Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


09] Unser Mann ging hauptsächlich von der Idee aus, die er wohl aus Meinem Worte borgte, daß man »vollkommen« sein solle gleich dem Vater im Himmel, und daß da nur Einer der Herr ist, alle anderen aber »Brüder« ohne Unterschied des Standes und des Geschlechtes. - Aber er glaubte fürs erste an Den nicht, dem die Menschen in der Vollkommenheit gleichen sollen. Für den Herrn aber hielt er nur so ganz eigentlich sich - durch die Macht der Rede; vergaß aber dabei ganz, daß die Fürsten auch Menschen sind im Besitze der Macht aus Mir; und vergaß auch jenes Schrifttextes, wo es heißt: »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!« - wie auch: »Seid jeder Obrigkeit untertan, ob sie gut oder böse (d.h. mild oder hart) ist; denn sie hätte keine Macht, so sie ihr nicht von oben gegeben wäre!« - Gegen diese Macht hilft nur das Gebet und ein rechter Lebenswandel nach Meinem Worte, aber kein sogenannter politischer Fliegenpatscher.

10] Dieser Mann wurde in der obenerwähnten Stadt, wo er seine völkerbeglückende Idee durch die Gewalt der Waffen wie durch seine Reden verwirklichen wollte, als ein dem Staate gefährliches Individuum gefangengenommen und nach einem kurzen Prozesse aus dieser in die andere Welt befördert-. Und somit ward auch sein diesweltlicher, Völker beglücken-sollender Wirkungskreis geschlossen.

Aufgabe der Jugend (23.01.1849)

00] Anfrage des Felix Hüttenbrenner über Mt 20,16 »Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.«

01] Mein lieber Studiosus Felix! Ich habe dich recht lieb, und es freut Mich, daß du Meiner schon öfter zu gedenken anfängst und wünschst von Mir auch »Nebenwörtlein« zu bekommen. Aber du bist noch zu wenig reif für derlei.

02] Aber sei du vorderhand nur recht fleißig in deinen Studien und reinige deinen Lebens- und Erkenntnisbaum von der äußersten, faulen und toten Rinde, von dem Moose und von den hie und da vorkommenden Raupennestern - da werde Ich dann den Kern deines Baumes schon beleben und stärken zur Tragung edlerer Früchte. Und so wirst du ein Auserwählter sein, was nur wenigen beschieden ist.



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