Die Lehre, die Priestern die Ehe verbot, brachte durch die Jahrhunderte hindurch noch andere Schwierigkeiten mit sich und zwar im Zusammenhang mit der Beichte. Es ist klar, daß es leicht zu Mißbräuchen kommen konnte, wenn Mädchen und Frauen im Beichtstuhl unverheirateten Priestern ihre moralischen Schwächen und Wünsche bekannten. Ein ehemaliger Priester, Charles Chiniquy, der zu Zeiten Abraham Lincolns lebte und persönlich mit ihm bekannt war, gibt einen vollständigen Bericht, mit Nennung konkreter Fälle, über die Korruption in Verbindung mit der Beichte in seinem Buch: »The priest, the woman and the confessional« (Der Priester, die Frau und der Beichtstuhl).Es ist nicht in unserem Sinne, alle Priester für die Fehler oder Sünden einiger zu verurteilen. Wir bezweifeln nicht, daß viele Priester die Eide, die sie abgelegt haben, mit großer Hingabe erfüllt haben. Trotzdem waren in vielen Fällen die »unzählbaren Angriffe« (um die Worte der »Katholischen Enzyklopädie« zu gebrauchen) gegen die Beichte nicht ohne Grund. Daß die Lehre von der Beichte Schwierigkeiten für die Römische Kirche verursachte, auf diese oder jene Weise, geht aus der Ausdrucksweise der »Katholischen Enzyklopädie hervor«.
Nachdem die »unzählbaren Angriffe« erwähnt wurden, lesen wir: »Wenn seit der Reformation die Kirche eine Lehre oder eine Praktik um des Friedens willen aufgegeben, oder ein »hartes Wort« abgemildert hätte, dann wäre die Beichte als erstes beseitigt worden.!«13
In einem sorgfältig formulierten Artikel erklärt die »Katholische Enzyklopädie«, daß die Macht, Sünden zu vergeben, Gott alleine gehört. Trotzdem übe Er diese Macht durch die Priester aus. Ein Abschnitt im Johannes-Evangelium (Joh.20,22.23) wird dahingehend interpretiert, daß ein Priester Sünden vergeben oder die Vergebung verweigern könne. Die Sünden müssen ihm »genau und im Detail« (nach dem Konzil von Trient) bekannt gemacht werden, so daß er diese Entscheidung treffen kann. »Wie kann ein weises und wohlüberlegtes Urteil gefällt werden, wenn der Priester in Unkenntnis der Sache ist, über die Gericht gesprochen werden muß? Und woher erhält er das erforderliche Wissen, außer von dem spontanen Eingeständnis des Sünders?«
Da den Priestern die Autorität, Sünden zu vergeben, gegeben worden ist, lesen wir in dem Artikel, daß es widersprüchlich sei zu glauben, daß Christus»beabsichtigte, andere Wege der Vergebung anzubieten, z.B. das Bekenntnis 'alleine vor Gott'.« Die Beichte vor einem Priester sei »notwendig zum Heil für diejenigen, die nach der Taufe Sünden begehen.«14
Es gibt eine Art Beichte in der Bibel, aber hierbei handelt es sich nicht um ein Bekenntnis vor einem unverheirateten Priester! Die Bibel sagt: »Bekennt nun einander die Vergehungen« (Jak.5,16). Der Vers könnte nur dann zur Unterstützung der katholischen Lehre der Beichte herangezogen werden, wenn nicht nur das Volk den Priestern bekennen würde, sondern auch die Priester dem Volk!
Als Simon von Samaria sündigte, nachdem er getauft worden war, verlangte Petrus nicht von ihm, daß er vor ihm beichten sollte. Er forderte ihn nicht auf, soundso viele Male am Tag das »Ave Maria« aufzusagen. Petrus sagte ihm, er solle den Herrn bitten, daß er ihm vergebe (Apg.8,22)!
Als Petrus sündigte, bekannte er es vor Gott, und es wurde ihm vergeben; als Judas Ischariot sündigte, bekannte er seine Sünde vor einer Gruppe von Priestern und beging Selbstmord! (Matt. 27,3-5)
Der Gedanke, vor einem Priester zu bekennen, ist nicht biblisch, sondern stammt aus Babylon! Bevor eine vollkommene Einweihung in die babylonischen Mysterien gewährt wurde, war eine geheime Beichte erforderlich. Wurde dieses Bekenntnis einmal abgelegt, so war das Opfer ganz und gar der Priesterschaft verschrieben. Es besteht kein Zweifel darüber, daß in Babylon Beichten abgelegt wurden, denn einzig und allein aufgrund dieser aufgezeichneten Bekenntnisse waren Historiker in der Lage, Schlußfolgerungen über den babylonischen Begriff von richtig und falsch zu ziehen. 15
Die babylonische Vorstellung der Beichte war in vielen Teilen der Welt bekannt. Salverte schrieb über diesen Brauch bei den Griechen. »Alle Griechen von Delphi bis Thermophylae wurden in die Mysterien des Tempels von Delphi eingeweiht. Ihr Schweigen bezüglich allem, was sie geheim zu halten hatten, war gesichert durch die allgemeine Beichte, die von den Aspiranten nach der Einweihung abverlangt wurde.« Bestimmte Arten von Beichten waren vor den Anfängen des Christentums auch in den Religionen von Mesopersien, Ägypten und Rom bekannt. 16
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Anmerkungen
13. The Catholic Encyclopedia, Bd. 11, S. 625, Art. »Pennance«
14. The Catholic Encyclopedia, Bd. 11, S. 625, Art. »Pennance«
15. Saggs, The Greatness that was Babylon, S. 268
16. Hislop, The Two Babylons, S. 9-10