Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 19


Pharisäer erklären die Totenerweckung Sarahs als Zauberei mit Satans Hilfe. Sie wollen Jesus als Gotteslästerer steinigen.

01] Hier erheben sich ärgerlichst die Ältesten, die Pharisäer und Schriftgelehrten und sagen: »Was unterfängst du Milchbart dich, mit uns zu rechten? Welche Zeichen sind denn hier geschehen?«

02] Sage Ich, ihnen die all diesen Schul- und Schriftrittern überaus wohlbekannte Sarah vors Angesicht stellend: »Kennet ihr dies Mägdlein, und wisset ihr, was zum zweiten Male vor sich gegangen ist mit ihr?«

03] Hier machen sie alle große und sehr verdutzte Augen und sagen still unter sich: »Beim Himmel, das ist des Obersten Tochter, wie sie geleibt und gelebt hat! Hat er sie denn wieder erweckt? Wie ist das zugegangen? Wenn er sie aber erweckt hat, diesmal als wirklich tot zum zweiten Male, - was tun wir da? Jairus scheint mit ihm zu sein, sonst hätte er ihm seine allergeliebteste Tochter sicher nicht anvertraut! Oder weiß er etwa nichts davon?! Hat sie etwa der Sohn Josephs heimlich erweckt und will sie dem Jairus bei irgendeiner Gelegenheit wieder zuführen? Sollten wir etwa davon dem Jairus eine Nachricht geben? Diese Sache ist zu auffallend! - Sie ist es, ohne allen Zweifel ist sie es! Und doch waren wir alle bei ihrem Begräbnisse zugegen, sowie auch zuvor in Kapernaum, als sie gestorben ist! Was ist da zu tun? Was wird daraus werden, wenn dieser Mensch-Gott durch was immer für eine Kunst oder Macht solch unerhörte Dinge vollbringt?« - Hier verstummen sie.

04] Ich aber sage, sie alle scharf ansehend: »Nun, was sagt euer böses Herz dazu? Ist dies Zeichen genügend oder nicht, euch die Wahrheit dessen zu bestätigen, was Ich zu euch geredet habe?«

05] Sagen die Ältesten: »Wir sind weder Ärzte noch Apotheker, die die Kräfte der Natur erforschen und sie in ihrer Kunst zu benutzen verstehen; ebensowenig sind wir mit der Zauberei, die man vom Teufel erlernen kann, vertraut, weil so etwas die größte Sünde vor Gott wäre, und können daher nicht wissen, durch was für Kunst oder Macht du sie erweckt hast! Es ist daher ausgemacht, daß wir uns durch derlei Zeichen nicht können irremachen lassen in unserem Glauben an Moses und die Propheten, sowie in der Auslegung der Schrift, die vom Tempel aus als beim Himmel geschworen autorisiert ist! Zeichen wirken jetzt verschiedene Magier, die teils von den Morgenlanden zu uns kommen, und viele aus Ägypten; alle leisten Wunderdinge, die kein Jude begreift, auch nicht begreifen will und darf, weil alle derlei zauberische Dinge vom Teufel herrühren! Und somit ist hier unter einem soviel gesagt als: Deine Zeichen, weil sie auch der Zauberei angehören können, haben für uns keinen Wert und beweisen uns nur so viel, daß du sie glücklich auszuführen verstehst und daher darin ein vollkommener Meister bist; aber daß wir deiner Zeichen wegen deine Lehre, vor der es uns ekelt, annehmen sollen, das sei ferne von uns! Denn ein Arzt ist uns noch lange kein Priester, und noch weniger ein Prophet - und du schon am wenigsten, da wir dich schon seit nahe dreißig Jahren kennen, so wie wir deinen Vater gekannt haben! Siehe daher, daß du mit deinen Müßiggängern bald aus der Schule kommst, ansonst wir Gewalt brauchen müßten!«

06] Spricht die Sarah: »Herr, ich bitte Dich, verlaß diese Elenden! Denn sie sind verstockter als Steine, finsterer als jede Nacht und liebloser als ein Abgrund! Zweimal hast Du mir das Leben wiedergegeben, und für diese Elenden ist das nichts! Sie halten das noch dazu für eine gotteslästerliche Zauberei und wagen es in ihrer allergröbsten Blindheit, Dich sogar aus der Schule zu weisen! Herr, das ist zu arg! Gehen wir, gehen wir! Es ist mir in dieser Elenden Nähe, als stünde der Satan vor uns!«

07] Sage Ich: »Meine allerliebste Sarah! Sei du nur ruhig! Solange Ich es will, werden wir hier verweilen; denn Ich bin ein Herr! Nennen sich doch die Mächtigen der Erde 'Herren' - und haben oft sehr wenig Macht; Ich aber habe alle Macht über Himmel, Hölle und über die ganze Erde! Ich bin darum auch ganz gut ein Herr und lasse Mir ewig nichts gebieten! Was Ich tue, das tue Ich frei; denn Ich bin vollkommen ein Herr!«

08] Als die Ältesten das hören, reißen sie ihre Gewänder auseinander und schreien: »Hinweg mit dir! Denn nun haben wir es klarst vernommen, daß du ein Gotteslästerer bist! Deine Werke verrichtest du durch Beelzebubs Hilfe und willst dadurch und dafür mit deiner Lehre die Völker von Moses und von Gott abwendig machen; es bleibt uns daher nichts übrig, als dich mit Steinen aus der Welt zu schaffen!«


Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 2   |   Werke Lorbers