Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


Antwort des Vaters an Cäcilia

06] Wer sein Auge in was immer der Welt zuwendet, der wird früher oder später gewahr werden, womit und wie die Welt ihre Verehrer, Bewerber und Arbeiter lohnt.

07] Was ist die Welt? - Nichts als des Todes Leib, der da ist gleich einem Grabe, darin nicht viel Rares zu finden ist, nämlich nichts als stinkender Moder, der allerekelhafteste Unflat und in die Verwesung übergehende Gebeine und zu allem dem eine Legion fressender Würmer! - Siehe, das sind die »Schätze der Welt«! - So scheußlich sie auch immer sind, so werden sie aber besonders in dieser Zeit doch mit einer solchen leidenschaftlichen Heftigkeit gesucht, daß die Menschen, so Ich sie auch, ihrer Freiheit unbeschadet, durch Meine Vaterliebe wie möglich davon abhalte, beinahe verzweifelnd, ja mit Selbstentleibungssinne umgehen, wenn Ich es nicht alsobald zulasse, daß sie in das Grab des ewigen Todes sich stürzen!

08] Siehe, also ist nun die Welt! Und also unaussprechlich töricht und häufig wahrhaft böse sind nun auch die Menschen in ihr beschaffen! Und Ich sage dir noch hinzu, daß es gegenwärtig unter hundert Menschen kaum einen Halbgerechten und unter tausend kaum einen Vollgerechten gibt. Denn die Welt hat sie alle mehr und (nur selten) weniger mit aller Blindheit geschlagen.

09] Siehe die schändliche Kleidermode! Ich sage dir, sie ist ein grausamer Wurm des Todes, der schon beim lebendigen Leibe die Herzen anzufressen beginnt. Auf ihr liegt einer der größten Flüche von Mir! Denn sie ist die »Schminke des Todes«, durch welche schon Tausende und Millionen um das ewige Leben betrogen worden sind.

10] Siehe weiter den verfluchten Tanz! Dieser ist den Dampfgelegenheiten (Eisenbahnen) gleich, mittels welcher man sowohl in leiblicher, aber noch viel mehr geistiger Hinsicht mit wahrhaft riesenhafter Schnelle das doppelte (leibliche und geistige) Grab erreichen kann! Der Tänzer und die Tänzerin führt den Tod unter den Armen. Was soll dann Ich mit ihnen machen? Ich lasse sie gehen, denn sie haben ja schon ihren Lohn, um den sie sich so zerschwitzt haben!

11] Und weiter siehe den Wucher, den Neid, den Geiz! - Diese drei sind von oben bis unten die »Seele« der Menschenlarven (der Name Mensch ist für solche arg tote Knechte des Todes ja doch zu erhaben!). Ja sie können nicht einmal mehr »Sünder« heißen. Denn der Sünder ist (doch zuweilen) reumütig und hat (manchmal) doch wenigstens noch den Wunsch, sich zu bessern. Allein diese Dreiheit von einer Weltseele, die jedes Menschen Wert nur nach dem ewig verfluchten Gelde bestimmt, hat keine Reue. Wo ist der Reiche, den es gereuen möchte, reich zu sein! Wenn einer auch schon soviel hat, daß er, so er jährlich fünftausend Gulden verzehren möchte, allein vom Kapitale hundert Jahre und länger ausreichen könnte, dann will er noch stets reicher und reicher werden. Und so er einem Armen einmal hundert Gulden schenken soll, wie ungern wird er es tun! - Wie wenige unter den Reichen es gibt, die da freudigen Herzens reich sind für ihre armen Brüder und Schwestern - solches weiß Ich sicher am allerbesten. Ich sage Dir, so du sie an den Fingern zählen möchtest, da dürften dir wohl einige Finger noch übrigbleiben für diese Stadt, wo es doch mehr als fünfhundert Reiche gibt!



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