Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 20


Weitere für Nikodemus unverständliche Schrifttexte. Jesus sagt ihm seinen Tod (Erhöhung) voraus. Des Nikodemus zweifelnde Erwiderung.

  • Johannes.03,13] »Und niemand fährt zum Himmel auf als der nur, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist.
  • Johannes.03,14] »Und wie a Moses in der Wüste die Schlange erhöht hat, ebenso muß des Menschen Sohn erhöht werden, (a 4. Mose.21,08-09; jl.ev01.020,01-10)
  • Johannes.03,15] damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.«

    01] a Sieh, niemand führt gen Himmel als allein Der, Der vom Himmel herniedergekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, Der gleich fort im Himmel ist. b Und wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöht hat, c also muß auch des Menschen Sohn erhöht werden, auf dass alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben! Sage Mir, fassest du das?« (a Johannes.03,13*; b Johannes.03,14*; 4. Mose.21,08-09; c Johannes.03,15*)

    Unverständnis, Einwände und Zweifel des Nikodemus an Jesu Normalität

    02] Sagt Nikodemus: »Lieber Meister! Wie sollte, wie könnte ich das?! In Dir ist eine eigene Art Weisheit; wie ich Dir schon einmal bemerkt habe, so könnte ich leichter die alte ägyptische Vogelschrift lesen als verstehen Deine Weisheit! Ich muß es Dir nun offen bekennen, dass ich, so mich nicht Deine gewaltigen Taten an Dich fesselten, Dich für einen Narren oder Streichmacher halten müßte; denn in Deiner Weise hat doch nie ein vernünftiger Mensch geredet! Aber Deine Taten zeigen, dass Du als ein Lehrer von Gott zu uns gekommen bist und in Dir eine Fülle göttlicher Macht und Weisheit vorhanden sein muß, ohne die es niemand möglich ist, solche Taten zu vollführen.

    03] Wo aber das Eins rein göttlich ist, da muß auch das Zwei göttlich sein. Deine Taten, lieber Meister, sind göttlich, und so muß auch Deine Lehre vom Gottesreich auf Erden göttlich sein, ob ich sie fasse oder nicht! Betrachte ich aber nur ein wenig weltlich die Thesis 'Niemand fährt gen Himmel, außer Der vom Himmel herniedergekommen ist!' - das sei nämlich des Menschen Sohn, der gleichfort im Himmel ist -, so bin ich rein verloren! Lieber Meister, seit Henoch und Elias ist wohl noch keinem Menschen der Erde das Glück widerfahren, sichtbar aufzufahren in die Himmel; Du kannst vielleicht der dritte werden!? Und so Du vielleicht der dritte würdest, möchte das wohl etwas nützen allen anderen Menschen, die, weil sie nicht aus den Himmeln herabgekommen sind, somit auch nicht in die Himmel je gelangen können?!

    04] Zudem sagtest Du noch, dass Der, so vom Himmel herabgekommen, eigentlich nur zum Schein auf der Erde sich befindet, in der Wahrheit aber dennoch gleichfort in den Himmeln ist! Demnach hätten also an dem kommen sollenden Gottesreiche vorderhand nur Henoch und Elias und nachderhand vielleicht auch Du teil, alle anderen millionenmal Millionen aber können sich ins feuchte finstere Grab für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten legen und aus Gottes Gnade und Barmherzigkeit wieder zu Erde und endlich zu nichts werden!?

    05] Lieber Meister, für solch ein Gottesreich auf Erden bedanken sich die armen Erdenwürmer, die in jeder Hinsicht lächerlich genug 'Menschen' heißen! Wer weiß es nicht, dass es also ist und allzeit also war? Eine oder auch drei Schwalben machen den Sommer nicht aus! Was hatte Henoch und was Elias getan, dass sie von der Erde in den Himmel aufgenommen worden sind? Im Grunde nichts, als was ihrer himmlischen Natur eigen war! Sie hatten somit kein Verdienst und sind nach Deiner nunmaligen Erklärung rein nur deshalb in die Himmel von der Erde weg aufgenommen worden, weil sie gleich Dir von den Himmeln zur Erde herniedergekommen sind!

    06] Siehe, darin liegt ganz entsetzlich wenig Hoffnung und nahe gar kein Trost für die arme Menschheit dieser harten Erde! Aber wie ich Dir schon früher gesagt habe, es bleibt dabei, dass ich Deine Lehre dennoch für göttlich und überweise halte, obgleich sie, wie ich in einer Deiner Thesen bewies, mit dem natürlichen Verstande betrachtet, eine barste Narrheit ist und sein muß, was Du ebensogut als ich einsehen wirst.

    07] Was Du aber mit der Erhöhung des Menschensohnes, die gleich jener der ehernen Schlange Mosis in der Wüste sein soll, meinst, und wie und warum alle das ewige Leben haben sollen, die an diesen schlangenartig erhöhten Menschensohn glauben, das geht schon ins Parabolische über, das heißt, in ein Etwas, das in sich der barste Unsinn ist! Wer ist dieser Menschensohn? - Wo ist Er nun? - Was macht Er? - Kommt auch Er gleich Henoch und Elias aus den Himmeln? - Wird Er erst geboren werden? - Was sollen die Menschen, die Ihn sicher ebensowenig als ich je gesehen haben, von diesem Menschensohne glauben? - Wie kann Er auf diese Erde kommen, so Er gleichfort im Himmel ist? - Wo wird Er erhöht werden und wann? - Wird Er dadurch zu einem unüberwindlich mächtigsten Könige der Juden?

    08] Siehe, lieber Meister, das klingt doch sicher sehr seltsam aus dem Munde eines Mannes, Der es durch Seine Taten zeigt, dass Er voll göttlicher Kraft und Macht sein müsse! Aber, wie gesagt, ich will mich von all dem nicht irreleiten lassen und halte Dich gleichfort für einen von Gott erweckten großen Propheten.

    09] Du siehst aus dem, dass ich keiner von denen bin, die eine Lehre alsobald verwerfen, so sie dieselbe nicht fassen; aber darum möchte ich Dich dennoch bitten, dass Du mir nur ein wenig Erklärung hinzutätest; denn sogestaltig kann ich Dich unmöglich fassen und verstehen. - Siehe, an mir liegt im Judenlande sehr viel, und ganz besonders in der Stadt Salems, allda ich der Oberste bin aller Juden! Führe ich Dich und Deine Lehre ein, so wird sie angenommen und eingeführt sein; wo ich sie aber fallen lasse, dann wird sie auch fallen und wird keine Annahme finden. Sei daher so gut und gib mir nur ein wenig mehr Licht!«

    Erklärung des Unterschieds zwischen 'Vater' und 'Sohn'; Menschwerdung und Mission des Messias

    10] Sage Ich: »Du hast nun viele Worte gemacht und hast geredet wie ein Mensch, der von himmlischen Dingen keine Ahnung hat; aber es kann auch nicht anders sein, denn du bist in der Nacht der Welt und magst nicht erschauen das Licht, das aus den Himmeln gekommen ist, um zu erleuchten die Finsternis der Nacht dieser Welt. Einen Dämmerschein hast du wohl, aber dennoch erschauest du das nicht, was dir sozusagen auf der Nase sitzt!



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