Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 100


Jesu Jünger in Seenot.

01] Sagt Petrus: »Aber es wird nun schon die dritte Nachtwache sein (etwa ein Uhr nach Mitternacht), und noch ist von keiner Seite her ein Fahrzeug auf dem Meere zu entdecken!«

02] Sagt Andreas, der sehr scharfe Augen hatte: »Ich entdecke auch nichts, - kann schauen, wie ich will!«

03] Sagt der Zöllner Matthäus: »Wenn sich nur einmal der uns gar widrige Wind legte! Die Schiffsknechte sind schon vom starken Rudern ganz erschöpft, trotzdem wir sie nun schon einige Male recht tüchtig unterstützt haben. Nur mit aller Anstrengung können wir uns auf der hohen See erhalten. Wenn es nur einmal zu grauen anfinge! Der Morgen bringt uns sicher einen andern Wind!«

04] Sagt Nathanael: »Ich fragte um alles andere wenig, wenn nur der Herr nachkäme, - sonst es vielleicht denn doch rätlich wäre, daß wir wieder zurückführen und Ihn suchen gingen! Am Ende ist Er möglicherweise etwa doch in die Hände der Herodesknechte geraten!?«

05] Sagt Simon: »Ach, was nicht noch alles! Er, dem alle Himmel und alle Elemente zu Gebote stehen - und die elenden Knechte Herodes! Er hat es einmal gesagt, daß Er nachkommen werde, so Er alles Volk entlassen haben wird, und daß wir vor ihm hinüberfahren sollen! Was Er sagt - ist heilig und somit überwahr! Wir werden das andere Ufer noch lange nicht erreicht haben bei diesem widrigen Winde, und Er wird bei uns sein! Denn wer den Winden gebieten kann, der kommt leicht und geschwind übers Meer!«

06] Sagt Johannes: »Bin ganz deiner Meinung! Darum vertrauen wir nur alle fest auf Ihn, Er verläßt uns in Ewigkeit nicht! Sehet, bei dem starken Winde, der uns nun schon bei fünf Stunden lang plagt, würden unsere Ruder eine ganz schlechte Wirkung gegen den Sturm zustande gebracht haben, wenn uns Seine Macht über die Elemente nicht auf der Höhe des Meeres erhalten hätte! Ohne Seine Einwirkung wären wir schon lange wieder dort, von wo wir ausgefahren sind! Denn, wie ich's recht gut merke, so steht unser Schiff wie angemauert auf einem Punkte, und ich meine, daß wir, recht festen Glaubens auf Ihn, das Rudern, das die Schiffsknechte schon ganz erschöpft gemacht hat, ganz füglich einstellen könnten; das Schiff wird sich dennoch nicht von dieser Stelle bewegen, und der Herr wird uns wahrscheinlich auf dieser Stelle einholen wollen, sonst wären wir schon lange Gott weiß wo bei diesem Sturme!«

07] Sagt Petrus: »Ja, ja, du hast aber auch ganz recht! Ich merke es auch, daß uns der sehr heftige Wind nichts anhaben kann, und unsere Ruder würden diesem Winde nicht Meister zu sein vermögen, wenn uns Seine göttliche Macht nicht handgreiflich klar Hilfe leistete. Ich werde nun auch den Knechten sagen, daß sie mit dem Rudern sich keine so große Mühe geben sollen.«

08] Petrus ging nun zu den Knechten und sagte zu ihnen, daß sie mit dem Rudern sich nicht zu sehr abmühen sollten.

09] Aber die Knechte sagten: »Wir sehen die Küste längs der Wüste, wie sie weiß ist vor Schaum; die Küstenbrandung muß mächtig sein! Erhalten wir uns nicht bis zum Morgen auf der Höhe, so gehen wir allesamt zugrunde!«

10] Sagt Petrus zu den Knechten: »Da müßten wir nicht Jünger des allmächtigen Herrn Jesus sein! Da wir aber Seine Jünger sind, so wird uns der Sturm auch ohne das beständige fruchtlose Rudern nichts oder sehr wenig anhaben können. - Wir haben nicht mehr weit bis zum Morgen, und am Tage wird es uns allen besser ergehen!«

11] Auf diese Worte des Petrus stellen die Knechte das Rudern mehr und mehr ein und merken, daß das Schiff sich auch ohne ihr Rudern auf der Höhe erhält. Und so fangen auch die acht Knechte an zu glauben, daß das Schiff im vollsten Ernste durch Meine Kraft auf Höhe des Meeres erhalten werde.


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