Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


23] So ist es auch bei dieser Erscheinung der dritten Art der Fall. Seht, wenn in diesen südlichen Gegenden die Luft aus schon erwähnten Ursachen geistig und physisch die höchste Ruhe erreicht hat, und das zwar über großen, sandigen Ebenen, woselbst weder ein Gebirge noch sonst irgendein erhabener Gegenstand vorhanden ist, da geschieht es dann oft, daß der Spiegel der Luft so nieder über die Oberfläche der Erde zu stehen kommt, daß er dem Wanderer kaum über den halben Leib reicht, und dieser schmachtend, statt mit der atmosphärischen Luft, sich bloß mit der Einatmung des Äthers begnügen muß, welches ihn freilich zu einem sehr schnellen Atemholen zwingt und ihn nach kurzer Zeit betäubt auf den Boden niederzusinken nötigt.

24] Da geschieht es denn, daß ein solcher Wanderer in diesem vor ihm ausgebreiteten Spiegel der Luft nie geahnte Dinge erblickt. - Was sind nun diese Dinge? - Seht, jetzt werde Ich den Hieb machen! - Sie sind nichts anderes als sehr getreue Abspiegelungen der Gegenden und Ortschaften anderer Planeten und Erdkörper.

25] Da werden die Gelehrten freilich sich den Kopf zerreißen und werden sagen: »Wie ist das möglich, da wir durch unsere besten Fernrohre nichts Ähnliches wahrnehmen können?« - Allein Ich kann da nichts anderes antworten als das, daß sie Mir schon erlauben werden, wenn Ich Mich unterfange das von Mir zu behaupten, daß Ich auch ein etwas besserer Optiker bin, als sie es sind.

26] Zugleich aber möchte Ich ihnen auch eine Frage entgegen tun: Sie möchten nur die mathematische Formel zeigen, unter welcher Ich, gewiß mit der größten Leichtigkeit, das Auge eines Adlers konstruiert habe, welches besser ist als alle bis jetzt erfundenen Seh-Werkzeuge, denn es sieht von der größten Höhe mit der größten Leichtigkeit und Schärfe die Milben, welche ein irgendwo in einem Graben liegendes Aas bekriechen. Und sollten sie etwa nicht imstande sein, diese Formel zu erfinden, unter welcher ein Auge gleich fähig ist, Fernes wie Nahes mit gleicher Schärfe zu erschauen, so muß Ich doch andererseits schon auch behaupten, daß es Mir ebenso ein leichtes ist, auf der Erde aus der Luft einen solchen Reflexions-Spiegel zu errichten, der eine Gegend eines noch so fernen Planeten, unter einem gewissen Grade der Beleuchtung, getreu wiedergeben kann.



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers