Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 188. Kapitel: Die von Jesus Geheilten und ihre Schiffer.

01] Die Geheilten aber erhoben sich darauf von ihren Tischen, gingen ans Meer hin und erzählten alles den noch anwesenden Schiffern, was ihnen da alles widerfuhr.

02] Da staunten auch die Schiffer aus der Gegend Tiberias und sagten, daß auch sie schon gar vieles von dem großen Heilande aus Nazareth gehört hätten; aber sie hätten ihn noch nie zu Gesichte bekommen, und so könnten sie auch nicht gleich alles aufs Wort glauben, was sie von dem großen Wunderheilande von andern Menschen vernommen hätten. Aber nun hätten sie einen augenscheinlichsten Beweis vor sich und könnten und wollten denn auch alles andere glauben, was sie von ihm gehört hätten und also denn auch Gott loben über alles, der einem Menschen solch eine Macht gegeben habe; denn so etwas sei seit Menschengedenken noch niemals dagewesen.

03] Sagte darauf ein Geheilter: »Da habt ihr wahrlich ganz recht nach euren Begriffen und Erkenntnissen; doch wir haben die Sache in uns ein wenig anders bedacht, und wir werden uns nicht irren. Der Mensch, dem nach eurem Verstande Gott eine so große Macht verliehen hat, darum ihr Ihn als euren Gott loben wollt, scheint eben der Herr Selbst in Seinem Hause zu sein und kann mit Seiner Macht verfügen nach Seinem höchsteigenen Willen, und der Gott, den ihr des Menschen willen loben wollt, scheint in aller Fülle in Ihm Selbst daheim zu sein! Denn nach dem, was wir ganz getreu von Seinen nach Joppe ausgesandten zwei Jüngern vernommen haben, redet Er durchaus nicht in der Weise, wie ehedem die verschiedenen Propheten zum Volke geredet haben - diese sagten allzeit: "Höre, Volk!" oder "Höre du, König, oder dieser oder jener! Also spricht der Herr!", und dann erst sprach des Herrn Geist aus dem Munde des Propheten -, sondern Er sagt: "Ich Selbst sage euch, und Ich will es!"

04] Und, Freunde, sobald ein Mensch so redet und spricht und Gott ihn für solch eine für jeden Menschen frevelhafteste Anmaßung nicht vor allen Menschen sichtbar bestraft, so muß solch ein Mensch die Fülle Gottes Selbst in Sich haben und sonach auch Selbst völlig der Herr sein, ansonst es Ihm wahrlich niemals gelingen würde, allen Geistern, Kreaturen und Elementen zu gebieten, und alles gehorcht der unendlichen Macht Seines Willens! Denn wir wissen das aus dem Munde Seiner Jünger, die von gar vielen Zeichen und Wundertaten Augenzeugen waren.

05] Und so kommt es uns vor, daß wir es in dem großen Heilande aus Nazareth schon gleich mit Gott Selbst zu tun haben und mit keinem noch so großen Propheten mehr!«

06] Sagte darauf ein Schiffer, der in der Schrift so ziemlich bewandert war: »Ihr seid aus Joppe, einer Stadt, die nun mehr von den Heiden denn von den echten und wahren Juden bewohnt wird, und seid darum selbst mehr Heiden als Juden. Was macht es aber den Heiden, ob sie zu ihren mindestens in allem bei zehntausend Göttern wieder einen neuen ganzen oder halben Gott noch hinzutun?

07] Bei uns echten und noch wahren Juden aber heißt es schon im ersten Gebote Mosis: "Ich allein bin dein Gott und Herr; also sollst du nur an Mich als den einen, allein wahren Gott glauben und keine fremden, von den Menschen erdichteten Götter neben Mir haben und verehren!"

08] Seht, also lautet das Gesetz für uns Juden für ewig hin! Wenn aber also, wie könnten wir den Wunderheiland auch als einen zweiten und somit neuen Gott annehmen und ihm die Ehre geben, die wir nur dem einen, allein wahren Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs schuldig sind?

09] Wir haben aber alles dessen ungeachtet dennoch eine große Freude an dem Wunderheilande aus Nazareth, darum, weil ihm Gott, als einem uns gleichen Menschen, seiner sicher größten Frömmigkeit wegen solch eine noch nie dagewesene Macht gegeben hat, und loben darum nur den einen, allein wahren Gott, aber nicht den mit einer Fülle der göttlichen Macht begabten Menschen.

10] So ihr wahre Juden wärt, da würdet ihr auch wohl dasselbe tun; doch als mehr Heiden denn Juden mögt ihr tun, was ihr wollt, denn ihr habt nicht nötig, euch für euren Glauben vor den Pharisäern im Tempel zu Jerusalem zu verantworten!«



Home  |    Index Band 9  |   Werke Lorbers