Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


13] Der Apostel, wenn er die Gemeinde als den Leib des Herrn darstellt, benützt die Glieder des Leibes, die eins sind und alle einander gleich durch die Einheit des Lebens. Dieses Bild ist herrlich; aber seine eigenen flammenden Worte über die Liebe fordern, daß wir es in einem höheren Sinne nehmen.

14] Die Organe des Leibes sind, wenngleich dem Ganzen einverleibt, doch gebunden auf eine bestimmte Weise. Das ganze Leben ist in einem jedem Organe, doch aber gefesselt in der besonderen Form. Wir sind frei im Heilande, Kinder Gottes durch Ihn. Daher tritt uns in Ihm die geheiligte Person aller Persönlichkeit, die Urgestalt aller Gestalten entgegen. Und vermögen wir uns Ihm hinzugeben, dann gibt Er Sich auch uns hin ganz und gar, daß wir, wie die Besonderen, so doch auch in Ihm, mit Ihm Er Selbst sind.« (Auch diese Stelle, die Seite 129 stehen sollte, erscheint in vorbeschriebenem Werke nicht. Vielleicht ist sie in der 1. Ausgabe enthalten.)

15] Siehe, diese Stelle ist noch erhabener und zeigt dem tiefer Denkenden klar, was er zu tun hat, um aus Mir das wahre, ewige Leben zu überkommen!

16] Aber Ich lasse es noch weiter gehen, und so schreibe weiter, was dieser Schriftsteller noch Erhabeneres sagt auf Seite 136 seines Werkes. - Die Worte lauten also:

17] »Das Abendmahl ist der höchste individualisierende Prozeß des Christentums. Durch dasselbe versenkt sich das ganze Geheimnis der Erlösung in seiner reichen Fülle in die empfängliche Persönlichkeit. Der fruchtbringende Strom der Gnade, welcher die ganze Natur und Geschichte seit jenen (großen) Zeiten ihrer großen Wiedergeburt durchwallt und reif macht für eine selige Zukunft, nimmt die Gestalt des Heilandes an, damit alles in allem für Sein Herz sei.

18] Daher das Abwenden vom Bösen, die vereinigende Vergebung, die gänzliche Hingebung! - Diese eben ist die Liebe! - Nur eine Persönlichkeit kann Gegenstand der gänzlich sich opfernden, den Willen völlig in Anspruch nehmenden Liebe sein.

19] Und ewiges Leben durch die Liebe ist die innerste, tiefste Bedeutung des Christentums.

20] Was der Geist wohl glaubt, was den Tod überwindet, ihn zugleich zurückdrängt in die Sinnlichkeit, dann wie in ihm schlummert, das wird durch die beseligende Gegenwart des Erlösers, der für ihn ist - ganz ist - hier Gewißheit, Genuß, Nahrung.



Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers