Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


6. Kapitel: Versuchung Bischof Martins. Seine Belehrung durch den Engel Petrus.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Seht nun, unser Mann geht in seiner Bauernkleidung mit einem ziemlich voluminösen Buche unter dem Arme hinaus, allwo ihm die Heerde gezeigt wurde, die sich in der Entfernung (d. h. geistiger Entfernung) der Erscheinlichkeit nach wirklich als Schafe und Lämmer ausnahm; in der geistigen Nähe aber nur aus lauter frommen und sanftmüthigen Menschen bestand, und zwar zumeist aus weiblichen Seelen, die auf der Welt so recht kreuzfromm gelebt haben; aber dabei auf die römische Geistlichkeit doch beiweitem größere Stücke hielten, denn auf Mich den HErrn, da sie Mich nicht kannten, und jetzt auch noch nicht erkennen; daher sie denn in einiger geistigen Ferne sich noch jetzt als Thiere sanftester Art ausnehmen.

02] Als nun unser Mann hinauskam so recht wohlgemuth, wie Einer, der nach langer Praxis zum ersten Male in ein besoldetes Amt gesetzt wird, da setzte er sich auf einen bemoosten Stein nieder, und sah um sich herum, wo die Schafe und die Lämmer wären? aber er entdeckte nun nichts mehr von diesen nützlichen Hausthieren, sondern eine große Menge allerschönster und zartester Mädchen nur, die auf einem weitgedehnten Wiesenteppiche Blumen sammelten, und daraus die schönsten Kränze und Kränzchen flochten, und dabei recht munter umherhüpften.

03] Als unser Mann solches merkte, da sagte er zu sich selbst: (Martin:) „Hm, hm, das ist doch sonderbar, es ist doch derselbe Platz, dieselbe Wiese, auf der ich ehedem eine nahe zahllose Menge von Schafen und Lämmern entdeckt, und nun ist die Heerde wie weggeblasen, und an ihrer Statt 1000 der allerliebsten Mädchen, von denen aber schon die Eine schöner ist als die Andere! Aufrichtig gesagt, wenn diese ganze Geschichte nicht irgend eine sehr verfängliche Lumperei ist, so wäre mir diese Heerde freilich wohl ums unglaubliche lieber; aber man darf hier im Ernste seinen Sinnen nicht trauen, denn - kehr' die Hand um und es ist alles ganz anders!

04] O weh, o weh, jetzt kommen sie, ohne daß ich sie verlesen habe, alle auf mich zu! - ?- no - no - 's ist auch recht; da werd' ich diese lieben Kinder doch in der Nähe so recht nach Herzenslust betrachten können, und - oh - oh, - vielleicht kann ich hier etwa gar Eine, oder die Andere umarmen?! Wenn das, da wäre es wahrlich gar nicht übel, so in alle Ewigkeit hier ein Hirte einer so herrlich metamorphosirten (verwandelten) Schafheerde zu sein; wirklich nicht übel, nicht übel!

05] Sie kommen näher, und je näher, desto herrlicher sehen sie aus! Die Eine dort in der Mitte voran, - oh, oh, oooooh - saprament! - ist aber die schön! - o Kraft meiner Moral, jetzt verlaß mich nicht, sonst bin ich verlesen! - Es ist nur gut, daß hier das dumme Cölibat keine Geltung mehr hat, sonst könnte unsereiner hier auf die leichteste Art zu einem Todsünder werden!

06] Ich solle sie aus dem Buche wohl beim Namen rufen; aber das werde ich nun fein bleiben lassen; denn dann würden sie offenbar davon rennen, und sich nimmer blicken lassen; daher nur schön ruhig nun du mein hübsch dickes Namenbüchlein; vor dieser Heerde sollst du so hübsch verschlossen bleiben!

07] Sie kommen näher und näher, und nur stille jetzt, noch 10 Schritte, und sie sind da; ja da ganz bei mir werden die lieben Engerl sein! - O ihr lieben, lieben, lieben Engel!!!"

08] Seht, nun sind „die lieben Engel" schon bei unserem Manne, umringen ihn, und fragen ihn, was er hier zu machen habe?

01] Unser Mann geht in seiner Bauernkleidung mit einem ziemlich dicken Buche unter dem Arm hinaus, wo ihm die Herde gezeigt wurde, die sich in der (geistigen) Entfernung der Erscheinlichkeit nach wirklich als Schafe und Lämmer ausnahm. In der geistigen Nähe aber bestand sie aus lauter frommen und sanftmütigen Menschen, zumeist aus weiblichen Seelen, die auf der Welt so recht kreuzfromm gelebt hatten, aber dabei auf die römische Geistlichkeit doch bei weitem größere Stücke hielten denn auf Mich, den Herrn, da sie Mich nicht kannten und jetzt auch noch nicht erkennen - daher sie denn in einiger geistigen Ferne sich noch jetzt als Tiere sanftester Art ausnehmen.

02] Als nun unser Mann hinauskam, so recht wohlgemut wie einer, der nach langer Praxis zum erstenmal in ein besoldetes Amt eingesetzt wird, ließ er sich auf einen bemoosten Stein nieder und sah umher, wo die Schafe und die Lämmer wären. Aber er entdeckte nun nichts mehr von diesen nützlichen Haustieren, sondern eine große Menge allerschönster und zartester Mädchen, die auf einem weitgedehnten Wiesenteppiche munter umherhüpfend Blumen sammelten und daraus die schönsten Kränze und Kränzchen flochten.


03] Als unser Mann solches merkte, da sagte er zu sich selbst: »Hm, das ist sonderbar! Es ist doch derselbe Platz, dieselbe Wiese, auf der ich ehedem eine beinahe zahllose Menge von Schafen und Lämmern entdeckte. Nun ist die Herde wie weggeblasen und an ihrer Statt tausend der allerliebsten Mädchen, von denen die eine schöner ist als die andere! Aufrichtig gesagt, wenn diese ganze Geschichte nicht irgendeine verfängliche Lumperei ist, so wäre mir diese Herde freilich wohl unglaublich lieber; aber man darf hier im Ernste seinen Sinnen nicht trauen, denn - kehr' die Hand um, und es ist alles ganz anders!

04] O weh, o weh, jetzt kommen sie alle auf mich zu, ohne daß ich sie verlesen habe! Na, ist auch recht; da werde ich diese lieben Kinder doch in der Nähe so recht nach Herzenslust betrachten können, und - oh, oh! - vielleicht kann ich hier etwa gar eine oder die andere umarmen? Da wäre es wahrlich gar nicht so übel, in alle Ewigkeit hier ein Hirte einer so herrlich verwandelten Schafherde zu sein! Wirklich nicht übel, nicht übel! -


05] Sie kommen näher; und je näher, desto herrlicher sehen sie aus! Die eine dort in der Mitte voran - oh, oh, ist die aber schön! - O Kraft meiner Moral, jetzt verlaß mich nicht, sonst bin ich verlesen! Es ist nur gut, daß hier das dumme Zölibat keine Geltung mehr hat, sonst könnte unsereiner hier auf die leichteste Art zu einem Todsünder werden!

06] Ich soll sie wohl aus dem Buche beim Namen rufen, aber das werde ich nun fein bleiben lassen; denn dann würden sie offenbar davonrennen und sich nimmer blicken lassen! Daher nur schön ruhig, du mein dickes Namensbüchlein; vor dieser Herde sollst du so hübsch verschlossen bleiben!

07] Sie kommen näher und näher, und - nur stille jetzt, noch zehn Schritte und sie sind da; ja, da ganz bei mir werden die lieben Engerln sein! - O ihr lieben, lieblichen Engerln!«

08] Seht, nun sind die 'lieben Engerln' schon bei unserem Mann, umringen ihn und fragen ihn, was er hier zu machen habe?

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