Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 41


Leibliche und geistige Reinlichkeit. Fernheilung.

01] Sagt der danebenstehende und auf alles aufpassende Stahar: ”Würde aber so etwas den Mann nicht auf einen ganzen Tag verunreinigen nach den Vorschriften Mosis?“

02] Sage Ich: ”Von nun an kann dich nichts verunreinigen als arge und unlautere Gedanken, Begierden und Wünsche, böser Leumund, Lüge und Ehrabschneidung, Verkleinerung und Verleumdung. Das sind Stücke, die den Menschen verunreinigen; alles andere verunreinigt den Menschen entweder gar nicht oder höchstens nur äußerlich an der Haut, und dafür hat er Wasser genug, um sich von einer äußeren Unreinheit zu säubern.

03] Moses hatte solche Vorschriften den Juden auch nur hauptsächlich wegen ihres großen Hanges zur Unreinheit in allen ihren äußeren Dingen gegeben; denn Menschen, die schon äußerlich zu ordentlichen Schweinen werden, werden es auch dann um so leichter im Herzen. Darum hatte Moses den Juden ganz besonders die äußeren Reinigungen anbefohlen.

04] Aber die eigentliche Reinigung der Menschen geschieht erst durch eine wahre Buße, durch die Reue über eine begangene Sünde an seinem Nächsten, durch den ernsten Vorsatz, nicht mehr zu sündigen, und durch die sohin vollkommene Besserung des Lebens.

05] Erfolgt solches nicht, so mögt ihr hunderttausend Böcke mit Blut besprengen, verfluchen, und statt eurer Sünden in den Jordan schmeißen, so bleiben eure Herzen und Seelen vor Gott noch ebenso unrein und unlauter, wie sie zuvor waren! Mit dem Wasser reinigt man den Leib und mit einem festen, guten und Gott in allem ergebenen Willen Herz und Seele; und wie das reine, frische Wasser des Leibes Glieder stärkt, so stärkt ein Gott ergebener, fester Wille das Herz und die Seele.

06] Solche gestärkten Seelen können dann einem Kranken in Meinem Namen auch geistig, in die weiteste Ferne hin, die Hände auflegen, und es wird besser mit ihm werden.

07] Wer aber noch schwächer in der Vollendung seines Herzens und seiner Seele ist, der nehme zu den früher in Meiner Hauptrede angedeuteten Strichen seine Zuflucht, und er wird einem Leibeskranken auch eine große Linderung seiner Leiden verschaffen. Er wird ihn auch in den verzückenden Schlaf bringen, und der Behandelte wird im Schlafe weissagen, was ihm helfen kann. Das Geweissagte muß dann sorglichst angewendet werden, und es wird in einer Zeit dann auch besser mit dem Kranken werden, aber freilich wohl so schnell nicht, als so ein geistig vollendeter Mensch ihm die segensreichen Hände aufgelegt hätte, allwo die Heilung augenblicklich bewirkt werden kann und mag.

08] So kann sich jeder überzeugen, dass im verzückenden Schlafe auch die sonst dümmste Seele sogar eines Kindes weissagen kann, weil sie für den Moment mit ihrem allergeistigsten Lebenskeime in Verbindung gesetzt wird. Wird nach dem vergangenen Entzückungsschlafe der innerste Lebenskeim wieder in seine Ruhestätte gebracht, so erwacht die Seele wieder in ihrem Fleische, und von all dem Geschehenen und aus sich selbst Gesprochenen weiß sie dann gar nichts. Das aber bezeugt eben, dass nirgends irgendeine Seele so sehr verdorben sein kann, dass sie nicht mehr zu heilen wäre.“



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