Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 239. Kapitel: Weitere Verhandlung des Generals mit dem entthronten Scheinkönig und dessen dumme einstudierte Königsrede. Gewaltsame Entfernung des Exkönigs und die Übergabe der Burg an den König Gurat. (06.03.1844)

01] Als die Hohenpriester auf diese Art versorgt waren, da wandte sich der General wieder an den Scheinkönig und sprach zu ihm:

02] »Nun, in dieser einfachen Kleidung bist du ein Bürger und somit zum ersten Male in deinem Leben etwas Reelles; denn als König warst du nichts anderes als ein auf das allerschändlichste betrogener Mensch, ein müßiges Scheinwerkzeug in der Gewalt der Priester, und hattest nicht einmal das Recht, je in die frische Luft hinausgehen zu dürfen!

03] Da du aber nun ein reeller Mensch, ein freier Bürger Hanochs geworden bist, so kommt es nun auf dich an, wo du ein eigenes Haus haben willst, ob in der Stadt innerhalb der Mauer, oder ob in einer der tagereisenlangen Gassen zu den zehn Vorstädten! Oder willst du in den Vorstädten selbst ein Wohnhaus samt Garten und Acker haben? Darüber erkläre dich vor uns!«

04] Und der Scheinkönig sprach ganz zornig noch: »Was habt ihr Frevler an meiner Heiligkeit mich darum zu fragen?! Gehört doch Himmel und Erde mir, - und ich solle mir hier nur höchstens ein unansehnlichstes Bürgerhaus auswählen dürfen?! Ich, für den selbst dieser Goldpalast eine allerschmählichste Wohnung ist?!

05] Ich, Schöpfer Himmels und der Erde, der von ewig her in Tempeln aus Sonnen erbaut wohnte, sollte nun hier auf meiner Erde in eines gemeinen Bürgers Keusche (Hütte) wohnen?! Nein, nein! Das tut ein Gott nimmer! Er wird euch ganz verlassen und wird sich wieder zurückziehen in seine ewige Sonnenburg und wird von dort aus ein großes Strafgericht über euch, ihr höllischen Frevler, senden; dann erst werdet ihr es erkennen, daß da der erste Betrug besser war als der zweite!

06] Ich nehme somit kein Bürgerhaus an, wie auch gar keine andere Wohnung, weder innerhalb noch irgend außerhalb der großen Mauer, sondern ich will euch gänzlich verlassen für ewig und euch überliefern dem unbarmherzigsten Strafgerichte!

07] Meinst du, der du für die Ausführung deines Planes mit dem ehernen Schwerte agieren mußt, ein Gott bedarf auch der Waffen, um seine Pläne in Ausführung zu bringen? - O nein! Nur einen Wink, - und der Himmel ist nicht mehr, und die Erde ist nicht mehr!«

08] Nun war der Gottkönig mit seiner mühsam eingelernten Rede fertig; denn solche und noch andere ähnliche Reden fanden sich in den Büchern Kinkars vor, und unser Gott studierte sich mehrere davon ein und machte dann bei Gelegenheiten Gebrauch davon, indem doch ein Gott etwas weiser reden muß als irgendein anderer Mensch.

09] Obschon aber diese Rede eine der besten war, die er auswendig konnte, so half sie ihm aber diesmal dennoch nichts.

10] Fürs erste lachte der General dem göttlichen Redner nur ins Gesicht und sagte: »Du mußt nicht so schlimm sein; denn wenn du nun so stützig wärest und möchtest mir nicht folgen, da müßte ich dir ja sogleich aufs nackte Gesäß einen Schilling geben lassen, der dir sehr wehe täte! Daher folge mir nur gutwillig; denn siehe, anders wird es nicht, als es jetzt ist!«

11] Und fürs zweite aber befahl der General den Kriegern, daß sie den,allmächtigen Gott' ergreifen und fortschleppen sollten, so er nicht gutwillig gehen möchte.

12] Es sträubte sich aber der Gottkönig ganz entsetzlich, den Palast zu verlassen. Aber das half wenig.

13] Drei Krieger packten ihn und trugen ihn hinaus ins Freie und brachten ihn sogleich zu den Oberpriestern.

14] Da er aber dort sehr tobte und fluchte, so ließ ihm der General im Ernste einen recht derben Schilling aufs nackte Gesäß geben, und dies Pflaster wirkte beruhigend auf den Gottkönig, der sich in sein Schicksal ergab.

15] Drei Tage lang ließ dann der General die goldene Burg fegen und reinigen und ging dann zum Gurat und übergab ihm die Schlüssel dieser Burg und berichtete ihm alles, was er für ihn getan hatte. - Daß Gurat damit überaus zufrieden war, braucht kaum erwähnt zu werden.



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