Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 90. Kapitel: Vom Verhalten der wahren Jünger Jesu. Der Dank in Aphek.

01] Hier erhob denn auch Ich Mich von Meinem Stuhl, trat mit freundlicher Miene hin zu den Heidenpriestern und etlichen Bürgern dieser Stadt und sagte: »Hört, so ihr in Meinem Namen Mein Licht und Reich mit der rechten und uneigennützigen Nächstenliebe unter euren noch in tiefer Finsternis schmachtenden Brüdern und Schwestern ausbreiten werdet, desto erleuchteter und lebensvollkommener werdet ihr selbst werden, und es werden euch dann erst Dinge eröffnet werden, von denen ihr jetzt noch keine Ahnung habt und auch nicht haben könnt!

02] Bleibt aber fortan diesem eurem Vorsatz getreu, und lasst ihn nicht verdrängen von den Anreizungen dieser Welt, so werdet ihr bleiben in Mir und Ich in euch!

03] Suchet die Welt zuerst in euch zu besiegen, und es wird dann für euch auch ein leichtes sein, sie auch in euren Brüdern zu besiegen! Es kann niemand seinem Nächsten etwas geben, das er zuvor nicht selbst besitzt. Wer in seinem Bruder die Liebe erwecken will, der muß mit der Liebe ihm entgegenkommen, und wer in seinem Nebenmenschen die Demut erzeugen will, der muß mit der Demut zu ihm kommen. So erzeugt die Sanftmut wieder Sanftmut, die Geduld die Geduld, die Güte die Güte, die Barmherzigkeit die Barmherzigkeit.

04] nehmt euch alle an Mir ein Beispiel! Ich bin der Herr über alles im Himmel und auf Erden, in Mir ist alle Macht, Gewalt und Kraft, und dennoch bin Ich von ganzem Herzen voll Liebe, Demut, Sanftmut, Geduld, Güte und Barmherzigkeit. Seid ihr alle desgleichen, und man wird daraus wohl erkennen, daß ihr wahrhaft Meine Jünger seid!

05] Liebt euch untereinander als Brüder, und erweist euch Gutes! Keiner erhebe sich über den andern und wolle ein Erster sein; denn Ich allein bin der Herr, - ihr alle aber seid pur Brüder (vgl. mt.23,08). In Meinem Reiche wird nur der ein Erster sein, der ein Geringster und stets bereit ist, in allem Guten und Wahren seinen Brüdern zu dienen.

06] In der Hölle dies- und jenseits, als im Reiche der Teufel und aller bösen Geister, ist der hochmütigste, stolzeste, selbst- und herrschsüchtigste Geist der Erste zur Qual der Niedereren und Kleineren, und zwar aus dem Grunde, damit die andern mehr oder weniger in einer Art Demut, im Gehorsam und in der Untertänigkeit erhalten werden; aber in Meinem Reiche ist es nicht also, sondern wie Ich es euch nun gesagt habe.

07] Seht hin auf die Großen dieser Welt, die auf den Thronen sitzen und über die Völker herrschen! Wer darf sich ihnen anders als nur mit der tiefsten Untertänigkeit nahen? Würde es jemand wagen, sich einem Herrscher gebieterisch zu nahen, - was würde wohl sein Los sein?

08] Seht, ebenso ist die Ordnung auch in der Hölle bestellt; aber unter euch, Meinen Jüngern, soll es nicht also sein, sondern so nur, wie Ich es euch gezeigt habe!

09] Die Großen der Welt lassen sich lange bitten, bis sie jemand irgendeine Wohltat im Wege der außerordentlichen Gnade erweisen; aber ihr sollt euch zur Erweisung einer Wohltat von einem eurer Nächsten nicht zuvor bitten lassen. Denn nur Gott, den wahren Herrn und Vater von Ewigkeit, mögt ihr um all die guten Dinge bitten, und sie werden euch zukommen; aber Brüder sollen sich untereinander nicht bitten lassen.

10] So aber ein demütiger, armer Bruder seinen reicheren um etwas bittet, da soll der Reichere es ihm ja nicht vorenthalten, ihm das zu tun, um was der Ärmere ihn gebeten hat; denn eine Herzenshärte erzeugt die andere, und Mein Reich ist nicht in ihr.

11] Was nützte es dem Menschen, in sich zu sagen und zu bekennen: "Herr, Herr, Gott Himmels und der Erde, ich glaube ungezweifelt, daß Du der einzige und ewig allein wahre, allweiseste und allmächtige Schöpfer aller Sinnen- und Geisterwelten bist, und daß alles, was da lebt, denkt und will, nur aus Dir lebt, denkt und will!"?

12] Ich sage es euch, daß das niemandem zum wahren Heile seiner Seele etwas nützen würde, sondern nur dem wird ein solcher Glaube wahrhaft zum Heile seiner Seele nützen, der das mit aller Freude tut, was Ich zu tun ihm anbefohlen habe; denn ein freundlicher und fertiger Täter Meines Willens tut mit dem wenigen, was er tun kann, zehnfach mehr als derjenige, der sich lange bitten läßt und dann mit der Liebestat an seinem Nächsten sich rühmt und brüstet.

13] Wie ihr es nun aus Meinem Munde vernommen habt, also tut es auch, und ihr werdet dadurch erst in euch lebendigst innewerden, daß Meine Worte wahrhaft Gottes Worte sind, und ihr werdet dadurch Meinen Geist in euch erwecken, und der wird euch in alle Weisheit der Himmel leiten, euch zum ewigen Leben reinigen und euch zu wahren Gotteskindern machen.

14] Und nun wisst ihr zur Erreichung des ewigen Lebens eurer Seele vorderhand zur Genüge; ein noch Weiteres werdet ihr - wie es euch schon gesagt worden ist - von diesem Wirte und dessen beiden Nachbarn erfahren, und das Vollkommenste aber dann erst durch Meinen Liebegeist in euch. - Habt ihr alle das wohl auch verstanden?«



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