Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


25] Das Töchterchen aber sagte zu ihm: »Aber lieber Vater, hat denn dir heute gar nichts geträumt?«

26] Der Vater aber erwiderte: »Es kommt mir wohl vor, als hätte mir etwas geträumt; allein was - das wäre mir unmöglich herauszubringen!«

27] Das Töchterchen aber erzählte nun dem Vater seinen Traum, welchen er mit großer und sichtbarer Bewegung seinen Gemütes anhörte. Und nach beendeter Erzählung sagte der Vater:

28] »Höre, mein liebes Töchterchen, was dir geträumt hat, das wollen wir heute auch in der Wirklichkeit ausführen! Daher wollen wir uns sogleich jetzt in der Frühe in die nicht ferne Kirche begeben, daselbst dem Gottesdienste wohlandächtigen Herzens beiwohnen, sodann zu Hause unser Mahl nehmen und uns dann in Begleitung unseres alten Knechtes hinauf auf die Höhe begeben. Wenn wir nur eine Stunde vor dem Mittage fortgehen, so sind wir bis zum Nachmittag um die dritte Stunde ja gar leicht auf der besagten Vollhöhe unsere herrlichen Alpe und können bei dieser Gelegenheit auch im Namen des Herrn nachsehen, was unser Hausvieh und unsere zwei Hirten da oben machen, und ob alles gesund und in gutem Zustande ist.«

29] Wie gesagt, also auch getan! Um drei Uhr nachmittags stand unsere kleine Familie schon auf der Vollhöhe. Wie aber das Töchterchen es im Traume gesehen hatte, so sah sie auch jetzt in der Wirklichkeit ganz gleiche Wölkchen sich gegen die Höhe begeben.

30] Als diese Wölkchen näher und näher kamen, bemerkte sie auch der Vater und mit ihm auch der alte Knecht. Und als die Wölkchen endlich vollends die Höhe umschwebten, da gestalteten sie sich auch alsbald zu den im Traume schon kundgegebenen Wesen.

31] Als der alte Vater in diesen Wesen die Seinigen erkannte und sah, wie diese auch gar so liebend ihn umfingen, daß er darum nicht im geringsten mehr zweifeln konnte, daß das wahrhaft seine seligen Teuren seien, da weinte er laut vor Freude und dankte Mir mit dem inbrünstigsten Herzen, daß Ich ihm noch in diesem Erdenleben eine so große Seligkeit habe zukommen lassen.

32] Nach solchem Dankgebete aber wurde seinem Geiste die innere Sehe völlig geöffnet. Da ersah er alsbald die ganze Höhe verklärt und verwandelt in eine himmlische Gegend und sah da die herrlichen Wohnungen der Seinigen. Und aus einer Wohnung sah er einen Mann treten, der da hatte ein großes Gefolge; und dieser Mann begab sich schnurgerade zu unserm alten Manne hin und sagte zu ihm:



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