Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 371


08] Es kamen wieder Bauleute und Bildhauer an die Stelle von Jerusalem und fingen an, sich einen Platz auszusuchen, der für solch ein Monument der tauglichste wäre. Sie fanden einen solchen Platz und fingen an, den Grund zu graben. Allein es erging ihnen nicht viel besser als den früheren; es schlug alsbald wieder Feuer aus dem Innern der Erde hervor und beschädigte mehrere; die aber noch zur rechten Zeit die Flucht ergriffen, kamen ohne Schaden davon, und es ward fürder nichts mehr unternommen, um das alte Jerusalem aufzubauen.

09] Erst nach mehr als sechshundert Jahren kamen die Sarazenen aus der Gegend von Bagdad in diese Gegend, und was sie auf ihrem Wege von den alten Städten und Flecken vorfanden, zerstörten sie alles; selbst die alten Städte, die hie und da noch von den Römern verschont worden waren, mußten zu Ruinen werden. Und die Stätte Jerusalems besaß damals nichts weiteres mehr, als auf einem Berge, dem man später - aber ganz fälschlich - den Namen Zion gab, einen alten römischen Festungsturm und eine Kapelle aus Holz gebaut, die man schon zu selbiger Zeit ebenfalls ganz fälschlich für die Stelle Meines einstigen Grabes angab und verehrte und bis auf den heutigen Tag noch verehrt und dadurch viele Hunderttausende von Pilgern in den tiefsten Aberglauben hineintreibt.

10] Die Sarazenen haben später westlich vom Ölberge eine ganz neue Stadt unter dem Namen Jerusalem erbaut, in welcher Zeit auch die vorbenannte Kapelle ein geräumigeres und besseres Aussehen erhielt, in der sich die frommen Pilger alljährlich mit ihren Knittern und Stöcken aus lauter Frömmigkeit nicht selten derart durchprügeln, daß es dann auf dem äußeren Platz um die Kapelle herum nicht anders aussieht wie auf einem Schlachtfelde. Und das geschieht gewöhnlich infolgedessen, weil eine jede Sekte den Christus, den sie als Gott verehrt, einer andern zu verehren untersagt; denn die Griechen wollen von dem römisch-katholischen nichts hören und wissen, und das auch umgekehrt. Und so viele Sekten, als es da gibt, so viele Feinde stehen sich gegenüber und würden sich bei ihrem Glaubenseifer ganz aufreiben, wenn bei diesen Gelegenheiten nicht die türkischen Soldaten Ruhe und Ordnung aufrechterhielten. Diese tun das darum, weil ihnen solche Spektakel auch so manches Trinkgeld in ihre Taschen schieben.

11] Das ist so die heutige Wirtschaft (Niederschrift 1864!, d. Hg.) an den ,heiligen Orten'. Und weil Ich solches sicher vorausgesehen habe, so habe Ich denn auch, besonders in Galiläa, woselbst Ich Meine irdische Lebenszeit am meisten zubrachte, alle die in den Evangelien benannten und bekannten Orte derart zugrunde richten lassen, daß sie nun ein noch so bibelfester Geograph nimmer finden kann.



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