch eure Liebe zu Mir angefacht; aus dem Lichte dieser wahren und ewigen Lebensflamme habt ihr denn auch bald und leicht erkannt, wer in Mir zu euch gekommen ist.

06] Weil ihr aber das alsbald und ohne viele Mühe und Predigt erkannt habt, so tut nun auch danach, daß ihr und eure Nachkommen durch die Werke der Liebe in Meinem Namen verbleibt im lebendigen Glauben!«

07] Sagte der Älteste: »O Herr, Herr, dieses Werk wird in dieser Gegend der sechzig Städte ein größtes Aufsehen erregen, sowohl bei den wenigen Juden, wie auch bei den vielen Heiden sowohl dieser Stadt, als mit der Zeit auch in den andern Städten. Wenn die Menschen von allen Seiten hierher kommen und sehen werden, daß unser schon so lange verfallenes Haus auf einmal in eine wahre königliche Burg umgewandelt worden ist und werden uns fragen, wie das vor sich gegangen ist, - was werden wir ihnen dann zur Antwort geben können?«

08] Sagte Ich: »Darum sorgt euch nicht; denn so ihr vor den Menschen von dieser Tat und von Mir zu reden genötigt seid, dann wird es euch schon in den Mund gelegt werden, was ihr zu reden habt! Die gar zu Zudringlichen aber verweist an den Hauptmann und an seine Unterdiener, die alle das Werk mit angesehen haben, - da werden sie schon die rechte Aufklärung erhalten; denn diese kennen Mich gar wohl schon und wissen, wie Mir nichts unmöglich ist.«



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