Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 8


Kapitelinhalt 042. Kapitel: Jesus über rechte Buße.

01] Sagten alle: »Ja, Du wahrlich allerweisester Herr und Meister, die wahre und vollkommene Buße ist und bleibt also das einzige und alleinige Seelenheilmittel (Sacramentum), und alles andere ist nichts und hat keinen Lebenswert. Das sehen wir nun alles wohl und ganz rein ein. Aber was sagst Du, o Herr und Meister, zu den a strengen Büßern in Sack und Asche? Sind bei der strengen Buße der Sack und die Asche notwendig?« (a Matthäus.06,16; jl.ev11.307,06*;  jl.ev06.051,05-06;  jl.ev07.085,05-15 .21-22;  jl.ev08.042,01-03;  jl.him1.329,16-17 .23;  jl.him3.455,06jl.laod.002,21-24;  jl.laod.002,29-30)

02] Sagte Ich: »Das ist es ebensowenig, als es von eurer Seite nun auch nicht notwendig war, Mich darum zu fragen, da Ich euch doch ohnehin hinreichend klar gezeigt habe, worin die wahre und bei Mir allein Wert habende Buße eines Sünders besteht. Was sollen denn Sack und Asche dem Menschen für eine Heiligung seiner Seele bieten? Sack und Asche wurden bei den Alten nur als entsprechende Bilder aufgestellt, unter denen die rechte Buße zu verstehen war; denn der Sack bezeichnet die äußere Demut und die Asche die wahre innere der Seele. Aber das faule Tragen eines Sackes und das Bestreuen des Hauptes mit der Asche hat einem Menschen ebensowenig eine Heiligung gebracht wie das Fasten und Kasteien, - wie auch der Krieger, der sich vor dem Feinde in eine sichere Höhle aus Furcht und Angst verkriecht, statt mit ihm mutvoll in einen Kampf zu treten, wohl auch schwerlich mit einer Siegerkrone gekrönt wird.

03] Darum fort mit Sack und Asche, fort mit dem Kasteien und Fasten, und fort mit der Opferung der Böcke und fort mit allen andern Tempelopfern wegen der Vergebung der Sünden; denn sie haben vor Mir nicht den allergeringsten Lebenswert! Aber dafür herbei mit einem festen und unbeugsamen Willen zur wahren inneren Lebensbesserung! Herbei mit der lebendigen Liebe zu Gott und zum Nächsten, und herbei mit dem vollen Glauben an Gott und Dessen Menschwerdung in Mir; denn nur das heiligt den Menschen und macht stark und voll-lebend die Seele in Meinem in ihr waltenden Geiste!

04] Bei dem bleibt, und lehrt es auch alle andern Völker, so werdet ihr Mir das angedrohte Gericht über alle Heiden in den späten Zeiten ersparen; aber ihr müßt vor den Menschen nicht zittern und beben, sondern in gutem und mutvollem Willen ihnen den vollen göttlichen Ernst der Wahrheit offen verkünden! Und werdet auch ihr nicht ganz imstande sein, alles Heidentum vollends siegreich zu bekämpfen in kurzer Zeit, so wird aber das die reine Wahrheit in den späten Zeiten doch gar wohl vermögen. Denn das große auch von Mir angekündigte Gericht über das Reich der Lüge wird eben in dem Siege der Wahrheit über sie bestehen, und das wird keine andere Wahrheit sein als eben diese, die Ich euch hier nun verkünde.

05] In jenen Zeiten werde Ich wieder Männer und sogar Mägde erwecken, die den Menschen diese Wahrheit ebenso rein und klar überliefern werden aus Meinem Munde in ihren Herzen, wie Ich sie nun euch Selbst mit Meinem leiblichen Munde verkünde, und solche Wahrheit wird für alle blinden Heiden der mächtige und unerbittliche Richter sein.

06] Also keinen Sack und keine Asche mehr, sondern in allem die volle Wahrheit und den festen Willen!

07] Also, Meine Jünger und Freunde, habe Ich nun offen und in keinen Bildern zu euch geredet, und eben also versteht und begreifet das auch ihr offen und durch die Tat; denn das Wissen allein nützt der Seele wenig oder nichts! Wer aber durch die Tat der Wahrheit ein rechtes Opfer bringt, der wird das ewige Leben ernten.

08] Und nun sagt Mir abermals, ob euch noch irgendeine finstere Dummheit drückt, und ob ihr diese Meine klaren Worte auch der vollen Wahrheit nach verstanden habt! Ich frage euch um das aber nicht, als wüßte Ich es nicht, wie und ob ihr alles das verstanden habt, sondern Ich frage euch nur darum, daß auch ihr euch lebendig selbst fragen sollt, wie sich die Wahrheit in euch selbst gestaltet; denn nur das gehört zu eurem eigenen Leben. Und so mögt ihr nun abermals reden!«

09] Sagten alle wie aus einem Munde: »O Herr und Meister, wir haben nun alles wohl begriffen, was Du uns erklärt hast, und sehen auch die volle Wahrheit des Gesagten und Erklärten ein! Wir werden darum auch das in der Tat ausführen, erstens für uns selbst, und werden es auch getreu den andern Menschen, die eines guten Willens sind, also beibringen. Aber es bedünkt uns dennoch sehr, ob diese golden lichte Wahrheit von den vielen gar sehr blinden Menschen als das freudig angenommen wird, was sie in sich ist. Denn wer da sehend ist, der hat sicher auch stets eine große Freude am werdenden Tag; doch für den Stockblinden ist Nacht und Tag schier etwas ganz gleiches.

10] Es gibt nun aber eine übergroße Menge im Geiste stockblinder Menschen, die sich nur in der alten mystischen Zeremonie glücklich fühlen und sich gegen Gott, den sie freilich noch nie erkannt haben, zu versündigen wähnen, wenn sie von den alten Gebräuchen irgend etwas vergeben müßten und somit ausziehen den alten Menschen wie ein altes, morsches Kleid und anziehen einen ganz neuen.

11] Mit solchen Menschen wird sich schwer reden und handeln lassen, was da leicht vorauszusehen ist; denn wer nicht schon auf dem Wege vieler Erfahrungen zu einem helleren Denken gelangt ist, der wird diese noch so lichtvolle Wahrheit dennoch nicht als das ganz lebendig in sich aufnehmen, was sie ist, sondern aus seiner alten verrosteten Gewohnheit am Altmystischen kleben bleiben, die alten Sitten und Gebräuche als einen über alles hochzuverehrenden Gottesdienst ansehen und diese neuen, lichtvollsten Wahrheiten am Ende für Ketzereien betrachten und sie verachten und verfolgen. Und so wird es schwer werden, diese allerlichtesten Wahrheiten den gar vielen Blinden als auch für sie wirksam beizubringen.

12] Also besteht bei den Juden eine alte Gewohnheit, derzufolge sie sich durch ein Bekenntnis einem Priester zu zeigen haben, auf daß er um ihre Sünden wie auch um ihre guten Werke wisse, sie gegeneinander abwäge und vergleiche, um danach zur Sühnung der Sünden die Bußwerke und die Reinigungsopfer zu bestimmen. Der Mensch nun, der sich so einem Priester gezeigt und darauf auch das getan und vollbracht hat, was ihm vom Priester auferlegt wurde, betrachtet sich darauf für vollkommen gereinigt und vor Gott gerechtfertigt; aber so man ihn näher betrachtet, so ist und bleibt er nach einer solchen Reinigung gleichfort ganz der gleiche ungebesserte Mensch und begeht bis zum nächsten Bekenntnisse nicht nur die alten Sünden wieder, sondern oft noch einige neue hinzu, und da zeigt es sich offenkundig, daß diese alte Reinigungssitte den Menschen nicht nur nicht besser, sondern oft nur noch schlechter macht, als er früher war.

13] Aber man versuche gegen diesen alten Unfug aufzutreten und zu lehren, und man wird die Flucht ergreifen müssen, wenn man nicht gesteinigt werden will! - Was aber sagst Du, o Herr und Meister, dazu?«



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