Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


»Vater« und »Sohn« (09.04.1842)

00] Zum 1. Sendschreiben Johs. 2. Kap., 23. Vers: »Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater!« (1 joh.02,23)

01] So da jemand eine erwählte Jungfrau hat und verlangt Liebe von ihr, sagt ihr dabei aber ins Gesicht: »Du hast kein Herz!« - da er ihr solches erweist und nimmerdar zugeben will, daß sie ein Herz habe - wie mag denn hernach der Tor von ihr verlangen, daß sie ihn lieben solle? - Versteht ihr solches? - Oder kann da jemand anders zur Liebe gelangen denn allein nur durch das Herz, das allein nur ein Wohnhaus der Liebe ist?

02] Oder so jemand möchte an einen Ort gelangen, leugnet aber den Weg dahin - wie wird der ohne einen Weg wandeln? - Und so ihr zu jemanden sagt: »Siehe, wenn du schon keinen gebahnten Weg zugibst, so gehe doch über die Steppen, Felder, Wiesen, Fluren und Äcker!« Der Gegner aber erwidert euch: »Auch dergleichen gibt es nicht, sondern allein ein unergründliches Meer!« Sagt, wie wird dieser an den Ort gelangen? - Und so ihm der Führer dann sagt: »Wenn du denn schon nichts denn lauter Meer siehst, so steige in ein Schiff und lasse dich vom Winde dahin tragen und schieben!« Der andere aber leugnet auch die Schiffe. Sagt, wie wird der wohl an den Ort gelangen? - Oder wie will jemand zu jemandem kommen und von ihm etwas erlangen, so er ihm die wirkliche, wesenhafte Existenz abspricht? - Kurz und gut, und genug der Gleichnisse!

03] Wie kann aber jemand zum Vater gelangen und leugnen zugleich durch die Nichtannahme des Sohnes die Wesenheit des Vaters Selbst - während doch allhier Sohn und Vater also vollkommen Eines sind wie das Herz und die Liebe im Herzen, oder wie ein Mensch und sein Leben, oder wie Licht und Wärme, oder wie ein Ort und irgendein möglicher Weg dahin.

04] Wenn sonach aber der »Sohn« die eigentliche wirkliche Wesenheit des »Vaters« und das mächtige Gefäß ist, in dem der »Vater« oder die »Ewige Liebe und Weisheit« (in welcher da begriffen wird die allerhöchste »Fülle der Gottheit«) wohnt - wie kann da jemand zum Vater gelangen, wenn der Sohn für ihn so gut wie eine bare Null ist?



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