Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 42. Kapitel: Kenans Vision und Gesang von den zehn Säulen.

01] Und als der Seth eine solche kurze, liebarme Bemerkung ausgesprochen hatte, seht, da kamen diesen dreien noch der Kenan, Mahalaleel und Jared entgegen und grüßten sie in aller Liebe und dankten Mir für die Gnade des Wiedersehens, und Seth segnete sie alle in Meinem Namen, damit sie reden konnten und durften im Angesichte Meiner Liebe und im Angesichte Seths, des zweiten Stammvaters der hochgesegneten Linie nach Adam, welche endlich Ich Selbst in der großen Zeit der Zeiten körperlich beschloß.

02] Und als diese drei den Segen empfangen hatten, da öffnete zuerst a Kenan den Mund und sprach: »Liebe Väter und Kinder, hört und vernehmt wohl meine Rede; denn ich will sie euch so getreu, als ich sie empfangen habe durch nächtliches Gesicht, wiedergeben. Und dieses Gesicht stellte zehn Säulen vor, und diese Säulen ragten über ein großes Gewässer, das oft gewaltig an die Säulen schlug. Und da stand auf der ersten Säule Adam und sprach zu den Fluten: ,Hört Kinder, Gott, der Herr Zebaoth, der mächtige, große, heilige Vater aller von mir gezeugten Kinder ist ein einziger Gott! Wie Er mich auch gemacht hat zum einzigen Menschen der Erde, so ist Er von Ewigkeiten her ein einziger Gott, und es gibt außer Ihm keinen Gott mehr; denn es ist die Unendlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit ganz erfüllt von Seiner Ehre, Heiligkeit und Liebe. Daher glaubt, ihr Fluten, daß der Herr ist ein einziger, einiger, großer, ewiger, allmächtiger, heiliger, gerechter, höchst weiser, liebevollster, gnadenreicher, barmherziger, überaus guter und über alles erhabener Gott und darum unser aller Vater. Daher seid ruhig, ihr muntern Wogen, und klärt euch, damit das Licht dieses einzigen Gottes euch durchleuchten möge bis in den Grund eures Lebens! Amen.' (a 1. Mose.05,09-13)

03] Und sehet, da wurden ruhig die Wogen um die Säule Adams, und es fiel ein gar gewaltiges Licht von der Höhe Gottes auf die glatte Spiegelfläche der Wässer; da erglänzte die Fläche gleich einer Sonne, und aus dem Grunde der Gewässer kam ein einstimmiger Lobgesang, entwand sich gleich einer lichten Wolke den Gewässern und stieg, heller und heller strahlend, hinauf zu den ewigen, heiligen Höhen des allmächtigen Vaters, der da ist der einzige, einige Gott.

04] Und höret weiter, ihr lieben Väter und Kinder, was ich gesehen im nächtlichen Schauen, zwar nicht mit den Augen des Leibes, - mit geistigen Augen hab' solches entzückt ich gesehen!

05] Nicht weit von der Säule des Adam stand eine fast gleiche erhaben. Die munteren Wogen getrauten sich kaum zu erheben die blitzenden Häupter empor zur erhabenen Säule und kreisten im sanften Geschaukel voll Ehrfurcht um diese erhabene Säule herum, so, als wollten sie sagen: ,Sieh, sterblicher Mensch, sieh den Namen des Höchsten, der, heilig und liebevoll, 'Jehova' heißt! Nie soll dieser Name von frevelnden Zungen ganz eitel genennet je werden; der Name des heiligen Vaters ist heilig, wohl heilig, höchst heilig! O Menschen, o Kinder', so riefen die kreisenden Wogen, 'bedenkt, o bedenkt, wem der Name ist eigen! Da denkt in eueren Herzen, daß Gott, ja ein Gott es ist, dem dieser Name ist eigen!'

06] Und seht, als vom kreisend sanft schaukelnden Wogengetümmel ich solches hab' staunend vernommen, konnt' ich erst erheben ganz furchtsam zur Höhe der Säule des Geistes hoch staunende Sehe und sah - o ich kann's nicht beschreiben, wie heiß und doch wonnig mir da um das Herz ist geworden! -, ich sah auf der glänzenden Höhe der Säule ganz ernsten Antlitzes dich, teueren Vater, dich, a Seth, sah ich stehen! Und du sprachst zu den sanft kreisenden Wogen, was eben zuvor ich geredet, da solches von ihnen ganz treu hab' vernommen und war da im Glauben und Hören, als hätt' ich's vernommen von allen den kreisenden Wogen, was du nur geredet da hast auf der heiligen Höhe zu den die heilige Säule im sanften Geschaukel umflutenden Wogen; und wie ich geredet, so hab' ich's gesehen. (a 1. Mose.05,06)

07] Und hört nun ferner, ihr lieblichen Väter, und so auch ihr allzeit uns folgsamen Kinder! - So sah ich denn ferner unweit von der Säule des Seth ganz umflutet von leuchtenden Wogen die dritte der Säulen; die stand, wie vom rötlichen Lichte umflossen, erhab'ner denn alle die andern, und alle die Wogen, die rascher und rascher um andere Säulen sich trieben, die standen hier stille und dampften aus ihren sanft bebenden Furchen dem Herrn und ewigen, heiligen Vater, von Ehrfurcht und Liebe durchdrungen, ein feuriges Loblieb entgegen.

08] Ich wollte nachspähen, wohin die so feurigen Dämpfe den Weg möchten nehmen, - und seht, meine Augen, geblendet beinahe vom Glanze erhab'ner Gesänge, die so da entdampften der Ruhe der reinen Gewässer, erblickten in heiliger Höhe der dritten der Säulen, von blitzenden Wolken umzogen, den dritten von euch lieben Vätern, und dieser war a Enos! (a 1. Mose.05,06-11)

09] Ja du, Vater Enos, du standst auf der dritten der Säulen und sprachst in gar feurigen Worten zu den still horchenden Wogen: ,O hört, ihr alle Gewässer der Erde; vernehmet die Worte der Höhe und horchet den Tönen der heiligen Rede! Ihr könnt da fluten und wogen sechs Tage und Nächte in fröhlichen Reihen; doch wenn da der siebente Tag ist gekommen, gesegnet von heiliger Ruhe, der Sabbat des Herrn, ein heiliger Tag, hört, den sollt auch ihr allzeit feiern zum schuldigsten Lobe und Preise des heiligen Vaters! Denn das ist der ewigen Ordnung gemäß, daß da alles, was atmet lebendigen Odem aus Gott und im liebenden, denkenden Herzen empfindet die Liebe des ewigen, heiligen Vaters, das solle der Ruhe und Feier des heiligen Tages gedenken; denn dieses ist allzeit des heiligen Vaters hochheiliger Wille: Sechs Tage kann arbeiten all das Gewässer, kann fluten und wogen in rauschenden Zügen; doch heilige Ruhe soll wehen am heiligen Sabbat gleich feurigen Wolken, zur Feier einladend, hehr über den schweigenden, horchenden Fluten!'

10] Und höret, ihr lieblichen Väter und folgsamen Kinder, was ich euch allhier hab' gemeldet, getreu und genau, also hab' ich's vernommen.

11] Und höret geduldigen Willens noch ferner, geliebteste Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, was ich da noch ferner und weiter mit staunenden Augen des Geistes für Wunder der göttlichen Liebe und leuchtender Gnade hab' treulich gesehen! O Väter und Kinder, wie ihr mich da sehet und höret im bebenden Eifer euch meine Gesichte erzählen, ja wahrlich, so stand ich denn dort im Gesichte als vierter, vom rötlichen Lichte umflossen, auf einer ein wenig nur minder erhabenen Säule, die so wie die ersten drei leuchtend umflutet von munteren, kreisenden Wogen nach allen erdenklichen Richtungen war. Voll des Staunens ob solcher so plötzlich erhabenen Stellung, die ich da den Vätern gleich hab' eingenommen, bemerkte ich traurig, daß weiter und weiter der Säule entlang denn die Wogen stets finst'rer und stürmischer wurden und hoben in brennendem Eifer an zahllosen Stellen unstet ihre schäumenden Häupter gleich rauchenden Bergen hoch über die Säule, auf welcher ich stand, voll von Sorgen und Kummer, empor, so als wären sie Kinder, die ohne Gehorsam im Herzen sich böslich bemühen, die Säule des Vaters und so auch der Mutter zu stürzen und, selbe im Falle verhöhnend mit lästernden Zungen, zu treten mit stampfenden Füßen, an welchen da klebt in Massen des schwarzen Undankes ertötender Staub.

12] Und als solches ich habe betrachtet die Zeitlang mit blutendem Herzen, erhob sich auf einmal, der Säule entströmend, ein heftiger Sturm und tobte Orkanen gleich über die schäumenden Häupter der bergenden Wogen. Und sehet, es währte der heftige Sturm, der Säule entströmend, nicht lange, als sich das Getümmel der tobenden Wogen, genötigt von strafender Macht der Orkane, zur segnenden Ruhe begab, so daß nur hie und da noch ein seltenes, leises Gemurmel der willig sich ebnenden Furchen der Fläche so großen Gewässers zur völligen Ruhe die leuchtenden Schichten dem göttlichen Munde entströmenden Hauches nicht unangenehm unterbrach. Und als völlig die mächtige Liebe des ewigen, heiligen Vaters mit solchen erstaunlichen Mitteln die segnende Ruhe hat treulich bewirkt, so fing meinem Munde alsbald ein gar köstlicher Ton zu entquellen an. Und hört, dieser Ton klang wie heilige Worte, entströmend dem liebenden Herzen des heiligen, ewigen Vaters aus Höhen der Höhen des ewigen Lichtes der Lichter unendlicher, leuchtender Sphären und goß sich in reichlichen, leuchtenden Strömen gar weithin laut über die endlose, horchende Fläche der großen Gewässer, und wie ich vernommen, sag' treu ich den Sinn solcher göttlichen Stimme gar herrlichen Klanges. Der Sinn aber sprach sich auf folgende Weise gar schön und gar wunderbar aus:

13] ,Hört, sprach die heilige Stimme, ,ihr stürmen nur wollenden Fluten, Gehorsam und Liebe der Säule des Kenan seid schuldig ihr bebenden Wogen, wollt lange ihr feuchten die toten und festen Geklüfte der trauernden Erde; doch wehe den bergen sich wollenden, schäumenden Wogen, die da sich erheben je über die leuchtende Säule des Kenan vermöchten!

14] Zu klaffenden Bergen, so hoch sie auch immer erheben sich möchten, werd' Ich durch die ewige Kraft Meines Zornes und brennenden Grimmes sie jählings erhärten und festen zur zeitlich sowohl, als auch geistigen, ewigen Qual in dem brennenden Pfuhl Meines ewigen Fluches!

15] Doch den gar ruhig gehorchenden Fluten soll zeitlich und ewig das Wogen im Lichte der ewigen Liebe des heiligen Vaters der Väter gesegneter, munterer, fröhlicher Fluten, zuströmend den Meeren des ewigen Lebens, aus Meiner Erbarmung bald werden!

16] Erhebt euch immer denn über die heilige, leuchtende Säule des Kenan. So will es der ewige, heilige Vater der Väter und Richter der tobenden Wogen der Meere des Lebens in endlosen Reihen und feurigen Strömen aus Gott!' - Seht, geliebteste Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, wie ich es erzählte, so treu und so wahr, ja geradeso hab' ich's gesehen mit innerer Sehe voll Wunder und höherem Walten der ewigen Liebe in Gott und aus Gott!

17] Und so hört denn ferner, was ich all für Wunder der göttlichen Liebe im Geiste erstaunt hab' gesehen so klar und so deutlich, als stünden so seltene Dinge ganz leiblich vor meinen hellschauenden offenen Augen des fleischlichen Leibes!

18] Ich stand noch auf leuchtender Säule und blickte nun fürder ein wenig zur fünften der Säulen; und hört, wie staunte ich da ob des neuen erstehenden Wunders der göttlichen Liebe des ewigen, heiligen Vaters!

19] Die Säule war düster vom Fuß bis zum Scheitel, und die sie in heftigen Stößen umflutenden Wogen, die schienen gleich glühenden Erzen sich zornentbrannt zu vernichten; da brauste und sauste der Tod durch die glühenden Tiefen der zornigen Wässer, und Woge auf Woge erstarrte, vom glühenden Grimme ergriffen.

20] Ich sah in die Nächte der brausenden Tiefen des Todes, erblickte da Dinge - o hört, die Zunge des Menschen könnt' eher erstarren als wiederzugeben die Greuel der wütenden, ganz von dem tötenden Zorne durchglühten Wogen!

21] Als solches ich sattlich gesehen durch meine geöffneten Augen des Geistes im Herzen der Seele des Fleisches, da hob ich beklommenen Herzens die Augen empor zu dem Scheitel der düsteren Säule und sah dort, o hört, dich, a Jared, den Sohn meines Sohnes Mahalaleels erster gesegneten Liebe, um Liebe empor zu dem ewigen, heiligen Vater für die grimmentbrannten und untereinander sich stoßenden, würgenden, mordenden Wogen gar ernstlich flehen! (a 1. Mose.05,15-20)

22] Und als du, mein Jared, so flehtest, da stürzte auf einmal den weithin geöffneten Himmeln entlang eine reichliche Flut voll erbarmender Liebe hernieder auf die von den Gluten des tötenden Grimmes gefesteten, gischtenden Wogen. O hört, da brauste und sauste von neuem die starrende Fläche des todvollen Meeres, da fingen von neuem die hart in den Tod schon gefesteten Wogen sich wieder zu lösen in ihrer erbitterten Härte und flossen wie Brüder und Schwestern, einander sanft flutend und wogend und furchend, durchdringend und helfend, zufrieden in die von der ewigen Liebe von neuem durchwärmten Arme und Herzen.

23] Und als ich da solches gesehen, da ward denn auf einmal von mächtigen Händen geschleudert ein flammendes Schwert in die bebenden Hände des flehenden Jared, und dieser ergriff es behende und schwang es nach göttlicher Fügung, soweit es zu schwingen nur Möglichkeit war; und als solches geschehen, da konnt' ich mit deutlich bezeichnenden Worten vernehmen:

24] ,Du irdisches, treuloses Wogengetümmel, zu töten geschaffene Wesen als Kinder der ewigen Liebe sollst nimmer du wagen; denn Ich bin der Herr so des Lebens und so auch des Todes! Wer immer da töten wird zornigen Herzens die Brüder und Schwestern, der soll auch alsbald mit den Strafen des ewigen Todes am Geiste und Seele ganz sicher bestraft bald werden. Daher solle niemand den andern da stoßen, noch schlagen, noch fluchen, noch morden, noch töten; denn Ich bin der Herr und der mächtige Gott so des Lebens und so auch des zeitlich' und ewigen Todes!'

25] Und höret und sehet, geliebteste Väter und ihr auch, uns liebende Kinder, wie ich nun erzählt hab' treulich und wahr, so auch ist es geschehen von Zeichen zu Zeichen, von Wort bis zum Wort.

26] Und als solches vernommen und helle gesehen ich hatte, da lenkte die Augen alsbald zu der sechsten der Säulen ich über und sah dort, o hört, geliebteste Väter und ihr auch, uns liebende Kinder, - es graut zu sagen vor eueren forschenden Augen der furchtsamen Zunge des Kenan die schrecklichen Greuel, die ich, euer Kenan, geschehen mußt' sehen, und zwar bei der sechsten der Säulen.

27] Ich sah die Säule umflossen vom Blute und scheußlichen Schlamme, und statt der sonst munter die früheren Säulen umkreisenden Wogen, hört, krochen hier grauen- und ekelerregend ohn' alle Vergleichung die grauslichsten, schändlichsten Würmer.

28] Und hört, selbst die Säule, die herrliche Säule, die war, wie sonst keine, vom Fuß bis zum Scheitel beschmutzt und besudelt vom Blute der Schande der schändlichen, scheußlichen Würmer! Oft krochen die Würmer hinauf bis zum Scheitel sogar; auch erhoben sich Massen um Massen empor, so daß niemand gewahren da mochte die herrliche Marke des göttlichen Willens.

29] Soweit auch das Auge des Geistes nur immer zu reichen vermochte, so konnte es aber doch nichts als nur Haufen und Haufen erschauen und sehen, wie sich diese Haufen der Würmer zerquetschend im greulichen Eifer nun wieder vereinend zu größeren Würmern wurden und krochen dann über die andern, sich windend und krümmend gerade zur schlammüberdeckten Mahalaleelssäule, umwanden dieselbe bis unter den Scheitel und wollten ihr nehmen dadurch ganz die göttliche Form, durch welche der heilige Wille des ewigen, heiligen Vaters zur Kunde soll werden den friedlichen Wogen der großen Gewässer des Lebens im endlosen Meere der heiligen Liebe im Herzen des ewigen, heiligen Vaters.

30] Doch hört, was da ferner ist treulich geschehen! Auf einmal erdröhnten die glühenden Himmel; die Sonne erlosch, und der Mond auch konnt' nicht mehr sanft spenden den Schein seiner Treue, und so auch die Sterne; die fielen in Mengen und Mengen zahllos aus dem purpurdurchglühten Himmel.

31] Und hört, als solches geschehen, da fingen an zu klagen und heulen unzählige Tote aus allen den Tiefen des stinkenden Schlammes und sprachen: O deckt uns, all ihr zerbrochenen Sterne, damit wir das Antlitz a Mahalaleels ewig nicht sehen; denn der ist im Namen des ewigen, zornigen Gottes gekommen als feurige Geißel, zu schlagen uns elende Würmer, die wir denn da haben umschlungen die hohe, die herrliche Säule!' (a 1. Mose.05,12-15)

32] Und hört, als den finsteren Tiefen des Todes ist solches entstiegen, da barsten die Himmel, aus deren geöffneten Ritzen gewaltige Ströme des göttlichen Feuers sich über Mahalaleels Säule ergossen.

33] Mahalaleel aber, vom Geiste des Herrn durchleuchtet, sprach: ,Höret, ihr stinkenden Wogen in Würmergestalten, die Liebe des Herrn ist ewig und heilig und rein; darum sollt auch ihr nicht Unlauterkeit treiben!

34] Die Zeit ist gekommen, ein heiliges Feuer vom Himmel, zu waschen euch stinkende Würmer im ewigen Feuer des Zornes, so ihr euch nicht ehedem wascht zu friedlichen, liebe- und gnadedurchleuchteten, munteren Wogen.'

(Den 02. Okt. 1840)

35] Und als nun dem feurigen Munde Mahalaleels unter beständigen Blitzen und heftig dieselben begleitendem Donner ist solches in kräftigen Worten entquollen, o hört, da fingen die Haufen und Massen der Würmer an zu sinken, und wie sie zu ebener Fläche sich hatten geglichen, da flossen die schändlichen, ekelnden Formen gleich Erzen am sprühenden Feuer der düsteren, nervigen Schmiede in anfangs noch trübe, doch nach und nach immer in mehr sich durchklärende Wogen und friedliche Fluten hier in-, da durch-, und dort auch hehr auseinander.

36] Und hört, also war die Ordnung, die herrliche Ordnung alsbald wieder neu hergestellt, und nach dieser Herstellung der göttlichen Ordnung ließ gierig ich schießen mein Auge in endlose Fernen so über die weißliche Fläche der großen, gar rein nun gewordenen Wässer und sah, daß da nirgends mehr Haufen und Massen sich drängten, und sah, daß nur hier und da dunklere Wogen den lichteren nahten und dann in der Nähe derselben selbst heller und heller, am Ende gar leuchtend selbst wurden, und sah da noch ferner, da ich von den endlosen Fernen der wogenden Flächen der großen Gewässer mein forschendes Auge anheim hab' gelenkt dahin zur Mahalaleels Säule, daß diese gewaschen von aller der blutigen Schande gar lieblich in weißlichem Lichte erglänzte, umfurcht von niedlichen, schäkernden, leuchtenden Wogen.

37] Mahalaleel, höre, dich sah ich dann knieen und danken dem Herrn, dem heiligen Vater der leuchtenden Wogen; und sieh, jedes Wort, das dir, dankend dem Vater der ewigen Liebe, den zitternden Lippen entstammte, floh gleich einer strahlenden Sonne hinauf zu den ewigen Höhen des ewigen, heiligen Vaters!

38] Und hört, ihr geliebtesten Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, wie ich es gesehen und treu hab' gehört, so treu und so wahr geb' ich hier es euch wieder!

39] Und da ihr jetzt solches in euerem Herzen habt willig vernommen, so hört noch ferner erzählen mich, Kenan, die nächtlichen Wunder der göttlichen Liebe und überhell strahlenden Gnade des ewigen, heiligen Vaters!

40] Nun hört, als solches ich sattsam gesehen im strahlenden Lichte der Gnade, entströmend den ewigen Höhen des heiligen Gottes und Vaters der Liebe und aller der friedsamen, leuchtenden Wogen, da stieß denn auf einmal mein Auge auf eine ganz glührote siebente Säule; und a Henoch, der fromme, der ehrliche Henoch, stand schwebend beinahe auf dieser erglüheten Säule. (a 1. Mose.05,18-24)

41] Die Wogen umflossen im tückischen Treiben die hoch in die flammenden Lüfte aufsteigende Säule des Henoch. Ich staunte jedoch nicht gar lange dies sonderbar' Bild mit den Augen des Geistes da an, als ich bald zu gewahren anfing, daß da unter den tückischen Fluten, zum Teile vom Schlamme des Grundes bedeckt, sich fremde, geraubte, gestohlene Wässer gar greulich gefesselt befanden.

42] Es waren da Wässer der Liebe und Wässer der Gnade, und waren da Wässer des Lebens und Wässer des Lichtes, und so noch der Wässer erdenkliche andere Sorten; und alle die zahllosen Wässer - hört! - waren gefestet gleich denen durchsichtigen Steinen mit glühenden Banden der schändlichen, nur das Ich liebenden Liebe.

43] Und sehet, ihr Väter und Kinder, wie dieses liebloseste Rauben und Stehlen geschah; hört, wie ich es gesehen, so will ich's euch künden: Es hoben sich Massen, von diebischem Eifer getrieben, gleich niedlichen Wölkchen aus dieser so tückischen, wogenden Fläche der großen Gewässer, von denen die Säule des Henoch umflutet nach allen unübersehbaren, erdenklichen Richtungen war. Diese Wölkchen nun flohen weit über die Grenzen des ihnen gehörigen Säulengebietes hinaus; wenn sodann sie ersahen ganz ruhige Flächen in andern Gebieten der großen Gewässer, da stürzten sie schneller denn Blitze darnieder, ergriffen mit gieriger Hast da die friedsamen Wogen, zerstäubten dieselben in dunstige Nebel und hoben und trieben dann selbe in eiligster Schnelle gleich stürmenden Winden in ihres tückfeuchten Gelichters unheimliche, schlammvolle Tiefen. In selbe versenkten sie diese so tückisch geraubten, gar friedlichen Wässer und drückten und preßten dann selbe mit ihrer gestohlenen Macht ganz zu härtesten Steinen zusammen und deckten dieselben auf schändliche Weise mit Schlamm und mit Kote der Lügen aus schändlichem Eigennutz zu.

44] Doch es währte dies tückische, loseste Treiben nicht lange; denn bald sah ich Henoch erleuchten viel mehr als die Sonne, und brennende Strahlen, dem Haupte des Henoch entströmend, durchwühlten in mächtigen Strömen in einem Momente hell alle die schlammigen, diebischen Tiefen der großen, von Raubgier durchglühten Gewässer.

45] Und hört, als da kaum noch die Fläche der tücken Gewässer die brennenden Strahlen, dem Haupte des Henoch entströmend, berührten, da fingen die Wogen der tücken Gewässer an zu gischen, zu sausen und brausen. Da dampfte und qualmte die endlose Fläche und gab, von der Hitze der Strahlen genötigt, denn all die vorher gar so tückisch gestohlenen und durch die eigene Liebe und Habsucht im schlammigen Grunde gefesteten fremden Gewässer notwillig zurück. Und die fremden Gewässer, die stiegen gleich feurigen Wolken, in zahllosen Scharen den unteren, dunklen und trüberen Dämpfen der tückischen Fluten sich hurtig entwindend, empor in die reineren, leuchtenden Lüfte. Und seht, als nun sie entstiegen den Tiefen des Todes, da kamen geschäftige Winde, der Säule des Henoch entströmend, und trugen in wirbelnder Freude die neuen entbundenen Kinder gar zärtlich denn wieder, den tobenden Dämpfen der tücken Gewässer entlang, in die liebenden, harrenden Arme der edel gewordenen Wässer durch göttliche Gnade gegeb'ner Gebote zurück. Und als solches geschehen durch Wunder der heiligen Liebe von oben, da streckte auf einmal der Henoch gar machtvoll die Hände und sprach, scharf gebietend mit heftiger, donnernder Stimme:

46] ,Ihr tückischen, diebischen, raubenden Wogen, vernehmt hinab in die Tiefen der schlammigen, finsteren Gründe den heiligen Willen des ewigen, mächtigen Gottes, und höret mit ruhiger Fläche die mächtigen Worte des Heils, das da ruft: Jeder Tropfen ist vielfach gezählt im Herzen der ewigen Liebe, und jeder demnach ist sich selbst und der ewigen Liebe zu eigen; daher werde einer nie grausam dem andern zum Raube. Denn wehe dem Diebe, dem tückischen Räuber und Mörder des Eigentums anderer reinerer Wässer und Wesen; ja wehe da allen den sich nur allein böse liebenden Wogen! Vernehmet: Die Tücke der Räuber und Diebe wird nimmerdar wogen in heiteren, furchenden Kreisen, wohl aber, hört, wird sie, im starrenden Tode zu glühenden Steinen des ewigen Fluches gefestet, in unterste Tiefen der Erde geworfen von tötender Macht des Gebotes sogleich oder einst sicher werden. Ihr sollt nicht rauben und stehlen!, so lautet des ewigen, heiligen Gottes gar mächtiger Wille!

47] Dies merket und achtet, ihr tückischen Wogen! Und höret, geliebteste Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, das waren die letzten der donnernden Worte des Henoch von strahlender Säule als herrlichster, ewiger Marke des göttlichen Willens! Und als sie verklangen, die herrlichen Worte in ferne, dem Auge des Geistes selbst fremde Gefilde der finsteren Flächen der wogenden Greuel, da konnt' ich gar deutlich vernehmen den Tiefen entstiegene Worte. Die Worte, die sprachen gehorsamen Klanges hinauf zu der Säule: ,So mache uns rein, lichter Herold des mächtigen Willens des heiligen, ewigen Gottes, damit wir, wie andere Wässer, gefällig dem leuchtenden, heiligen Auge der ewigen, heiligen Liebe auch werden!'

48] Und höret, da fingen, der leuchtenden Säule entströmend, gar heftige, feurige Winde zu wehen an und mischten in leuchtender Fülle das Feuer der ewigen Liebe den wogenden Fluten der horchenden, endlosen Fläche gar wundersam bei. Und die Wogen und Fluten, die wurden durchläutert von solch einer leuchtenden Milde, o höret, sie schienen so hell wie die Fläche der Sonne und lobten und priesen den Herrn der Gnade, die Säule mit strahlenden Wogen umkreisend. Da tönten die heiligen Echos harmonisch den endlosen Räumen der leuchtenden Fluten entlang. - Hört, so hab' ich's gar treulich gesehen und so es euch treulich auch wiedergegeben.

49] Und da ihr, geliebteste Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, so lange schon habt geduldig die Ohren mir, Kenan, dem geistigen Redner, gar achtsam geliehen, so höret noch ferner, was alles für Wunder der göttlichen Liebe und Gnade ich habe gesehen und treulich vernommen: In einer nicht weiten Entfernung erblickte ich eine ganz glatte, wie schimmerndes Erz fast aussehende Säule; dieselbe umwogte, o höret, ein sandiges Meer!

50] In der Ferne, da dachte und glaubte ich wirkliche Fluten der Wässer zu sehen; doch näher und näher als mir diese staubigen Fluten gekommen, je klarer wie auch desto reiner hab' ich es gesehen, daß hier nimmer Wasser, die Säule umflutend, sich wogte, doch wohl aber trockener Sand, von den Winden gehoben sich wirbelnd, das Wogen der Wässer dem forschenden Auge des spähenden Kenan gar trüglich vorlog!

51] Als ich solches mit ärgerndem Staunen betrachtet da habe und konnte auch nirgends ein Wasser, und wär' es ein Tropfen nur, irgend nach längerem Schauen entdecken, da hob ich die Augen empor zu dem Himmel und flehte zum ewigen, heiligen Vater der Liebe um Gnade, um Hilfe und so auch um weisesten Rat; aber stumm blieb der Himmel, umflossen vom weißlichen, hie und da nur vom mattrötlichen Schimmer, und nimmer kam auch nur ein leisester Schall von der immer sich mehr und mehr trübenden heiligen, ewigen Höhe der sonst so willfährigen Liebe und Gnaden durchströmenden Wohnung des ewigen, heiligen Vaters.

52] Und sehet, es stiegen beständig die trüglichen Wogen des Sandes stets höher und höher und wurden, wie leicht zu begreifen, je höher sie stiegen, je dichter und dichter, daß auch nicht der grellste Strahl durch die staubig sich wogenden Massen des trugvollen Sandes, das Auge erquickend, zu dringen vermochte.

53] Doch höret, es währte zum größesten Glücke die lose Verfinsterungsgeschichte nicht lange; denn bald sah ich fröhlichen Herzens a Mathusalah stehen auf jener vom finsteren Sande umlagerten Säule, bewaffnet mit einem zweischneidigen, brennenden Schwerte. Er hatte die Augen verbunden mit einer vom glitzelnden Staube besudelten leinenen Binde und hatte die Ohren verstopft mit klebrigem Harze. Doch seht, auf einmal kam, blendend vom himmlischen Glanze, gar eiligen Fluges geflogen ein mächtiger Aar. Der umflog in stets engeren Kreisen das sinnstumme Haupt des Mathusalah, löste demselben die schützende Binde von' Augen und pickte von seinen, dem Klange verschlossenen Ohren gar sorglich und reinlich das klebrige Harz. Und als so er Mathusalahs Sinne von schützenden Banden befreit, da floh der mächtige, leuchtende Aar als ein ferne noch leuchtender Stern hinauf zu den heiligen Höhen der Himmel, von dannen er hehr ist gekommen. Mathusalal aber, der Treue und Wahre, ergriff das zweischneidige, brennende Schwert, welches er mit der drohenden Rechten gleich zackenden Blitzen in Kreisen nach allen erdenklichen Richtungen schwang. (a 1. Mose.05,21-27)

54] Und es lösten sich während des eifrigen Schwingens vom brennenden Schwerte flammende, leuchtende Zungen gleich sprühenden Funken von einem vom heftigen Brande ergriffenen harzigen Stamme des Holzes, das unten an Füßen der Berge gar reichlich in dickesten Stämmen da wächst.

55] Und höret, die zahllosen Zungen, die flohen in möglichster Schnelle nach allen erdenklichen Richtungen über die endlose, staubige Fläche und rührten den trüglichen Sand mit der Macht ihres Feuers zu einem chaotischen Dinge, daraus man nicht Klarheit erreichen konnt', was denn aus solchem Gemenge wohl Nützes möcht' werden.

56] Ich sah dem wunderbar' Treiben der lange Zeit fort und fort währenden Mischung der flammenden Zungen mit solchen unendlichen Massen des trüglichen Sandes gar voll von den größten Erwartungen zu, und doch wollte nichts anderes als nur ganz weiß schon durchglüheter Sand zu dem lange erwünschtesten Vorscheine kommen!

57] Doch sehet, inmitten so sehnsuchtsvoll harrender Wünsche erhob sich Mathusalah furchtbaren Blickes und fing gar gewaltig den heiligsten Willen des ewigen, heiligsten Vaters dem durch und durch glühenden Sande zu predigen an. Und die mächtigen Worte, dem Munde Mathusalahs eifrig entströmend, ergossen sich, großen Gewässern hehr ähnlich, in breitesten Strömen gar fürchterlich brausend und rauschend und tobend, den Sand mit sich reißend, wie früher die Zungen nach allen erdenklichen Richtungen hin. Und das Brausen, das Rauschen und Toben sprach deutlich vernehmliche, mächtige Worte, ja Worte der Macht und der ewigen Größe der Heiligkeit Gottes!

58] Die Worte, die lauteten - höret, ihr Väter und Kinder! -: ,Du nichtiger Staub, wohl vernehme den Willen der Heiligkeit Gottes. Ein fälschliches, trügendes Wogen sei nimmer dir eigen; bekehr' dich zum flüssigen, reinsten Wasser, und woge als solches in ewigen, leuchtenden Wogen; denn nichts als die Lüge nur wirst einst zunichte ganz werden!'

59] Und sehet, als solches vernommen da ward von der endlosen Fläche, da löste sich Körnchen um Körnchen in lautere Tropfen; die rannen in leuchtender Wahrheit gar fröhlich zusammen und flossen zu einer unendlichen Fläche der reinsten Gewässer zusammen und wogten und furchten nun durch und durch, fröhlich den heiligsten Namen des ewigen Gottes lobpreisend, und wuschen den wider sie zeugenden, noch an Mathusalahs Säule festklebenden Sand von derselben und lobten dann selbe, in leuchtenden Reihen umkreisend, nachdem sie mit liebender Gierde vorher mit dem Lichte, das reichlich der Säule entströmte, sich schmückten die lockeren, glänzenden, schaukelnden Häupter.

60] Und sehet und höret, ihr würdigen Väter und ihr auch, uns teuere Kinder, wie ich es hab' wahrlich und treulich gesehen und auch mit den offensten Ohren gehört, so treulich und wahrlich geb' ich es euch wieder. Die Wahrheit, o Väter und Kinder, die Wahrheit alleinig ist wahrhaft das liebliche Wesen der Liebe. Darum wird die Lüge zunichte wie sonsten kein Laster; denn sie ist alleinig der ewigen Wahrheit der Liebe des Vaters gerade entgegen.

61] Und höret nun ferner, geliebteste Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, was ich, euer Kenan, noch alles für Wunder da habe mit staunenden Augen gesehen! - Es kam mir so vor, als wenn ich samt der Säule, auf welcher ich stand, immer weiter und weiter in ferne Gebiete der anderen Säulen geschoben wär worden; und, wie es mir früher geschah, so geschah es nun wieder, und ich sah von meinem erhabenen Stande die neunte der Säulen!

62] O Väter und Kinder, da sah es gar sonderbar aus! Hört, aus einer unendlichen Tiefe der ewigen Nächte, von schmutzigen, allerlei schimmernden Farben bekleckset, stieg eine gar furchtbare Säule zu einer fürs Auge nicht mehr zu erreichenden Höhe empor. Um die Säule war weder ein Wogen der Wässer, noch irgendein Stauben des Sandes, noch sonsten ein Regen und Streben von nambaren Wesen zu sehen; nur ewigfort-währende Nächte umlagerten stumm diese neunte, buntscheckige, endlose Säule. Ich dachte in dieser entsetzlichen, endlosen, leblosen Wüste: ,Was soll, ja was kann denn das heißen? Für wen wohl steht diese unendliche Säule dahier?'

63] Und so dachte ich lange und lange so hin und so her; doch es wollte trotz all meines nutzlosen Denkens auch nicht ein kleinwinzigstes Fünkchen erhellen die ewige, endlose Nacht um die endlose, scheckige Säule. O Väter und Kinder, da ward es mir bange; denn selbsten das Licht meiner Säule ward minder und minder, so zwar, daß ich kaum nur noch merken konnt', daß meine Füße auf ihrem mattschimmernden Scheitel noch standen. Als solches ich mußte gar traurig erfahren, da fiel ich denn nieder auf mein Angesicht und fing so recht von Herzen zum ewigen, heiligen Vater zu beten und bitten an, daß Er mich doch da nicht zugrunde so gehen möcht' lassen.

64] Und höret, als solches ich ernstlich wohl tat, da erklang denn auf einmal so eine wohlmahnende Stimme und sprach: ,Kenan, senke dein Denken rein liebend in Mich, deinen Vater und Gott, und du wirst dann die Dinge alsbald mit ganz anderen Augen erschauen!' - Und wie mir die heilige Stimme befohlen, so tat ich's auch alsogleich, ohne auch nur im geringsten mich weilend so über den liebvollsten Klang zu besinnen.

65] Und höret, als solches ich tat so mit liebeerfülltestem Herzen, da fing alsbald an die unendlich mir scheinende Säule zu sinken stets tiefer und tiefer hinab in den Abgrund der ewigen Nacht. Und es währte dies Sinken nicht lange, als mir ein entfernetes Rauschen sehr großer Gewässer an meine scharf lauschenden Ohren, dem donnernden Rollen der Sphären nicht unähnlich, drang. Eh noch ich mich recht konnte umsehen, da, hört, o Väter und Kinder, da sah ich schon weltgroße Massen der schäumenden Fluten hinab jählings stürzen, hinab in die finsteren, endlosen Räume der früheren ewigen Nacht um die scheckige Säule. Und höret, es währte dies Stürzen nicht lange, als ich schon die frühere Stelle der ewigen Nächte erfüllt ganz sah mit noch trübem, doch endlos hinwogendem Wasser. Auch sah ich das Ende der ewig mir scheinenden Säule den ewigen Höhen der Himmel entsteigen und nieder sich senken zu denen trübwogenden Fluten der neuen Gewässer des leuchtenden Scheitels, auf welchem in leuchtender Glorie der a Lamech, Mathusalahs Söhnlein, gebührlich da stand als ein lieblicher Herold des göttlichen, heiligen Willens. Und als so auch er meiner ansichtig wurde, da fing er alsbald an die Fluten so lautende Worte zu richten: (a 1. Mose.05,25-30)

66] ,O hört, ihr großen Gewässer. Verzehrt euch nimmer in euren Begierden; denn daß ihr euch habt in Liebe und Gnade von oben, ist Habe für ewige Zeiten für euch zur endlosen Genüge. Denn mehr als ein Ding kann nicht nehmen denselben und einigen Platz; daher sucht denn nimmer durch fremde Begierden euch selbst zu vernichten, und wogt und kreist in eurer ganz eigenen Sphäre zum Lobe und Ruhme des ewigen, heiligen Vaters!'

67] Und höret, als solches der Lamech hat weise gesprochen, da klärten und wogten die Fluten sich eiligst, vom ewigen Lichte des göttlichen Willens durchleuchtet. Und ich aber, Kenan, hab' solches gar treulich gesehen; und wie ich's gesehen, gehöret, so hab' ich's nun treulich und wahrlich auch wiedergegeben.

(19. Okt. 1840)

68] Und höret, ihr lieblichen Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, o höret noch willig den Schluß meiner Rede, und schaut mit mir, eurem Kenan, hinab in die Tiefe des göttlichen Zornes und die durch die Flammen des Zornes mattschimmernde Gnade den treulosen Völkern der Erde!

69] O höret und sehet, was ich da all's hören und sehen hab' müssen an finsterster Stelle der zehnten der Säulen! Hört, alle die früheren Säulen, die hatten doch mehr oder wenig ein eigenes Licht, - ja die neunte der Säulen sogar war umgeben von einem buntmatten Geflimmer; doch diese nach Ordnung die zehnte der Säulen, die hatte auch nicht einen noch so matt schimmernden Punkt, ja sie war doch so finster, daß ich sie nur fühlen, doch sehen dieselbe trotz aller der schärfesten Strenge der geistigen Sehe nicht konnt', und ob Wasser, ob Sand oder finsterer, leerer und nichtiger Raum bloß dieselbe umwogte, umstaubte, umgab - hört, das alles war greulich verborgen dem forschenden Auge des träumenden Kenan ob solcher unglaublichen finsteren, schwärzesten Nacht um die zehnte der Säulen.

70] Ich harrte und harrte von Weile zu Weile und schaute mit dreimal geschwängerter Kraft meiner Sehe, ob nirgends denn sich eine Helle erschauen werd lassen; doch alles mein Mühen war gänzlich vergebens, selbst meine am schärfsten gespanntesten Ohren, auch diese vermochten auch nicht nur ein leisestes Lispeln des zartesten Lüftchens vernehmen!

71] O höret, da ward es mir bange in dieser vom ewigen Tode erfülltesten finstersten Öde! Ich konnte nicht beten, noch bitten den ewigen Vater der Liebe um eh'ste Befreiung aus dieser so schaurigen Nacht alles Todes; denn nun erst empfand ich, daß nicht nur die Augen und Ohren, ja sehet und höret, sogar meine Zunge zu reden gelähmet mir war.

72] Und als solches an mir ich so herb mußt' erfahren, da zuckte auf einmal ein heftiger Blitz aus der grundlosen Tiefe der ewigen Nacht ganz hinauf zu den ehern mir scheinenden Höhen des gänzlich verschlossenen Himmels!

73] Doch wie sonst dem Blitze stets pflegt ein Donner zu folgen, so war doch bei diesem so endlosen Blitze von einem nachrollenden Donner nicht eine all'leiseste Spur. Und so wie's vor dem Blitze, so war es auch gleichfalls nach selbem: die dichteste Nacht ausgebreitet von einer Unendlichkeit hin bis zur andern, und mir, eurem Kenan, fing gar sehr gewaltig nach Licht und nach Leben wohl an zu verlangen; denn wahrlich, ich sag' euch, nun bin ich des Todes unendlicher Nacht wohl gar satt schon geworden! O Väter und Kinder, die Nacht, o die Nacht, die hat lange gedauert, bis endlich ein winziges Sternlein am ehernen Himmel sich zeigte als einzige spät erst erscheinende Folge des lange vorher schon der Tiefe gen Himmel enteilenden Blitzes.

74] Ganz unverwandt waren nun meine so lange geblendeten Augen gerichtet nach diesem kleinwinzigen, schimmernden Pünktchen. Und als ich so staunte da über das schimmernde Pünktchen, o höret, da tönte auf einmal sehr helle in meine ganz taub schon gewordenen Ohren - es waren nicht Worte, noch menschliche Stimmen, auch war es kein Brausen, kein Sausen, kein Toben -, o höret, es glich dieses Tönen dem Pfeifen der Hirten, gerade als wenn sie die Schafe des Ahbel (Abel) nach alt schon herkömmlicher Sitte um sich her versammeln oft wollen und diese dann kommen gar eiligen Schrittes und staunen die sorgsamen Hirten mit ihren zum Himmel gewendeten Häuptern wohl an.

75] Doch das Pfeifen nur habe ich helle vernommen, - gesehen doch habe ich nichts von den Schafen des Ahbel (Abel)! Als solches ich habe erfahren an meinen ganz tot schon gewordenen Sinnen, da fuhr wie ein Blitz mir ganz hell durch die Seele ein Wort, hört, ein Wort, und dies Wort, ja dies süßeste Wort sprach: Die Zunge hör, Kenan, ist dir nun gelöset; nun bete und bitte den Vater des Lichtes, der Liebe, des Lebens ums Licht und um Liebe und Leben für diese im Tode zerbrochene Säule!'

76] Da fiel ich denn nieder auf mein Angesicht und fing eilends zu beten und flehen denn an zu dem heiligen Vater der Liebe und alles sich regenden Lebens, Er möge in Seiner Erbarmung doch spenden von oben ein hell leuchtend Flämmchen der Gnade, damit meine Augen doch schauen da möchten die furchtbare Größe und weiteste Ausdehnung des finsteren Todes. Und als ich nun lange genug habe treulich und wahrlich gefleht empor zu dem heiligen Vater, da rief mich auf einmal so eine gar kräftige Stimme beim Namen und sagte: ,Erhebe dich eilends, und schaue die großen Abgründe des finstersten Todes! Es ist bezeichnet der Ehebruch hier an der Stelle der zehnten zerbrochenen Säule, von welcher zertrümmert die untere Hälfte der Liebe im tiefsten Abgrunde des Todes zerstreut da lieget, - die obere Hälfte der Gnade jedoch hängt am ehernen, endlosen Bogen des Himmels und wird sich nicht eher hinab zu den Trümmern lassen, bevor nicht der Grund dieser Säule gewaschen wird rein von dem Kote der Schlange. Der Grund ist die Erde, ein sündiges Haus, und der Kot von der Schlange ist aller der Weiber der Tiefe aus Hanoch gar reizendes Fleisch. Darum wehe der fett nun gewordenen Erde vom Blute der Brüder, die wegen des Fleisches der buhlischen Weiber sich haben gar grausam ermordet und haben getränkt die Erde mit ihrem gesegneten Blute! Ich will große Fluten dem Himmel entströmen bald lassen und töten da alles Fleisch wegen des reizenden Fleisches der Weiber, durch welches verzehrt ward all das Gewässer dahier um die zehnte der Säulen! O prange nur, prange, du herrliches, reizendes Fleisch aller Weiber als tückvollster Kinder des Drachen! O prange, du lockende Speise der Würmer des Pfuhles, du Ekelgeruch Meiner Ehre! Du badest und waschest dich täglich im feinesten Wasser, bereitet aus allerlei Kräutern und Würzen, und schmierest die Haut mit den feinesten Ölen, damit du noch reizender und noch anziehender wirst, zu verführen die Kinder des ewigen, heiligen Vaters!

77] Es liege daher dir ein ewiger Fluch auf dem Nacken; das sage Ich, Jehova, Gott der Allmächtige, Ewige; dir werd' Ich bald, o gar bald ein solch' Bad zubereiten, in welchem dich ewig zu baden und schmieren du wohl zur Genüge wirst haben!

78] Und wie das geschehen wird, höre zu, Kenan, will Ich eben jetzt zeigen dir ganz wohl erleuchtet vom Lichte der Gnade des ewigen, heiligen Vaters; darum sollst erheben dich auf deiner ganz auch erloschenen Säule und schauen hinab in die Tiefe, allwo du ersehen wirst, was da geschehen wird, hör', in der Bälde!'

79] Und höret, ihr Väter und Kinder, ich habe alsbald mich erhoben und schaute hochstaunenden Blickes hinab in die Tiefe des Todes und sah da gar mächtige a Scharen von unseren Kindern, die heiligen Berge verlassend, hinab zu den Töchtern der Menschen froh eilen und dort sich mit selben vereinen und zeugen gar Kinder, als kräftige Söhne und reizende Töchter, mit ihnen und sahe die Söhne zu Herrschern dann werden und grausam als solche dann töten und schlachten und morden die ärmlichen, hilflosen Kinder der Menschen! Da flossen denn Ströme vom Blute der Brüder und Kinder der Menschen; und höret, die Ströme des schuldlos vergossenen Blutes, die schrieen gewaltig um Rache empor zu den ehernen Bogen des Himmels. (a 1. Mose.06,02 ,04)

80] Da riß denn der Himmel inmitten entzwei, und dem leuchtenden Risse entschwebte ein Engel gar eiligen Fluges hinab zu der Liebe des Lamech und sagte zur selben: a ,So richte denn, Noah, wie lang schon der Herr dir hat treulich befohlen, den Kasten der Gnade, und tue alsbald dich in selbem verwahren mit allem dem, was dir der Herr hat befohlen; denn siehe, schon brennt die fluchschwere Erde an zahllosen Punkten, entzündet vom richtenden Zorne des ewigen Gottes! Das klagende Blut hat jedoch, wie du siehst, nun gewaltig die Gnade des Himmels erschüttert; daher hat der heilige Vater beschlossen, die Erde vom Fluche zu waschen und düngen dieselbe dadurch für ein bess'res Geschlecht, das da eh'stens entsteigen wird dir, Seinem einzig noch treu wohl verbliebenen Noah!' (a 1. Mose.06,14 ff.)

81] Und sehet, ihr lieblichen Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder, als solches geredet in eiliger Sprache zur Liebe des Lamech der leuchtende Engel nun hat, hört, da barsten auf einmal die ehernen Bogen des Himmels, und aus den weit gähnenden Klüften und feurigen Rissen desselben entstürzten gar bald die gewaltigsten Ströme von Fluten des dampfenden Wassers als Gnade des ewigen, heiligen Vaters zur Löschung des Feuers und einstigen Tilgung der Schuld von der sündigen Erde.

82] Und als nun die Fluten die Tiefen der Erde zu füllen anfingen, da sah ich zahllose Geschlechter den Tiefen entsteigen und wehklagend suchen die Höhen der Berge. Ich sahe die reizendsten Weiber als Töchter der Menschen von weißestem Fleische gar ängstlich erklimmen mit blutenden Fingern und Händen ermattet die schroffesten Spitzen der Felsen und ringen auf schwindelnden Höhen die blutenden Hände empor zu den klaffenden Spalten des feurigen Himmels und schreien mit lautesten, schmerzvollsten Stimmen um Trost und um Hilfe. Doch all dies Geschrei war vergebens, und mitten den Fluten, die stets nur gewaltiger stürzten den klaffenden, glühenden Spalten des ehernen Himmels entlang, stießen feurige, wirbelnde Winde die zartesten Kinder der Menschen, sie brennend und sengend, gewaltsam von denen so mühsam erklommenen, felsigen Spitzen der Berge hinab in die tobenden Fluten als klagende Speise des Todes!

83] Und höret, die feurigen Winde, sobald sie entweset gar grauenhaft hatten bald hier und bald dort eine schützende Spitze der Berge vom zartesten, weißesten, reizendsten Fleische, die tobten und riefen, gar schauerlich höhnend: ,Da bade und wasche und schmiere dich, schändliche, lockende Speise des Teufels und seiner Gehilfen, und schmücke dich wohl in den duftenden Armen des ewigen Todes, und nehme den Lohn deiner rastlosen Mühen, durch welche gefallen sind all die Geschlechter der Erde von Adam dem ersten hin bis zu dem letzten Bewohner der fluchschweren Erde, und gehe den tödlichen Weg alles reizenden Fleisches!'

84] Und höret, so riefen die tobenden feurigen Winde, sooft sie entweset da hatten bald eine, bald wieder die andere schützende Spitze der mühvoll erklommenen Höhen und Steilen der Berge!

85] Doch nicht gar zu lange, hört, dauerte dieses so schaurige Würgen und Morden des sündigen Fleisches der üppigsten Weiber und aller durch ihre verführende List arg betrogenen und so gefallenen Söhne der Erde und Kinder des Himmels; denn bald sah ich fluten und wogen gar große Gewässer ganz über die höchsten Steinspitzen der Berge, und war außer mir kein lebendiges Wesen zu sehen und auch nichts zu hören als nur die an meine mattleuchtende Säule sich drängenden Wogen des neu nun entstandenen großen Gewässers.

86] Ich war schon gewohnt durch die neun vorhergehenden Fälle, sobald die Gewässer erfüllt schon hatten die endlosen Tiefen des Todes, zu sehen alsbald eine glänzende Säule schon stehend erhaben hell über der wogenden Fläche der Fluten, und wenn schon denn früher die Säule, so wie bei der neunten, nicht alsogleich vollends als solche zu schauen dem forschenden Auge des Kenan sich bot, doch es währte nicht lange, da war schon der Lamech auf selber, dem Himmel entstiegen, gebietend zu sehen; doch jetzt, höret, wollte sich keine der Säulen mehr zeigen!

87] Ich harrte gar lange und staunte nicht wenig, als ich statt der Säule den Kasten der Gnade auf friedlichen Wogen daherschwimmen sah. Und als selber die Stelle erreicht wohl hatte, auf welcher denn früher die finstere Säule zu fühlen sich mir blindem Seher darbot, - hört, da wichen die stürmenden Wogen zurück, und der Kasten der Gnade blieb stehen auf einer gar großen, den Wässern entstiegenen, lieblich nun schimmernden Säule.

88] Und als nun der glänzende Kasten der Gnade so gänzlich befreiet von allen den wogenden Fluten und Wassern nun war, hört, a da wurde geöffnet am Dache desselben ein blitzendes Fenster, durch welches alsbald sanfte Tauben gar munteren Fluges enteilten und weit über Wogen und Fluten hinflogen.(a 1. Mose.08,06 ff.)

89] Doch nicht gar zu lange verweilten sie über den Fluten, so hin- und herfliegend, die munteren Tauben; denn außer der Säule des Kastens der Gnade war nichts als nur Woge an Woge sich drängend zu sehen. a Und da sie nichts fanden, die munteren Segler der Lüfte, woselbst sie nach länger anhaltendem Fluge wohl könnten sich nieder zur nötigen Ruhe denn setzen, so flogen sie schnelle denn wieder dem Kasten der Gnade hinzu, suchten emsig das blitzende Fenster und flogen durch selbes gar eilig hinein in den Kasten der Gnade. (a 1. Mose.08,09)

90] Und als nun das blitzende Fenster denn wieder verschlossen da wurde, so fingen alsbald, hört, gar heftige, feurige Winde nach allen erdenklichen Richtungen endlos weit über die ewig mir scheinende Fläche der wogenden, großen Gewässer zu wehen an. Der wogenden Fläche nun fingen durch dieses so heftige Wehen der feurigen Winde gar mächtige Massen von Wolken an so schnell wie die Blitze gar hehr zu entsteigen. Es währte dies mächtige Toben der Winde nicht lange, als bald sich schon hie und da über dem Spiegel der Wässer hochragende Spitzen der Berge zu zeigen anfingen, - ja, mehr're darunter sogar gleich zu grünen begannen und sahen bald niedlichen Gärtchen wohl ähnlich.

91] Und höret, als solches sich zeigte dem forschenden, fröhlichen Auge des Kenan, a da blitzte denn wieder das Fenster, sich öffnend am Dache des Kastens der Gnade, durch welches gar bald wieder Tauben sich eiligen Fluges erhoben und flogen gar munter alsbald zu den grün schon gewordenen Spitzen der Berge, umflogen dieselben in heiteren Kreisen nach lieblichen Weisen und weilten recht lange, auf frisch schon gewachsenen Zweigen sich wiegend und schaukelnd, daselbst; doch nach längerem Weilen verließen sie wieder dieselben und kehrten, nun reichlich beladen mit grünenden Zweiglein, denn wieder sogleich in den harrenden Kasten der Gnade zurück.(a 1. Mose.08,10-11)

92] Und nun höret und sehet, als solches geschehen denn eilends nun war, da begannen die Fluten gar schnelle zu sinken, und Berge und liebliche Felder mit fruchtbarer Erde entstiegen gar wundersam eiligst der sinkenden Fläche der Wässer und grünten alsbald, von den wärmenden Strahlen der Sonne belebet, zu lieblichen Wiesen und Fluren und fruchtvollen, üppigsten Gärten.

93] Und da an der Stelle der Säule, o höret, da wuchs gar so wundersam Land um die Säule stets höher und höher, bis endlich der Kasten der Gnade selbst ganz auf hehr grünender Erde zu ruhen kam. Sehet, da blitzte nun wieder das Fenster am Dache des Kastens der Gnade, a und eine gar reichliche Menge der muntersten Tauben enteilte in kreisender Schnelle demselben und kehrte nach längerem Harren wohl nimmer zum offengelassenen Fenster am Dache des Kastens der Gnade zurück.(a 1. Mose.08,12)

94] a Da gewahrte der Noah als Liebe des Lamech im Kasten der Gnade das gänzliche Fallen der Fluten und fing an zu öffnen die Pforten desselben und ließ aus demselben frohwandeln denn all die verwahrten Geschlechter der Erde und nach und nach auch seine Kinder und Weiber. Und als nun erreicht sie hatten mit bebendem Herzen und zitternden Füßen die grünende Erde, da fielen sie nieder zur Erde und dankten und priesen dann im Angesichte des leuchtenden, offenen Kastens der Gnade den Herrn als den einzig erbarmenden Retter aus solchen verdienten Gerichten des Zornes des ewigen, heiligen Gottes.(a 1. Mose.08,16-19)

95] Als solches gar lange verrichtet sie hatten voll Dank und voll Liebe zum heiligen, ewigen Vater, da kam denn gar eilends geflogen ein leuchtender Engel und brachte dem Noah die fröhliche Botschaft vom über und über hehr leuchtenden Himmel, um welchen ein a farbiger Bogen sich schlang. Und hört, - so sprach der leuchtende Engel: (a 1. Mose.09,13)

96] ,Hör' Noah, du einziges Band Meiner Liebe, aus dir will Ich wecken den Samen des Lebens dereinst, der gar mächtig dem Tode die zahllos verschlungene Beute entreißen wohl wird! Denn Mich dauert des Fleisches da unter den hart nun gefesteten Fluten der Sünde; darum will Ich senden dereinst einen mächtigen Retter und a nimmer die bebende Erde mit solchen Gerichten heimsuchen. Der farbige Bogen soll allzeit verkünden den Völkern, daß Ich solches nimmer der Erde will bringen ja bis an das Ende der Zeiten und Zeiten; was dann wird geschehen, das weiß Ich, der ewige Vater, alleine!'(a 1. Mose.08,21)

97] Und höret, ihr lieblichen Väter, und ihr auch, uns liebende Kinder! So hab' ich all dieses gesehen und treulich gehöret, und wie ich's vernommen, so hab' ich's euch wahrlich nun wieder gegeben, und weiter war nichts mir zu schauen gegeben. Und was ich gesehen, das deutet ihr weisesten Väter und Kinder voll Liebe; denn mir ist verborgen der Sinn solcher seltenen Träume aus Gott.«


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