Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 5, Kapitel 134


Grundzüge der Kindererziehung.

01] Sagt Roklus: ”Herr, das ist alles allerreinstes Gold, und die Wahrheit alles dieses läßt sich nun schon mit Händen greifen! Also muß in alle Ewigkeit der Ewigkeiten diese Lehre ja diamantrein verbleiben und wird in der Fortpflanzung meines Institutes auch also verbleiben, wofür ich und meine Gefährten alle Sorge verwenden werden!

02] Aber nun habe ich an der Seite noch so ein ganz kleines Häkchen; weiß ich da auch noch, was ich zu tun habe, dann ist alles in der diamantfestesten und allerreinsten Ordnung, wie ich mir dieselbe nun einmal nicht anders vorstellen kann! Es fragt sich bezüglich der Erziehung der Kinder in deiner Lehre! Soll man bei ihnen auch jede bildliche Versinnlichung einer ihnen beizubringenden Sache möglichst vermeiden?“

03] Sage Ich: ”Allerdings, denn bildliche Vorstellungen bleiben nirgends so fest haften als eben im Gemüte der Kinder und sind nachher schwer ganz aus ihnen zu entfernen!

04] lehrt sie nur zuerst ganz mechanisch lesen, schreiben, rechnen; dann enthüllt vor ihnen noch die Gestalt der Erde und zeigt ihnen gleich überall den wahren Grund, insoweit sich dieser für sie geziemt, und insoweit sie denselben zu fassen imstande sind! Bereichert sie mit allerlei nützlichen Kenntnissen, und lasst sie auch mit euch allerlei kleine Erfahrungen machen, und begeistert sie für alles Gute und Wahre.

05] Und glaubt es Mir, daß die Kinder das Gute und Wahre viel eher begreifen als alle die oft sinnlosen und weitwendigen Foppereien, aus denen sie dann erst selbst irgend tiefliegende Wahrheiten herausentziffern sollen, was sie ermüdet und am Ende untätig machen muß! Übrigens werdet ihr alles das, so Mein Geist in euch selbst euch in alle Wahrheit leiten wird, im hellsten Lichte schauen und erkennen, was da zu tun sein wird! - Hat jemand von euch nun noch etwas zu fragen, so frage er; denn der kommende Tag Meiner Weiterreise naht, und Markus fängt an, für das Morgenmahl zu sorgen!“

06] Sagt Roklus: ”Herr und Meister von Ewigkeit! Ich weiß nun, um ganz aufrichtig zu reden, wie ich's auch nun nimmer anders kann, mag und will, wahrlich um nichts mehr, darum ich Dir noch mit irgendeiner Frage zur Last fallen sollte; denn nun ist mir schon einmal alles klar dadurch, daß mir der Weg klar geworden ist. Freilich könnte ich nun noch um zahllos vieles fragen, was mir bis jetzt ein undurchdringliches Rätsel ist; aber ich weiß nun ja aus Deiner Verheißung, daß mir das alles werden wird, und so wäre nun ein weiteres Fragen um so Mannigfaches noch ein wahrhaft leeres Strohdreschen!

07] Das Größte ist nun, daß uns der Weg völlig bekannt ist, den wir zu gehen haben, um zu der lange ersehnten Herrschaft über uns selbst zu gelangen. Haben wir diese, so haben wir dann ohnehin alles; haben wir aber diese nicht, so nützt uns auch das stückweise Wissen wenig oder nichts. Ich für meinen Teil wüßte es wahrlich nicht, wonach ich nun noch fragen sollte! Ich will aber damit nicht etwa auch jemand anderem sagen oder raten, daß er nun auch um nichts Weiteres mehr fragen solle!

08] Ich aber danke Dir, o Herr, für dieses übergroße Licht, das Du mir nun gnädig hast zukommen lassen; Dir von nun an ganz allein alle meine Liebe und alle Ehre! Ich trete mit Deiner gütigsten Erlaubnis nun gleich wieder zu meinen Gefährten und werde mich mit ihnen sehr beraten, wie wir nun in Deinem Namen unser Institut regenerieren werden. Denn darinnen muß alles das Jetzige ausgemerzt und Dein Wort tatsächlich eingeführt werden!“

09] Hier wollte Roklus gehen; aber Ich sagte zu ihm: ”Weile noch; denn Ich habe noch einiges mit dir abzumachen!“



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