Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 194


Gericht über die Häscher.

01] In dem Augenblicke hörte man rauhe Stimmen höhnisch lachend ausrufen: ”Hurra! Hahahaha, da sitzen die lustigen Vögel bei griechischer Beleuchtung ja alle schön beisammen, und wir haben sie einmal in unsere Gewalt bekommen!“

02] Sogleich traten die zwei Erzpharisäer mit dem Burgvogt des Herodes und mehreren Häschern mit ganz grimmigen Gesichtern an unseren Tisch und sagten: ”Wollt ihr nicht in schweren Ketten nach Jerusalem gebracht werden, so folgt uns gutwillig! Beim geringsten Sträuben werdet ihr alsogleich gebunden und mit den schwersten Ketten belegt werden!“

03] Ich aber sagte: ”Ist bei euch denn durchaus keine Gnade und Rücksicht wenigstens bis morgen mehr möglich? Denn ob ihr heute oder morgen mit uns ganz Unschuldigen, um eure Rache zu kühlen, abfahret, das wird doch alles eins sein!“

04] Schreien der Vogt und die beiden Pharisäer: ”Nein, jetzt gleich ohne alle Gnade muß es sein! Nur auf, und vorwärts!“

05] Sagte nun Ich mit mächtiger und ernstester Stimme: ”Gut denn! Da in euch kein Funke von einer Barmherzigkeit vorhanden ist und ihr zu wahren Erzteufeln geworden seid, so ist auch aus Meinem Herzen alle Erbarmung für euch gänzlich dahin! Euch geschehe nach euren Herzen, Gesinnungen und namenlos bösesten Taten!“

06] Mit diesen Meinen Worten wurden plötzlich alle steif und von den unerträglichsten Schmerzen ergriffen, fingen an zu heulen und zu bitten und versprachen, alles zu tun, was Ich nur immer von ihnen verlangen möchte, - aber nur von solch einer unerträglichen Qual möchte Ich sie befreien! Sie wollten lieber tausendmal sterben, als solch unerträglichste Schmerzen noch einen Augenblick lang ertragen!

07] Ich aber sagte: ”Ich habe euch auch gebeten um Gnade und Erbarmung nur bis morgen und fand keine; darum sollt nun auch ihr keine Gnade und Erbarmung bei Mir finden! Die einzige Gnade, die Ich euch antun werde, bestehe darin, daß die reißenden Bestien dieser Gebirge eurem schlechtesten Leben ein Ende machen und euch das tun, was ihr schon vielen unschuldigen Menschen getan habt! Ja, sogar a die Kindlein blieben vor eurer unbeschreibbaren und nie erhörten Grausamkeit nicht verschont!“ (a Matthäus.02,16)

08] Ihr waret als damals noch junge Wichte die Eifrigsten beim bethlehemitischen Kindermorde, weil ihr schon damals Mich darunter auch zu töten wähntet. Aber Jehovas ewiger Geist, der allzeit Mich erfüllt hat mit aller Macht und Kraft, hat das wohl zu verhindern gewußt. Nach jener Tat aber habt ihr noch zahllose und unerhörte Greuel an der armen Menschheit verübt, für die der menschliche Verstand noch gar keine Namen erfunden hat; darum habe Ich Selbst es also gewollt, daß ihr gerade hierher kommen mußtet, um als Teufel in Menschengestalt euren lange schon wohlverdienten Lohn zu überkommen!“

09] Hierauf heulten sie noch mehr und baten um Gnade und versprachen die vollkommenste Besserung ihres bösen Lebens. Nur dies einzige Mal möchte Ich ihnen Gnade für Recht ergehen lassen. Dabei aber wurde ihr Schmerzgeheul stets ärger, so daß Aziona und Hiram und sogar einige Meiner Jünger für sie zu bitten begannen.

10] Sagte Ich: ”Glaubt es Mir: Sobald Ich sie nun nur auf zehn Augenblicke von ihren allerwohlst verdienten Qualen losmache, so werden sie gleich den wütendsten Tigern über uns herfallen und uns zerfleischen wollen! Oh, Ich weiß es am besten, wie man mit Engeln, Menschen und echten Teufeln zu verfahren hat! Wahrlich, für diese unter Meine Menschenkinder eingeschmuggelten Erzteufel gibt es in Meinem Herzen gar kein Erbarmen mehr!“

11] Die Bösewichte aber heulten noch immer mehr und baten um Erbarmen.

12] Ich aber sagte: ”Sogleich werden die da sein, die euren Leibesqualen ein Ende machen werden, und eure schwarzen Seelen sollen die Drachen der heißesten Wüsten Afrikas auf zehntausendmal tausend Jahre bewohnen, begraben im glühenden Sande, Amen!“

13] Nun erdröhnte von allen Seiten von dem Gebirge her ein mächtiges Gebrüll, so daß sich alle die armen Bewohner dieses Ortes sehr zu fürchten anfingen.

14] Ich aber vertröstete sie und sagte zum Aziona: ”Die beiden Fischer sollen nun von den Schmerzen befreit sein; du aber nimm sie gefangen und führe sie in die Hütte!“

15] Aziona tat das. Als die beiden durch Geld Verführten in Gewahrsam gebracht waren und Aziona wieder an unseren Tisch kam, da sprangen sogleich eine ganze Herde von Tigern und großen Bären auf die nun schon ganz entsetzlich heulenden Wüteriche, packten sie mit ihren Zähnen und sprangen mit ihnen, als hätten sie nur Sperlinge in ihren Rachen, hastigst von dannen ins Gebirge. Und bald verstummte alles Geheul; denn die Bestien, die Ich schon voraussichtlich gar vom Ganges zu dem Zwecke hergetrieben hatte, waren mit dieser Mahlzeit bald fertig und begaben sich dann schnell wieder in ihre Heimat.

16] Ich aber sagte nun zu jedem: ”Davon komme nie ein Wort auswärts über jemandes Lippen; denn es würde ihm so etwas höchst übel bekommen! Die beiden Fischer aber werden erst morgen ihren Auftrag erhalten und werden auf dieser Welt keinen Verrat mehr begehen.“

17] Hier erst bekam Hiram wieder Mut zu reden und sagte nun zu Mir: ”Nun erst weiß ich, wer unter euch der Herr ist, und muß gestehen, daß ich dich nun offenbar für einen wahrsten Gott halte! Du bist zwar die Güte selbst; aber dein Zorn ist das sicher Schrecklichste in der ganzen Welt und unter allen Sternen! Was müssen doch das für gar elende Wichte gewesen sein, daß du mit ihnen nicht die allergeringste Erbarmung haben wolltest und mochtest!“



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 5  |   Werke Lorbers