Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1, Seite 106


22] Nun fragt sich, wozu dem Vogel diese mineralische Kost? - Die erste Ursache ist schon angegeben. Die Mineralkost dient aber neben dem Verdauungs-Geschäfte, gleich einer sogenannten voltaischen Säule, auch zur Entbindung des feinsten Wasserstoffgases, welches da alsogleich nach Willkür aus dem häufig in sich aufgenommenen Wasser entwickelt werden kann, und zwar auf dem euch schon bekannten chemischen Wege.

23] Der Sauerstoff nämlich, oder das Herbe des Wassers, verbindet sich mit dem gleichartigen Mineralischen aus den Steinen. Auch das eigentümliche schwere Fett des Gases wird abgesondert durch ein außerordentlich feines, organisches Filtrum. Das reinste Gas aber strömt in zahllosen kleinen Organen in die Kiele der Federn, welche vorher durch Nebenorgane aus dem abgesonderten Fett, vermengt mit sonstigen aus dem Blute gehenden Säften, gebildet werden. Allda befindet sich nämlich in dem Kiele eine sogenannte »Seele« oder »Federmutter«, die aus mehreren aneinandergereihten Bläschen geformt ist.

24] Will nun der Vogel fliegen, so füllt er in einem Augenblicke diese Bläschen wie auch seine übrigen Organe mit diesem Gase, wodurch er bedeutend leichter wird. Alsdann breitet er sogleich seine Flügel aus, erhebt sich mit großer Leichtigkeit, gibt sich mit seinem Schweife die Richtung und lenkt seine Masse behende mit seinem Flügelpaare. Nur zu Beginn des Fliegens braucht er die Flügel, um sich zu erbeben, aber während des Fliegens wird er leichter und leichter, wobei er dann seine Flügel nicht mehr zum Tragen, sondern nur zum Vorwärtsbewegen gebraucht.

25] Will ein Vogel sich nun wieder zur Erde niederlassen, dann läßt er nach Bedarf etwas Gas entströmen und füllt dafür den Kiel mit atmosphärischer Luft. - Das ist nun das Geheimnis, wie ein Vogel fliegt und wie dieses alles durch seine innere Einrichtung bewirkt wird.



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