Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


13] Bis daher geht es mit der Zeugung der Fliege ganz natürlich vor sich.

14] Ich habe euch aber schon gleich anfangs gefragt, ob ihr noch nie eine junge Fliege gesehen habt. Seht, darin liegt das eigentliche Wunder dieses Tierchens begraben: Es ist auf einmal da, ganz vollkommen ausgebildet, und niemand weiß es, woher es kam und wo sein Geburtsort ist.

15] Wie geschieht denn dieses Wunder?

16] Ihr habt vielleicht schon dann und wann von alten Leuten sagen hören: »Die Fliegen entstehen zum Teile aus einer Art Staub und zum Teile aus den zerstreuten Körperteilen alter, toter Fliegen.« - Dem Anscheine nach ist es wohl also, aber der Wirklichkeit nach freilich wohl nicht.

17] Denn so das Würmchen einmal die reife Größe erhielt, welche ungefähr die Ausdehnung hat wie ein kleiner Beistrich bei einer mittelmäßig großen Schrift, sodann zerplatzt das Würmchen und zerlegt dadurch das Innere nach außen. Dann dehnt sich die frühere Außenhaut des Würmchens zum eigentlichen Leibe der Fliege aus, wohlversehen mit allen den inneren Verdauungsgefäßen. Die frühere Innenseite des Würmchens aber bringt dann die äußeren sichtbaren Teile der Fliege hervor, welche, sobald diese Umkehrung vor sich ging und die Teile mit der äußern Luft in Berührung kommen, binnen längstens fünf bis sieben Sekunden zu ihrer vollkommenen Ausbildung gelangen, bei welcher Gelegenheit die Fliege auch ganz vollkommen fertig ist.

18] Seht, das wäre demnach die Geburt oder vielmehr die gewiß nicht wenig merkwürdige Entstehung der Fliege, und sie muß jedem Betrachter wunderbar genug vorkommen!

19] Allein dieses alles ist dessenungeachtet noch das am wenigsten Wunderbare bei diesem Tiere. Was da noch folgen wird in der möglichsten Kürze, darüber werdet ihr erst groß erstaunen und euch verwundern. Und so lassen wir dieses Merkwürdige an einem nächsten Tage folgen!



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