Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 178


Wie Pharisäer im Jerusalemer Tempel Fruchtbarkeitsmittel herstellten.

01] (Markus:) »Es ist in der Hintergegend vom sogenannten Kleinasien eine von Menschen bewohnte Gegend, in der die Weiber zumeist unfruchtbar sind. Was daran die Schuld ist, weiß ich Dir nicht darzutun. Übrigens ist es eine ausgemachte Tatsache, daß, so jene Weiber von Juden oder Samariten beschlafen werden, sie ebensogut fruchtbar werden als die unsrigen. Nun, die Pharisäer, die ihre bösen Apostel in alle Welt aussenden, haben jene unfruchtbaren Weiber schon seit lange her kennengelernt und sind oft karawanenweise dahin gezogen, um die unfruchtbaren Weiber fruchtbar zu machen! Das war so gewisserart ein stets gutbezahlter Freundschaftsdienst. Aber es blieb nicht bei diesem Dienste, weil nach und nach die kleinasiatischen Männer jener bezeichneten Gemeinden einsehen gelernt haben, daß sie die sehr Betrogenen sind; denn ihre Weiber sind dennoch nicht so ganz eigentlich schwanger geworden in der Fruchtbarkeitsanstalt, welche die Missionare Jerusalems an der Grenze jener Gemeinden errichtet haben schon vor vielen Jahren, sondern die Missionare kauften hierzulande und auch in Judäa neugeborene Kinder zusammen, ließen solche in die besagte Anstalt bringen, in der die sonst zwar sehr schönen und üppigen, wenn schon unfruchtbaren Weiber zehn Monate verbleiben mußten. Nach Ablauf der zehn Monate aber, in welcher Zeit so ein Weib von den geilen Aposteln des Tempels nahezu zu Tode beschlafen ward, wurde dann solch einem Weibe ein solches angekauftes Kind unterbreitet, und zwar auf eine so pfiffige Art, daß sogar das Weib glaubte, daß das Kind von ihr sei! Aber wie gesagt, mit der Zeit kamen die Männer der schönen und üppigen Weiber denn doch hinter den Betrug, und zwar durch einen ehrlichen Samariten, der den Kleinasiaten zeigte, wie es die vermeinten frommen Apostel Jerusalems, der Stadt Gottes, trieben.

02] Da kamen die betrogenen Männer der Gemeinde zu den >Aposteln< in die Befruchtungsanstalt und hielten ihnen ganz ernstlich vor, was sie von einem Bürger Sichars vernommen hätten, und die befruchteten Weiber hätten ihnen auch dasselbe eingestanden!

03] Die >Apostel< aber, mit allen Betrugssalben gesalbt, fanden bald einen ganz gesunden Ausweg, beschrieben den sich beschwerenden Männern die Samariten von einer solchen Seite, daß die Beschwerdeführer im vollsten Ernste einzusehen anfingen, daß eben die Samariten, die von Gott schon seit vielen Jahren verfluchten Abtrünnlinge der Juden, die alleinige Schuld an der Unfruchtbarkeit ihrer Weiber trügen.

04] Dadurch aber verfielen die guten Samariten in einen zwiefachen Racheschwur, und zwar zuerst in den der Pharisäer wegen der Denunziation (Anzeige) und Verdächtigung bei den Hinterkleinasiaten, und dann fürs zweite bei den Besitzern der unfruchtbaren Weiber selbst, die nach der Erklärung der Pharisäer fest zu glauben anfingen, daß die Samariten lauter arge Zauberer seien und solches schon vor vielen Jahren den Hinterkleinasiaten angetan hätten, weil einmal ein Samarite dort wegen Beschlafung eines Weibes erschlagen worden ist. Aber sie, die Pharisäer nämlich, wüßten ein Gegenmittel, das sie den mit unfruchtbaren Weibern vermählten Männern gegen eine gute Bezahlung anraten und noch leichter selbst verschaffen könnten! - Jetzt, lieber guter Meister, kommt erst das Wahre, respektive echt Obersatanische, zum Vorscheine!«

05] Sage Ich: »Erzähle nur also fort! Wäre es auch nicht nötig für Mich, so ist es aber dennoch um so nötiger für diese Meine Jünger, daß sie solches erfahren.«

06] Fährt Markus mit seiner Erzählung fort, sagend: »Worin besteht denn eigentlich das von den Aposteln Jerusalems um vieles Geld angeratene Mittel zur Fruchtbarmachung der Hinterkleinasiatinnen? Es besteht nach dem weisen Rate der >Apostel< in nichts Geringerem als: Die Hinterkleinasiaten sollen sich das Blut von den Kindern der Samariten verschaffen und solches entweder in frischem Zustande oder aber auch getrocknet und als Pulver einnehmen, wenn sie mannbar geworden sind, und alsdann die Weiber, bevor sie sich beschlafen lassen; solches würde die Zauberkraft der Samariten zerstören und die Weiber wieder vollends fruchtbar machen! - Aber wie das Blut der samaritischen Kinder bekommen? - Dafür werden schon gegen guten Lohn und gegen gute Worte die Apostel des Tempels Sorge tragen!

07] Der Vertrag ward gemacht und von den betreffenden Hinterkleinasiaten angenommen. Was aber geschah darauf und geschieht in einem sehr ausgebreiteten Maße noch heute? Die Pharisäer machten darauf eine förmliche Jagd, wie und wo sie nur konnten, auf die Kinder der Samariten und tun dasselbe noch heutzutage.

08] Solche Kinder von ein bis zwölf Jahren werden in die bewußte Befruchtungsanstalt geschafft, dort eine Zeitlang gut genährt, besonders mit Nährstoffen, die zur Vermehrung des Blutes taugen. Zeigt es sich, daß so ein Kind voll Blutes ist, so wird es der Kleider entblößt, in die Schlachtkammer geführt und dort den eigens bedungenen und bediensteten Schlächtern übergeben. Diese unterbinden den unglücklichen Kinderchen mit starken Bändern knapp am Leibe Hände und Füße, dann knebeln sie die also unterbundenen Kinderchen an einen Pfahl, der in der Mitte einer Wanne angebracht ist, verbinden dazu den Armen die Augen und schneiden dann den also himmelschreiend Zubereiteten an Händen und Füßen die Adern auf. Während die Armen also verbluten und natürlich nach dem Verlaufe von wenigen Augenblicken zu Leichen werden, lassen es sich die >Apostel Gottes< aus Jerusalem, der Stadt Gottes, so ganz mir und dir nichts wohl geschehen. Die entseelten Leichname der also gemordeten Kinder werden dann in einem eigens dazu erbauten großen Ofen verbrannt und ihr also gewonnenes Blut entweder frisch oder aber auch im beschriebenen getrockneten Zustande für den bewußten Zweck verkauft. Die Hölle muß dieses überhöllische Mittel gesegnet haben; denn die Weiber, die solches Blut genießen, sollen im Ernste nun fruchtbar sein!

09] Für so etwas sollte denn der liebe Gott, so Er keine alte jüdische Fabel ist, denn doch ein Gegenmittel finden; aber es rührte sich von oben her bis zur Stunde noch nichts! Gott kann noch immer ganz geduldig und gemächlich solch namenlose Greuel ansehen, so wie Er vor etwa dreißig Jahren in Bethlehem hatte zusehen können, wie durch ein allertyrannischestes Machtgebot Kinder männlichen Geschlechts von ein bis zwölf Jahren bei fünftausend an der Zahl an einem Tage sind hingerichtet worden, und das auf die grausamste Art von der Welt!

10] Gott ist höchst gut, weise und voll Barmherzigkeit, wie ich es gelernt habe aus der Schrift; aber so ich, als in alle die Greuel eingeweiht, die Sache so recht beim hellen Lichte betrachte, da kann ich mich des Gedankens wohl kaum erwehren, daß es entweder gar keinen Gott gibt, oder, gibt es einen, so kümmert Er Sich lange um die Menschen dieser Welt nicht! Kann mir aber das jemand verargen? Sicher kein reeller und gleich mir menschenfreundlicher Mensch, auch ein Gott nicht! Denn in meiner Brust schlägt noch ein Herz, das der armen Menschheit mit aller Liebe zugetan ist!

11] So aber in Dir, Herr und Meister, irgend etwas Göttliches steckt, so wirke Du denn doch auch in dieser Sphäre ein Wunder und zerstöre und vernichte solche höllischen Scheusale! Ich zweifle nicht im geringsten, daß Dir solches gelingen sollte; denn was ich heute an Dir erlebte, ist mir mehr als eine allerhinreichendste Bürgschaft, daß Dir, so Du es nur willst, nichts unmöglich sein kann! Denn Du bist offenbar mehr denn alle Propheten zusammen!«


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