Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


06] Nun, da wir hier zwei Extreme kennengelernt haben, so fragt sich: Wie sieht denn die gerechte Mitte aus, oder wie soll sie aussehen, damit sie gerecht sei vor Mir?

07] Da sage Ich euch, die gerechte Mitte soll eine wahrhaft kindliche sein, die da nicht rechtet nach dem Maße der Gabe, sondern nach dem Bedürfnisse derselben und allezeit dankbar annimmt, wie und was immer der Vater gibt. Ein rechtes Kind ist heiter, dankbar und zufrieden mit jeder Gabe, die es empfängt aus den Händen des guten Vaters und hat kein Bedürfnis über das Empfangene hinaus, da es weiß, daß der Vater ihm allezeit geben wird, so viel es nur immer bedarf. Denn es weiß, daß der Vater sehr reich und daher das Kind auch allezeit sehr wohl zu versorgen imstande ist. Auch wird dieses Kind nicht unzufrieden sein mit der Gabe. Denn es ist noch allezeit hinreichend gesättigt worden. Und weil der Vater aber auch zugleich ein sehr weiser Vater ist, so gibt er dem Kinde auch nur das und so viel, als demselben allezeit frommt.

08] Seht, so sieht also die »gerechte Mitte« aus. Und in dieser gerechten Mitte sollt auch ihr euch befinden und sollt nicht denken, ihr habt alles empfangen. Noch sollt ihr denken, daß ihr zu wenig oder gar nichts empfangen habt, das heißt im Vergleiche dessen, was ihr von Mir noch empfangen könnt und werdet, so ihr dankbar in der gerechten Mitte verbleibt. Sondern ihr sollt gleich sein dem erwähnten Kinde, das allezeit zufrieden und glücklich ist, da es seinen Vater wohl kennt. So ihr Mich als den allerbesten Vater wohl erkennt in eueren Herzen, seid ihr alle wahre Kinder eines und desselben heiligen und allerbesten Vaters, der Ich soeben hier unter euch gegenwärtig bin und durch den schwachen Mund des Knechtes euch dieses in die Feder gebe.



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