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Text nach Erstauflage 1898 (Faksimile Band 1), inhaltlich und stilistisch unverändert hier in neuer Rechtschreibung


Kapitelinhalt 68. Kapitel: Die sehnsüchtig harrende Heldin. Der hochmütige Pathetikus wird von Jesus zurechtgewiesen. Liebeswunder an der Heldin Helena.

01] Die Heldin, nun schon ganz ungeduldig, geht etwas schüchtern näher zu Mir hin, und fragt Mich „ob Ich schon etwa so ganz geheim durch gewisse Zeichen mit Jesu dem Herrn ihretwegen gesprochen habe? - "

02] Der Pathetikus, der nun aus der Gesellschaft mehrere seines Gelichters gefunden hat, ist schon sehr ärgerlich darüber, dass diese elende Lerchenfelderin - nach seiner Meinung - so effront (frech) ist, und Mich als einen Honoratior dieses Hauses so sehr belästige! er geht daher auch mit noch Einigen auf sie zu, und spricht: „No - Sie lercherfelder Pagasche! - wie lange wird es Ihr denn noch belieben, diesem allerrespektabelsten Herrn dieses Hauses mit Ihrem Hundegebelle zur Last zu fallen?! Hat Sie denn gar keine Lebensart?!"

03] Spricht die Heldin: „Nooooo und! Sei bratschultriger Tapschädl Sei! - Geacht Sener dos eper wos aon?! Schans, dass weiter kummen. Sei naturwidrigs Fleischfutrohl von olle odelichen weaner Drecksäu! sist sog is Sener, wia's af echt deitsch hasen tan! - Do schau der Mensch so an zopf'gen Gollpitzl-Fabrikanten aon! - Hiatzt is Jähna goar nit recht, dass unser ans mit an sulchenen Herrn redt! Wos glabes a, wer Sei san! glabens denn, weil's a mohl auf dr Welt als pansenirter Frierschitz an kaiserliche Sabl trogen han, doß Sei deshalb a do, in dieser Welt beßer san, als unser ans! - o Sei tamischer Tapschädl Sei! do wird mas Ener glai an Extra-Wurst brode! is wuhl guat, dass Christus der Herr net do bei uns is; denn Der miaßt ja a narschi Freid habe, waon Er so an grobe Limmel vorn Ahm sähet, wie do Sei aner san! - Hiatzt schans aber nur, dass Sei mit senra Krokodilaugen und Bockfieß weiter kummen tan, sist gschieht Jähne wos aonders!"

04] Wendet sich darauf der Pathetikus zu Mir, und spricht: „Aber lieber bester Freund, ich bitte Sie um Gotteswillen - dieser Kreatur zu untersagen, fürderhin so ein loses Maul gegen Männer von Ehre und Reputation zu haben! - denn sie stellt einen ja her, als wenn man der allergemeinste Schuhflicker wäre! Es ist wohl wahr, dass wir hier in der Geisterwelt sind, wo der Standesunterschied auf ewig aufzuhören hat; aber der Unterschied der Intelligenz und der feinem Bildung kann so lange nicht aufhören, als bis diese auf Erden vernachlässigten und verwahrlosten menschlichen Potenzen nicht jenen Grad von Bildung und Humanität werden erreicht haben, durch den allein sie einer bessern Gesellschaft angenehm und interessant werden können! Ich bitte Sie, lieber Freund, bedeuten Sie das doch dieser weiblichen echten Lerchenfelder Kreatur!"

05] Rede Ich: „Mein lieber Freund, es tut Mir leid, hier Ihrem Verlangen auf gar keinen Fall Gewähr leisten zu können, und zwar aus dem alten Grunde, dem zufolge vor Gott alles ein Gräuel ist, was die sogenannte bessere Welt groß, glänzend, erhaben und schön nennt und preist! Denn Gott bleibt Sich stets gleich, und hat nie ein Wohlgefallen an solchen Ehrenmännern, die den Menschenwert nur nach der Anzahl der Adelsahnen, oder nach der Amtswürde, oder nach der Vielheit des Geldes bestimmen, alles Andere aber, was nicht adelig, nicht beamtet, und nicht reich ist, als Kanaille bezeichnen. Aber alles, was vor der Welt klein, gering und oft sehr verachtet ist, das steht wieder bei Gott in großen Ehren! Und so muss Ich Ihnen hier auch ganz offen bekennen, dass Mir, als einem allerintimsten Freunde Gottes, diese von euch sehr verachtete Lerchenfelderin gerade um eine volle Million mal lieber ist, als Ihr, meine hochadeligen Freunde, d. h. wenn Ich so frei sein darf, euch als Meine Freunde zu titulieren! - Ihr habt aber dieser Armen nun sehr genützt; denn von nun an will Ich sie erst recht fest an Mich ziehen, um ihr eine Bildung zu geben, vor der die Engel selbst einen Respekt bekommen sollen; sie wird bald sehr hoch Oben stehen, und eine Zierde dieses Hauses sein! - wo ihr Ehrenmänner aber euch in der Kürze befinden dürftet, das wird die leidige Folge zeigen! Ich ersuche euch aber, eures eignen Heiles willen, diese Arme ja nicht mehr zu belästigen, denn sie gehört nun ganz Mir an! - (Mich zur Heldin wendend): Und du meine liebe „Magdalena," bist du damit zufrieden?!"

06] Spricht Sie: „O Jeises ja, und ob! Sei sa mir a um 1000 Millionen mol lieber, als diese hochmietige Dinger do, de an armen Mensche grod als a Vieh betrachten! i bin nit harbig af sö; abr gifta koan mi dos denn do wuhl, wons aan goar so pagatelmäßi behaondle tan. Unser Herrgott verzeih ehne, denn de wisse wuhl a nit, was sö tan!?" - -

07] Spricht der Pathetikus: „No, schon gut, schon gut, - hört ihr meine Kameraden, wenns in der Welt der Geister überall so fade zugeht als hier, da ist diese Welt eine saubere Bescherung für die sauren Vorbereitungen auf der Erde, zu eben diesem viel gerühmten Leben der Seele nach dem Tode des Leibes! Auf der Erde hat der gebildete Ehrenmann sich doch durch seine Stellung, durch sein Staatsamt, und durch seine Wohlhabenheit vor den Angriffen solch gemeinsten Geschmeißes verwahren können; hier aber wächst einem dieses Lumpengepack ganz keck über's Haupt, und man wird sich am Ende etwa gar noch müssen eine Gnade daraus machen, dass Unsereinen so eine pausbackige Dirne anschaute! Zum größten Überflusse aller sozialen Fadheiten muss dieser sonst recht ehrenwert aussehende Mann sich auch noch für diese faule Pomeranze von einer Lerchenfelderin interessieren, und sie uns zum Trotze gerade und linea recta bis zum Himmel erheben! das ging uns hier gerade aber auch noch ab, zur vollen Verzweiflung! Der sagte, dass er ein allerintimster Freund Gottes sei! Nach dieser seiner Neigung zu der pausbackigen, vollbrustigen und p'hombös und ominös dicksteußigen Lerchenfelderin zu urteilen, muss die ihm so sehr befreundete Gottheit ein wahres Superlativ aller Gemeinheit und der allergroßartigsten Fadheit sein! Diese faule Dirne stinkt vor Unzucht, und er will sie bilden, und sie zur Zierde dieses Hauses erheben! Hört - das wird eine schöne Zierde werden! Hahaha, oder was!?" -

08] Spricht die Heldin zu Mir: „Ober - hörns, hörns, wie der schimpfe tuat! Na, den sulln S' do wos sage, so ober, dass ers verstanet!"

09] Sage Ich: „Mache dir nichts draus, sie sollen nur schimpfen, wie es ihnen freut; es wird aber dann schon kommen, wo es sich zeigen wird, wie viele Interessen ihnen ihr hochmütiges Schimpfen tragen wird! Auf dass aber ihr Hochmut noch mehr Steine zum anstoßen an uns Zweien finden solle, so musst du von nun an als Meine Geliebte Mich per Du anreden, und musst zugleich auch versuchen recht fein deutsch zu reden; wenn diese das hören werden, da wirst du erst sehen, wie ihnen der Hochmutspitzel steigen wird! Versuchs einmal, ob du nicht zugleich ganz rein deutsch zu reden im Stande sein solltest!"

10] Die Heldin merkt in sich eine Veränderung, und ein großes Wohlgefühl durchströmt ihr ganzes Wesen, was auch auf ihre Gestalt einen sehr günstigen Eindruck macht; ganz selig erstaunt über solch eine plötzliche Veränderung ihres Wesens, an und in dem sich auch nicht ein leisester Schmerz irgend mehr verspüren lässt, blickt sie Mich voll Freuden an, und spricht: (die Frucht des wohlwollenden Befolgens von Matth. 5,44)

„O, Du hoher Freund aus den Himmeln, wie wohl wird mir nun an Deiner Seite! Alles Rohe fiel wie ein Schuppenpanzer von mir; mein grobes Denken und meine grobe Sprache haben sich verwandelt wie eine ehmal ekliche Raupe in einen herrlichsten Falter, und alle meine Schmerzen schwanden wie der Schnee vor der Glut der Sonne; o wie wohl ist mir nun, und Wem danke ich das? - O, Dir, Dir! Du großer heiliger Freund des Allerhöchsten!

11] „Aber, da Du mir ärmsten Sünderin eine so unendlich große Gnade erwiesen hast, deren ich wohl ewig nie nur im allergeringsten Maße werde wert werden können, o - sage mir nun aber auch, was ich tun solle, und wie mich benehmen, um Dir nur einiger Maßen meine gebührendste Dankbarkeit an den Tag legen zu können!"

12] Rede Ich: „O du Meine geliebteste Helena (d. i. der himmlische Name) wir Beide sind schon quitt miteinander; du gefällst Mir nun ganz ausgezeichnet gut, und hast ein Herz, das Mich gar sehr liebt, wie das Meinige dich; und - was braucht es da noch mehr?! - Reiche Mir nun auch deine Hand, zum Pfande deiner Liebe zu Mir, und gebe Mr einen so recht brennheißen Kuss auf Meine Stirne; für alles Übrige werde schon Ich sorgen."

13] Die Helena, solches von Mir vernehmend, wird nahe ganz glühend vor Liebe, reicht Mir sogleich die Hand, und gibt Mir auch den verlangten Kuss auf die Stirne, mit einer kaum zu beschreibenden Liebeinnigkeit!

14] Diese Szene lockt dem Blum, dem Messenhauser, Becher und vorzüglich dem Jellinek Tränen aus den Augen, und die Helena sieht - bald nach dem Kusse auf Meine Stirne - wie eine Verklärte aus, und wird in ihrer Gestalt so edel und schön, als wie ein schon himmlisches Wesen, bis auf ihre Kleidung, die aber dennoch nun sehr gereinigt und nett aussieht. - Blum aber kommt sogleich herzu, und fragt Mich, ob er für diese schöne Blume auch neue Kleider holen solle? - Ich sage ihm: „Nach einer kurzen Weile, so Ich es verlangen werde."


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