Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 38. Kapitel: Jesu Ermahnung an den Rabbi.

01] Aber der alte Rabbi, der es bis jetzt noch nicht gewagt hatte, von dem Wein etwas zu kosten, trat zu Mir hin und bat Mich um die Erlaubnis, von dem Wunderweine auch kosten zu dürfen.

02] Und Ich sagte: »Du bist zwar mehr Heide als alle andern Heiden, ohne zu bedenken, daß niemand zweien Herren, die sich gegenseitig Feinde sind, wohl dienen kann, da er im geheimen des einen oder des andern Feind sein muß und dabei aber doch jedem das tun muß, was von ihm verlangt wird. Oder kann jemand Gott und dem Mammon der Welt zugleich dienen? Und doch hast du schon seit langem das getan! Darum ändere dein Herz, und trinke von dem Wein der Wahrheit, auf daß es hell in deiner Seele werde!«

03] Hierauf nahm der Rabbi auch einen Becher voll Weines und leerte ihn bis auf den Boden.

04] Als er den Wein in sich hatte, da brach auch er in ein großes Loben des Weines und Meiner Macht aus und sagte zum Schlusse seines Lobes, den noch einmal gefüllten Becher hoch schwingend: »Ja, Du bist schon Der, auf den alle Juden und auch die Heiden so lange vergeblich harrten. Darum Heil Dir, dem Sohne Davids, und Heil auch allen Menschen der Erde durch Dich! Ehre Gott in der Höhe und Dir, Seinem Sohne!«

05] Sagte Ich: »Deine Rede war nun gut; aber so du noch einmal auch Heil den hohen Göttern Roms schreien wirst, so wird der Tod nicht ferne von dir sein! Aller Menschen, ob sie Juden oder Heiden sind, der Wahrheit nach Freund sein, ist gut und recht, und es ist also auch Mein Wille - denn auch Ich lasse Meine Sonne über Juden und Heiden im gleichen Maße scheinen und leuchten -; aber Menschen, die in der alten Blindheit schmachten, in ihrem Irrwahne noch bestärken, anstatt sie auf den Weg des Urlichtes zu leiten, aus wahrer, reiner und uneigennütziger Nächstenliebe, ist schlechter denn ein Dieb und Straßenräuber sein. Das merke dir, du alter Doppellehrer, der du den Juden den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs oft mit einem glühenden Eifer lehrtest, gleich darauf in die Schule der Heiden gingest und vor ihnen den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs herunter- und lächerlich machtest! Sei entweder ein vollkommener Jude, oder werde ein Heide, so du im Heidentum für deine chamäleonartige Seele eine größere Beruhigung findest!«

06] Sagte der Rabbi: »Herr, sei mir größtem Sünder vor Dir gnädig und barmherzig, und vergib mir meine vielen und großen Sünden!«

07] Sagte Ich: »Von Mir aus sind sie dir vergeben; aber siehe auch, daß sie dir auch von den Menschen vergeben werden, denen du des Verdienstes wegen an ihren Seelen viel geschadet hast!«

08] Hierauf sagte der Hauptmann zu Mir: »Herr, ich werde für ihn die Sache gutmachen, und er selbst wird nun wohl begriffen haben, was er für die Folge zu tun haben wird! Ich aber meine nun, daß wir für die Folge keinen Heidenpriester mehr vonnöten haben werden. Ob aber unsere Kinder von heidnischen oder jüdischen Lehrern im Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet werden, so wird das wohl eines sein, und es kann daher dieser Rabbi auch noch ferner unsere Kinder in diesen drei Stücken unterrichten; was aber die Gotteslehre anlangt, so werde schon ich dafür bestens sorgen, daß sich unser altes Vielgöttertum ehest in ein Eingottum umgestalten wird. Aber nun bitte ich Dich, Du göttlicher Meister und Herr und von nun an unser Gott, daß Du uns, bis jetzt noch Heiden, den rechten Weg zeigen möchtest, den wir in der Folge zu wandeln haben sollen; denn bis jetzt stecken wir noch in der alten Finsternis.«

09] Hierauf begann Ich vom Reiche Gottes auf Erden zu predigen und belehrte diese Heiden in allem also, wie Ich das andernorts getan habe.

10] Die Belehrung dauerte volle sieben Stunden, also nahe an drei Stunden über den Mittag, und alle glaubten an Mich, auch die, welche außerhalb des Hauses waren, da sie Meine Worte durch die offenen Fenster vernahmen.

11] Als Ich die Predigt beendet hatte, da ward erst das Mittagsmahl aufgetragen, an dem auch die teilnehmen mußten, die außerhalb des Hauses gläubig geworden waren.



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