Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 320


01] Es wird kaum nötig sein zu erwähnen, wer da unter dem ich verstanden wird, der da froh ist, oder voll der Liebe, und warum? Wegen der Einung der unendlichen Weisheit mit der ebenso unendlichen Liebe durch die Erbarmung Gottes.

02] Da ihr nun den 8. Vers sicher verstehet, so werdet ihr auch nicht minder den folgenden 9. verstehen, welcher nur eine Zergliederung des ersten ist, gleichwie auch der 10. und 11. es ist. - Sehet, da Suchot die Demut besaget, und ihr zufolge die Liebe, in der Liebe aber die Weisheit nun als vollkommen eins wohnt, so wird ja etwa doch Gilead wie Manasse Mein sein, Gilead, die Weisheit oder das Licht, welches wandelbar ist und unstät, und Manasse das ewig bleibende.

03] Ephraim ist die Macht Meines Hauptes, und Juda Mein Fürst. - Sehet, so ihr dieses buchstäblich nehmen möchtet, so käme da der größte Unsinn heraus, weil dadurch der David fürs erste einen ganzen jüdischen Urstamm, fürs zweite ein gleichnamiges Land und fürs dritte eine gleichnamige Stadt hätte müssen entweder in seinem Kopfe oder auf seinem Kopfe herumtragen und dazu noch mit aller Kriegsrüstung wohl versehen. Dessen ungeachtet aber wäre der also mächtige König David dennoch dem Fürsten Juda untertänig, darum er spricht: Juda ist mein Füst, was ebensoviel besagt als: Juda ist mein Herr. Sehet ihr nun schon ein wenig ein, welcher Unsinn da aus dem bloßen Buchstabensinne herauswachsen möchte, so da nicht ein pur geistiger Sinn zugrunde läge.

04] Da aber Gilead Mein ist und Manasse Mein, da ist Ephraim als das Licht der Liebe freilich wohl die Macht aller Weisheit, welche ist Mein Haupt, und Juda wahrhaft ein Fürst in Mir, welches da ist der Liebe lebendiges Wort von Ewigkeit her, durch das alle Dinge erschaffen worden sind, und das durch den David sich mächtig über die Erde zu ergießen anfing. Sehet, Meine lieben Kindlein, ob dieser Vers, besonders von Ephraim angefangen, nicht einen viel weiseren Sinn hat, als wie er dem Äußeren nach im Buchstaben erscheint?

05] Also wird auch im zehnten Verse unter Moab die demütigste Liebe, welche gleich ist der Reue im menschlichen Herzen, hier zu einem Waschtopfe; und der Schuh, welcher ist das naturmäßig Welttümliche, wird über Edom gestreckt, welches ist die Nacht des Tode. Philistäa jauchzet Mir zu, oder: die geläuterte Liebe wird eins mit Mir.

06] So aber die geläuterte Liebe nun eins ist mit dem Lichte und hat das in sich eingeschlossen, was der alleinige Führer aller Dinge ist, so ist hier im elften Verse eine scheinbare Frage gestellt, darum das Licht in der Liebe verschlossen ist, nämlich: Wer will mich führen in eine feste Stadt? Und wer geleitet mich bis nach Edom? Allein in dieser scheinbaren Frage liegt schon die Antwort offenkundig da - so ihr unter 'Wer' Meine Liebe und unter 'Mich' die Weisheit und unter der festen Stadt ein wohl zubereitetes Herz verstehet, unter Edom aber ein Herz, welches voll angestopft ist mit Weltlichem und somit auch mit allem, was des Todes ist.



Home  |    Index Supplemente   |   Werke Lorbers