Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


05] So konnte aber auch sonst jeder Mensch, der entweder ein gutes Pfand hinterlegte oder ein Grundstück hatte und dasselbe an die Münze verschrieb, Herodisches Geld bekommen, das er als Tauschmittel besonders mit den Griechen gebrauchte. Aber auf diesem Gelderreichungswege mußte er dann dem Herodes jährlich von je hundert Groschen oder Pfunden zehn Groschen oder zehn Pfunde als Zins bezahlen, und zwar mit der Verpflichtung, das also entliehene Geld erst in fünfzig Jahren zurückzahlen zu dürfen: und wäre er da zahlungsunfähig, entweder ein ewiger Schuldner (eine Art Sklave) zu verbleiben und die Zinsen fortwährend zu entrichten; oder der Herodes wie auch dessen Erben hatten das Recht, solchem Schuldner Grund, Vieh, Weib und Kinder zu verkaufen, was da nicht gar zu selten geschah.

06] Daß aber die Juden durch solche Mäkeleien des Herodes sehr schlecht bestanden, läßt sich leicht denken, sowie daß dabei gar viele höchlichst verarmen mußten und viele zu verkauften Sklaven wurden. - Dieser üble Umstand aber führte denn auch die Juden bald auf die Idee, zu erfahren, ob der Kaiser auch Gelder gegen Pfand und Verschreibung leihe, und wie viel vom Hundert er dann nehme. Die tatsächliche Antwort aber ging dahin, daß auch der Kaiser sein Geld jedem seiner Untertanen gegen Pfand oder Verschreibung leihe, doch keines verkaufe, was für die Wechsler eben nicht erfreulich war.

07] Der Kaiser verlangte aber von edlem Gelde aus Gold und Silber fürs Jahr fünf und fürs unedle Geld aus Kupfer und Erz nur ein bis einundeinhalb Prozent.

08] Die Folge davon war ganz natürlich, daß das Volk sich nach Möglichkeit der Herodianischen Schuldigkeit entledigte und durch die Vermittlung des römischen Landpflegers auch die Herodianischen Leibkontrakte zu Gunsten des Kaisers annullierte und Geld vom Kaiser auf obbesagte Art entlieh, daß er es nach Belieben abzahlen mochte, wann er es nur immer wollte und konnte.

09] Nun, das war denn aber auch für die Pharisäer, die sich hauptsächlich mit dem Wechseln, Kaufen und Verkaufen abgaben, wie auch für den Herodes, der ihnen dazu das Geld prägte, eine ganz verzweifelt zuwidere Sache, indem ihre Geschäfte natürlich sobald ins Stocken geraten mußten, als das viel billigere Geld des Kaisers im Land unter dem Volke in den Umlauf kam.

10] Aus diesem nun bekanntgegebenen Umstande aber datiert sich denn auch die kitzliche Frage, die, um Mich zu versuchen, Mir eben von den Pharisäern und von den Beamten des Herodes zur Beantwortung vorgelegt wurde.



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