Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 205


Die Einteilung der Zeit auf der fünften Perle.

01] (Raphael:) ”Gebet nun recht acht; da ist schon die fünfte Perle! Wie man derlei aufgefundene Urzeitreliquien zu benützen hat und eigentlich wie zu enthüllen, habe ich euch nun schon gezeigt, und so will ich die noch übrigen drei bloß durch meine Willensmacht enthüllen, und seht, - da haben wir schon die fünfte Perle enthüllt vor uns!

02] Seht gleich hier einen Zodiacus von Diathira vor uns auf der Perle schönster und größter Fläche gezeichnet! Da ist ein kolossaler Tempel; 365 Säulen von der massivsten Art tragen einen ebenso massiven Bogen aus rötlichen Granitquadern, überaus baukunstgerecht und höchst fest konstruiert. Die höchste Bogenspannung ist vom Boden bei 66 Mannslängen hoch erhoben. Der ganze Bogen hat genau 365 Öffnungen, die genau so angebracht sind, dass während der Dauer eines Himmelszeichens, unter dem die Sonne sich befindet, ihr Licht auf den Mittelpunkt einer in der Mitte des Tempels aufrecht stehenden Säule genau um die Mitte des Tages fallen mußte. Das Licht durch die anderen fiel zwar auch auf den Altar zu den verschiedenen Tageszeiten, ging aber schon nimmer durch den Mittelpunkt, sondern einen oder mehrere Grade seitwärts.

03] Dieser äußerst sinnreich konstruierte Bogen besteht auch noch heutigentags, wenngleich durch den Zahn der Zeit etwas zernagt, und wird noch lange bestehen und den Sternkundigen zur Richtschnur dienen.

04] Ihr fragt, zu welchem Nutzen denn so ganz eigentlich der große Shivinz diesen Bogen sicher mit der größten Mühe von der Welt aufgestellt habe? - Vordem bestand keine bestimmte Zeiteinteilung. Das wenige Kürzer- oder Längerwerden des Tages merkte man kaum. Der Mond war noch der sicherste und verläßlichste Zeiteinteiler. Zu Diathira, als der Stadt der aus Zucht gemüßigten Arbeiter, mußte man eine bestimmte Zeiteinteilung haben bei Tag- wie zur Nachtzeit, und zu dem Behufe und der genaueren Ordnung halber hatte unser Shivinz denn auch diesen Bogen gemacht, hatte daran aber zehn volle Jahre hindurch mit hunderttausend Arbeitern zu tun gehabt.

05] Der Bogen war natürlich sehr breit, und zu je 30 und 31 Rundöffnungen mit dem Symbole eines der zwölf Himmelszeichen bemalt, über welchem gewöhnlich rotem Gemälde die Sterngruppe weiß und ganz getreu aufgetragen war. Ihr seht hier auf der Perle das Innere des Bogens ganz gut mit feinen Linien, die dann mit einer dunkelroten Farbe eingerieben wurden, gezeichnet, und ihr könnt euch nun wohl vorstellen, welch ein geweckter Geist unser Shivinz war, und welch eine unbegrenzte Achtung die Völker Ägyptens vor ihm hatten! Die Folge davon aber war auch eine derartige, dass er nur zu winken brauchte, und Hunderttausende von Menschen fingen an, sich mit aller Energie zu regen, und ein großartigstes Werk wurde dem Boden der Erde entzaubert!

06] Die Weisesten aus dem Volke machte er zu Lehrern und Priestern und: errichtete allenthalben Schulen für alle möglichen Fächer des menschlich nützlichen Ton und Treibens. Die höchste Gottesgelehrtheit aber war nur in Kar nag zu Korak und am Ende zu Ja bu sim bil im geheimen durch viele und harte Proben zu gewinnen.“

07] Hier fragte der alte Wirt Markus, den Engel in seiner Erklärung unterbrechend: ”Höchst lieblichster Freund, weil du schon einmal in der Enthüllung deiner Perlen begriffen stehest, möchtest du uns denn nicht auch erklären, was es denn mit jener höchst sonderbaren Sphinx für eine Bewandtnis hat, die als Halbweib und als Halbtier den Menschen das berühmte Rätsel stets auf Leben und Tod Aufgab: was nämlich das für ein Tier sei, das morgens auf allen vier, mittags auf zwei und abends auf drei Füßen einhergehe? Wer das Rätsel nicht zu lösen vermochte, wurde von der Rätselsphinx getötet; wer es aber lösen würde, von dem werde sich die Sphinx töten lassen! - Ist daran wohl etwas faktisch Wahres oder nicht?“



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