Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 319


01] Also birgt bei solchen Texten immer ein Sinn den andern ins Unendliche fort, und jeder enthüllte Sinn hat in sich, d.h. an und für sich wieder Unendliches. Darum kann ein solcher Text mit Recht schwer faßlich genannt werden, weil dessen Fülle unendlich ist. (mt.06,34)

02] Daraus aber kann auch eben die reine Göttlichkeit und die große Wichtigkeit solcher Texte erkannt werden, wenn sie solch Unendliches in sich bergen. Aus dem Grunde sollet ihr auch nicht die leichten Texte für leicht nehmen, denn je offener der Buchstaben-Sinn sich ausspricht, desto tiefer liegt der geistig-himmlische. Daher sollen solche Texte aber auch sorglichst selbst dem Buchstabensinne nach beachtet werden, damit durch sie der Geist lebendig werde für die Tiefen der Himmel. - Solches bedenket überaus wohl und - wer Der ist, der euch solches ratet durch den Knecht! Amen. (mt.06,34)

60. Psalm Davids (a ps.060,08-14; jl.ev11.319,04-321,13)

04] Um solcherlei Verse zu verstehen, muß man zuerst wissen, was unter 'David' im Verlaufe von dessen Psalmen verstanden wird. Denn solange jemand hinter dem David nichts als einen König des Altertums, welcher Psalmen schrieb, versteht, - so lange ist auch vom Verstehen solcher Texte durchaus nicht die allerleisesete Rede. (ps.060,08-14)

05] So aber jemand dem geistigen Sinne nach versteht, was da ist der David, der verstehet auch, was da besaget Sichem, das Tal Suchot, Gilead, Manasse, Ephraim, Moab, Edom und Philistäa. (ps.060,08-14)

06] So lasset uns denn sehen, was hinter dem David steckt! (ps.060,08-14)

07] Sehet, Meine lieben Kindlein, hinter dem David steckt nichts mehr und nichts weniger als Ich selbst. Nun habt ihr schon einen Schlüssel. Wie ist aber dieses zu verstehen, daß der David zugleich ein Mensch ist, wie ein jeder andere, welcher aus Seele und Leib zusammengesetzt ist, und wie ist er demnach auch Ich, da er doch vor Mir gesündigt hat? (ps.060,08-14)

08] So höret denn, und wir wollen sehen, auf welche Weise Ich und der David Eins werden. Denn in diesen Versen redet doch offenbar der David zu Gott und Gott zu David. (ps.060,08-14)

09] Merket wohl: Unter dem Gesichtspunkte Davids wird verstanden die herniedersteigende Liebe Gottes, und unter Gott wird verstanden die endlose Weisheit des Geistes. - (ps.060,08-14)

10] Da ihr nun solches wisset, so wird es nicht mehr schwer sein zu verstehen, was der 8. Vers des 60. Psalms besagt, der da lautet: Gott redet in Seinem Heiligtum, oder, Gott redet in Seiner Liebe und nicht in Seiner Weisheit, sondern die Weisheit in Seiner Liebe, des bin ich froh und will zerteilen und nicht allzusehr beachten die Weisheit, welche verstanden wird unter Sichem, aber dafür will ich wohl abmessen das Tal Suchot, oder die wahre Demut und die reine Liebe aus ihr, des bin ich froh. (ps.060,08-14)



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