Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


23] Seht, so ist dieses Bild zu nehmen! Diese Nebel sind nicht ein Zeichen, als wäre eure Brust noch so stark umnebelt wie sie früher einmal war. Sondern sie sind, da sie der Brust entsteigen, ein Zeichen, daß die innere Brust oder das Herz Feuer gefangen hat und dieses Feuer solche Dünste aus sich treibt und sie offenbar werden läßt in den hellen Strahlen der Sonne.
    24] Was tut aber die Sonne danach? - Da sie sieht, daß der Berg solches Gute in sich zu wirken angefangen hat und daß er sich im Ernste demütigen will, so zieht sie allenthalben solche Wölkchen zusammen und läßt sie durch den vielsagenden Morgenwind herbeiführen. Und wenn sie sich dann angesammelt haben, so zieht die Sonne sie sogar über den Scheitel des Berges hinauf und nimmt denselben gefangen.
    25] Dieses aber will ja doch nichts anderes sagen, als daß auch eure Liebe schon angefangen hat, solche Dünste aus sich zu schaffen und mittelst derselben, vermöge Meiner Gnadenbeihilfe, euren Verstand auf diese Art gefangenzunehmen, wie euch das Bild des Schöckels handgreiflich gezeigt hat.
    26] Nun seht denn, daß ihr euch gestern doch ein wenig geirrt habt, so ihr glaubtet, Ich hätte euch schon wieder mit der »Liebehaperei« necken wollen.
    27] Jedoch, was das Verhältnis der anderen Gebirge betrifft, so hielten diese euch, als ihr sie mittelst eines Fernrohrs beobachten wolltet, wegen der bedeutenden Luftschwingung nicht stich, sondern wurden zerrissen auf ihren nackten Kanten. - Dieses zeigt die Bosheit der weltsüchtigen Menschen an, die, nur mit natürlichen Augen beobachtet, eine gewisse prunkende Ruhe heucheln; allein werden sie mit dem Fernrohr des Geistes dem inneren Auge nähergezogen, da zeigt sich dann alsogleich, wie es mit ihrer prunkenden Ruhe steht. Und wenn erst vollends der Abend ihres Lebens herannaht, (was dann geschieht) - davon hat am gestrigen Tage der Knecht vom hiesigen Schloßberge mit seinem Fernrohr das sprechendste Beispiel gesehen, da diese, für das natürliche Auge noch immer die gleiche Ruhe heuchelnden Berge so sehr von den Wellen der Luft zerrissen wurden, daß sie darob gar keinem Berge, sondern vielmehr einer stark wogenden nächtlichen Meeresfläche glichen - während der nachbarliche Schöckel in seiner Demut umhüllt blieb, und schon früher, als ihr euch noch am Orte eurer Bestimmung befandet, seinen hohen Nachbarn von seiner Liebe etwas zukommen ließ und andere kleine Berge zur ähnlichen Nachahmung gewisserart aufmunterte.


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