Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 265


jona.02,01] Jonas im Waalfisch: Vorkommen von Riesenwesen (Leviathan, Phalos) im Mittelmeer; deren Schicksal (jl.ev11.265,01-267,01)

01] Was den a »Walfisch« betrifft, so hat es damit sowohl seine naturhistorische als auch geistige Richtigkeit; denn es muß da sowohl das eine als das andere richtig sein, da ohne diese Richtigkeit oder ohne die natur-historische Unterlage das Geistige keine Entsprechung hätte.

02] Um aber den naturmäßigen Teil zu verstehen, muß man wissen, daß es in jener Zeit, besonders in dem Mittelmeere, eine Art Riesenfische gegeben hat, die von einigen, namentlich den Ägyptern, den Namen »Leviathan« und bei den Altgriechen zu den Zeiten des bekannten Schriftstellers Herodot den Namen »Phalos« hatten. Diese Fischgattung, von welcher auch im Buche Hiob die Rede ist, ist bald nach dem Durchbruche des Meeres (bei Gibraltar) verschwunden und dann im Atlantischen Ozean durch dessen gewaltige Meeresströmungen nach Süden hin verschleppt worden, wo sie dann zum größten Teil in den kalten Gewässern gleich andern großen Festlandstieren vollends zugrunde gegangen ist.

03] Sie hatten einen ungeheuer großen Rachen, welcher mit ihrem ebenso großen Magen durch eine weite Öffnung verbunden war - hatten keine Zähne, auch keine Zunge, aber dafür gleich den heutigen Nordwalfischen eine große Anzahl Finnen, die bei einem vollkommen ausgewachsenen Phalos nicht selten eine Länge von zwei bis drei Klaftern hatten und dem Riesenfische dazu dienten, wie dem Elefanten sein Rüssel. Sie ergriffen mit diesen Finnen ihre Nährbeute und schoben sie ganz unbeschädigt in ihren großen Magen hinein, der kein Wasser enthielt, sondern an den inneren Wänden eine Art Saft ausschwitzte, der nach einigen Tagen die in diesem Magen noch lebende Fraßbeute aufzulösen begann und sie nach und nach völlig zerstörte. Zur Fluchtergreifung dieses Riesenfisches, der auch ein Säugetier war, lebende Junge zur Welt warf und gleich dem gegenwärtigen nördlichen Walfische atmen und sich häufig auf der Meeresoberfläche erhalten mußte, um nicht zu ersticken, diente die große Menge von auch sehr riesigen Haifischen, die früher im Nordmittelmeer lebten, sich aber beim Durchbruche der euch schon bekannten deukalischen Landenge, aus der demnach die jetzige Meerenge von Konstantinopel und der Dardanellen entstanden ist, in dem gegenwärtigen Mittelländischen Meere eingebürgert haben. Diese großartigen Meereshechte fingen an, eine starke Jagd auf die großen Phalose zu machen, bissen ihnen die Finnen ab und auch die andern nicht unbedeutenden Extremitäten, zu denen besonders die großen Brüste wie auch die zu beiden Seiten dieser Brüste, einer Menschenhand nicht unähnlichen riesigen Schwimmflossen. Diese Extremitäten konnten die Haifische zu ihrer Nahrung recht gut brauchen, und die Phalose ergriffen denn auch stets mehr und mehr die Flucht und gehörten in dem Mittelmeere stets mehr zu einer seltenen Erscheinung; und zu Jonas Zeit waren in dem benannten Meere kaum mehr ein paar hundert Stücke noch zu Hause. a Jonas, als er bei sehr unruhig gewordenem Meere über Bord geworfen wurde, hatte noch - durch Meine Zulassung - das Glück, von einem solchen Phalos verschlungen zu werden und darauf durch drei Tage in dessen Magen zuzubringen. - Und Ich ließ es ferner aber auch zu, daß eben dieser Phalos, von Haifischen verfolgt, seine Zuflucht an ein asiatisches niedriges Ufer nahm und bei dieser Gelegenheit sich seiner im Magen liegenden Speise entledigte. Was auch eine Eigenschaft dieser Riesenfische war, daß sie nämlich ans Land stiegen, wenn sie im Wasser eine große Gefahr witterten, und ihre Jungen, die sie gewöhnlich an einem seichten Meeresufer hegten und pflegten, gewisserart besuchten und sie mit Nahrung entweder aus ihren Brüsten oder auch mit einer schon in dem Magen befindlichen, aber noch lebenden Fraßbeute versahen. Denn sie ließen ihre Jungen nicht eher in das tiefere Meer, als bis diese die gewisse Größe, Kraft und Stärke erreicht hatten. Bei dieser Gelegenheit kam denn auch unser Jonas an die asiatische Küste, und als er von dem Phalos aus dem vorangezeigten Grunde an das seichte Ufer ausgespien wurde, raffte er sich schnell zusammen, floh vollends ans Land, wohin ihn weder der alte Phalos noch eins von seinen vier Jungen weiter verfolgen konnten. (a jona.02,01)



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