Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 276


Jesu Abschied vom Gebirgsdorf.

01] Am nächsten Tag ward zu dem fernen Nachbar gegangen und allda der ganze Tag wie auch die ganze Nacht zugebracht. Hier geschah es, daß Ich Mich, allen sichtbar, von den Engeln des Himmels bedienen ließ und auch die andern Gäste. Da gab es des Staunens schon gar kein Ende mehr, und die Bewohner fühlten sich ganz in die Himmel versetzt. Sie besprachen sich auch vielseitig mit diesen reinen Himmelsgeistern und lobten deren große Weisheit und deren große Macht; denn es wurden in dieser Nacht gar viele Wunder vollbracht, und zwar zum Besten dieser sehr braven Gebirgsbewohner.

02] Unter den vielen Wundern war auch das, daß der ferne Nachbar ein ganz neues und sehr zweckmäßiges Haus erhielt und noch einiges in Hülle und Fülle und Eßwaren und Weine von der besten Art. Also wurden auch den sämtlichen Bewohnern eine Menge nützlicher Haustiere beschafft und ihre Gärten bestbestellt, auch wurden ihre sämtlichen Wohnhäuser ganz gut hergestellt und mit Wirtschaftsgebäuden versehen, ein jegliches nach seinem Bedarf. Daß darob diese Menschen vor lauter Verwunderung und Dankbarkeit ordentlich zerflossen, bedarf wohl keiner näheren Erwähnung mehr.

03] Am Morgen endete diese nächtliche Szene, und alle Nachbarn kehrten an Meiner Seite überfroh, überaus erbaut und von höchster Dankbarkeit erfüllt nach Hause zurück, und alle betrachteten voll der seligsten Bewunderung ihre viel verbesserten Häuser und Gärten und Acker. Aber bei all dem konnten sie sich von Mir denn doch nicht trennen, und Ich mußte bald in einem und bald wieder in einem anderen Hause ihr Gast sein samt den Jüngern, wo da allzeit viel von allerlei Weltzuständen gesprochen ward.

04] Und so wurde diesem ärmsten Völklein doppelt geholfen, nämlich physisch und moralisch. Als Ich aber nach der abgelaufenen Zeit davon zu reden anfing, daß Ich denn jüngst von da abreisen und nach Jerusalem zu einem Feste ziehen werde, da wurden alle sehr traurig, und Barnabe fragte Mich, wie es Mir denn wohl möglich sein könne, in diese höchst demoralsierte, gottlose Stadt zu ziehen.

05] Da sagte Ich: ”Freund, wo es der Kranken am meisten gibt, dort ist auch ein Arzt am allernotwendigsten!“

06] Ich blieb aber auf vieles Bitten noch etliche Tage daselbst und habe sie noch über so manches Gute und Nützliche belehrt wie auch Meine Jünger, die eben auch nicht sehr damit einverstanden waren, daß Ich zu diesem Herbstfeste Mich nach Jerusalem begebe.

07] Aber Ich sagte zu ihnen: ”Es ist also der Wille des Vaters, und da kann es nimmer anders sein!“

08] Als sie solches vernahmen, da willigten sie ein und hatten nichts mehr einzuwenden.

09] Es war an einem Vorsabbat, an dem wir uns auf den Weg machten. Denn wir wollten am Sabbate, an dem das Fest begann, in Jerusalem eintreffen, und so mußten wir am Vorsabbat schon unsere mehrwöchige Ruhestätte verlassen, um am Sabbat morgens in Jerusalem zu sein; denn es war von da noch eine gute Tagereise dahin.

10] Nach einem Morgenmahle segnete Ich den Ort und seine Bewohner und begab Mich, von allen begleitet, durch den neuen Ausgang, den zuvor noch nie jemand begangen hatte, auf die Reise. Bei dem Ausgang durch die Grotte beschied Ich die Begleiter zum Rückzug und empfahl ihnen noch einmal den vollen Glauben an Mich und die Liebe zu Gott. Ich sagte ihnen auch, daß sie nie wankend werden sollten in diesem Glauben, dann würde Ich verklärt nach ein paar Jahren wieder zu ihnen kommen und ihnen allen erteilen die Kraft Meines Geistes. Dafür dankten Mir alle und baten Mich, daß Ich auch ferne von da ihrer ja nicht vergessen möchte.

11] Ich aber sagte: ”Meine lieben Freunde! Bei Mir gibt es kein Vergessen; das gibt es nur bei den Menschen. Wer Meiner nicht vergißt, dessen vergesse auch Ich ewig nicht. Darum bleibt Mir getreu, solange ihr im Fleische wohnet, und Ich werde euch geben, wie Ich euch zu mehreren Malen versichert und sogar gezeigt habe, das unvergängliche, ewige Leben in Meinem Reiche. Amen!“

12] Hierauf trat Ich schnell die Reise an, allwo uns die Begleiter noch bei einer Stunde lang nachsahen und ihre Grüße und guten Wünsche nachsandten.

13] Darauf begaben sie sich zurück, voll der besten Vorsätze und des besten Willens; zugleich aber beschlossen sie, da sie nun mit allem möglichen versorgt waren und nicht mehr Not hatten, des Satzes wegen nach Nahim zu gehen, auch diesen Ein- und Ausgang so zu verlegen, daß sie ja von niemand irgendmehr aufgefunden werden könnten. Und was sie beschlossen hatten, das führten sie auch genau mit vereinten Kräften an diesem Vorsabbate aus und waren sonach ganz von aller Welt abgeschlossen und führten da ein strenges Leben genau nach Meiner Lehre.

Ende des 5. Bandes



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