Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 3


Kapitelinhalt 29. Kapitel: Muthaels Frage wegen der Widersprüche im Wesen des Weibes. Gott über das Wesen des Mannes und des Weibes. (02.05.1843)

01] Zufolge dieser Beheißung trat aus den Morgenkindern ein junger Mann von etlichen fünfzig Jahren hin zum Herrn voll Mut und Eifer und fragte den Herrn: »Allmächtiger Schöpfer, Gott, unser aller überheiliger Vater! Darf auch ich, ein bestaubter Wurm vor Dir, mich erkühnen, in aller Demut meines Herzens an Dich nur bittweise eine mir wenigstens überwichtig vorkommende Frage zu stellen?«

02] Und der Herr sprach: »Mathaels Ich sage dir, rede! Denn Ich sehe, daß du eine gute Frage in deinem Herzen birgst.«

03] Der Muthael dankte dem Herrn allerinbrünstigst für diese allergnädigste Erlaubnis und kam dann mit folgender denkwürdigen Frage zum Vorschein, welche da also lautete:

04] »0 Herr, Gott, Du liebevollster heiligster Vater! Siehe, ich bin über fünfzig Jahre schon und weiß, daß schon gar manche, um etliche Jahre jünger denn ich, sich Weiber genommen haben; allein mir war es bis jetzt noch nicht gegeben, mich zu nahen einem weiblichen Geschöpfe.

05] Denn sah ich ihr mir weich und reizend vorkommendes Fleisch an, da kamen mir die meisten Weiber sehr sanft, zartfühlend und somit auch überaus anlockend vor, und ich bekam dann auch allzeit eine große Sehnsucht nach einem Weibe; aber wenn ich mich dann, von solch einem innern Drange genötigt, einer oder der andern05.d näherte, um mit ihr aus der Tiefe meines Herzens die sanftesten Liebesworte zu tauschen, da entsetzte ich mich aber bis jetzt noch allzeit, da ich nirgends fand, was ich zu finden wähnte.

06] Ich dachte mir oftmals dabei: Aber wie ist doch solch ein Widerspruch in diesen zarten Wesen denkbar? Äußerlich furcht und wellt ein leiser Abendhauch schon über ihr zartestes Fleisch, - und ihr Inneres ist unempfänglich für einen Geistessturm sogar, und männliche Orkane von Weisheit können nicht rühren ihr Herz, wohl aber männliche Weiberschwächen, als da sind die Fleischliebe, läppisches Weiberlob, vielverheißende männlich-sinnliche Befriedigung und dann eine förmliche Anbetung ihres Fleisches und dergleichen mehr.

07] Siehe, bei solchen Erscheinungen habe ich denn auch einen förmlichen Widerwillen gegen alles Weibervolk bekommen, und es ekelt mich vor ihnen allzeit so sehr, daß ich mich darum keiner mehr nahen kann!

08] O Herr, Gott und Vater, ist das aber auch recht von mir? Habe ich dadurch nicht gesündigt vor Dir? Und was ist der Grund solcher Erscheinung in Mir? - Was ist denn das Weib, dieses von außen lebendige, aber von innen tote Wesen?«

09] Hier wandte Sich der Herr zu ihm und sprach: »Höre, Mein geliebter Sohn Muthael, - deine Erscheinung ist gewichtiger, als du glaubst!

10] Der erste Grund solcher Erscheinung liegt darinnen, daß du von oben her bist; das Weib aber ist von unten her.

11] Du bist erfüllt mit dem, was des lebendigen Liebegeistes aus Mir ist, das Weib aber ist erfüllt mit dem, was da ist des Geistes der Welt.

12] Darum auch bist du weich und zart von innen, während das Weib es nur von außen ist.

13] Du bist ein Grundgeschöpf aus Meiner Tiefe, - das Weib aber nur ein Nachgeschöpf, eine Zusammenfassung Meiner Ausstrahlung.

14] Du bist gemacht aus dem Kerne der Sonne, - das Weib nur aus den flüchtigen Strahlen der Sonne.

15] In dir ist volle Wahrheit, - im Weibe nur der Wahrheit Schein.

16] Du bist ein Sein aus Mir, - das Weib ein Schein nur aus Mir.

17] Siehe, das sind die Hauptgründe deiner Erscheinung!

18] Die Frage aber, ob du dich dadurch vor Mir versündigt hast, ist eitel. Denn nur dann kannst du dich vor Mir versündigen, wenn du von Mir ein Gebot hast, etwas zu tun oder nicht zu tun; ohne das ist keine Sünde denkbar, da du ohne Gebote in Meiner Richtung handelst.

19] Nun aber sage Ich dir, daß Ich auch das weibliche Geschlecht zu Meinen Kindern angenommen habe, und es hat in der Purista ein Vorbild, also ein Gebot von Mir, wie es sein soll.

20] Zwei haben sich in ihren Herzen ihr fest angeschlossen, die Ghemela und die Mira.

21] Wenn aber das Weib ist denen gleich, dann trägt sie auch Mein Bild in sich; und so du dich einem solchen nahen wirst in der Erhabenheit deines Herzens, da wirst du auf keinen Stein mehr stoßen.

22] Da du aber des reinsten Herzens aus dem Morgen bist, so will Ich dir in der Kürze auch das reinste Weib geben, das dir sicher in allem entsprechen wird; bis dahin aber verbleibe nur, wie du bist gewesen bis jetzt! Amen.«

23] Hier ward dem Muthael helle vor den Augen, und er sah in die Tiefe und lobte und pries den Herrn in seinem reinen Herzen.

24] Der Herr aber berief auch andere zu sich und hieß sie Ihn fragen um alles, was sie irgend nur bedunkle in ihren Herzen.



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