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Kapitelinhalt 22. Kapitel: Die Haushenne, die goldene Kugel und die Riesengans. Beschaffenheit und Nutzen dieser Hausvögel.

Originaltext 1. Auflage 1855 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text, Verseinteilung und Überschriften nach 4. Auflage 1969 Lorber-Verlag

01] Wie bei euch auf der Erde, so auch in diesem Planeten spielt die Haushenne die vorzüglichste Rolle der Hausvögel; nur sieht diese Henne im Saturnus beiweitem anders aus, als wie die bei euch auf eurer Erde. es giebt aber schon auf dieser Erde in den verschiedenen Ländern und Weltgegenden auch ebenso verschiedene Arten und Gattungen dieses Geflügels. Solches ist demnach auch im Saturnus der Fall; dessenungeachtet aber giebt es dort dennoch einen gemeinsamen Vogel, der dort als die fast überall gleichartig vorkommende Henne bekannt ist.

02] Wie sieht denn diese Henne aus? Für's Erste ist sie wenigstens um hundert Mal größer, als die bei euch auf eurer Erde; für's Zweite ist eine jede Henne gleichfarbig; die Flügel sind hochblau; der Rücken ganz weiß; der Schweif geht in's Hochrothe über; der Bauch der Henne ist also gefärbt, wie eine Muschel, welche euch unter dem Namen: die Perlmutter bekannt ist; die Füße sind lichtroth, und der Hals vom Kopfe angefangen ist lichtgrün bis in die Gegend der Füße, welche bei dieser Henne nahe an dem Kopfe angebracht sind, so daß der beiweitem größere Theil des Leibes hinter denen Füßen angebracht ist. Also ist der Vogel gefärbt.

03] Wie steht er denn bezüglich der Form aus? Hier wird es wieder ein wenig schwer halten, euch ein richtiges Bild zu geben, nachdem auf der Erdoberfläche fast kein Vogel existirt, der dieser Henne im Saturnus gliche. - Sonach müssen wir uns schon mehr in's Sonderheitliche einlassen; kennt ihr dann solches, so wird es euch nicht zu schwer werden, den ganzen Vogel sich vorstellig zu machen.

04] Der Kopf ist sehr groß, im Verhältnisse noch größer, wie der einer großen Nachteule bei euch zu ihrem sonstigen Leibe. Zu beiden Seiten des Kopfes stehen zwei weiße Ohren in der Gestalt, wie sie ein Elephant bei euch auf der Erde hat, aber nicht also herabhängend. Vor den Ohren sind zwei verhältnißmäßig große und sehr scharfe Augen, welche durch einen dunkelgrünen Federkamm geschieden sind. Ein wenig unter den Augen sitzt ein starker, etwas stumpfer, grauer Schnabel, auf welchen zwischen den Nasenlöchern, wie bei euch bei den indianischen Hühnern eine Art Rüssel herabhängt, welcher aber jedoch von diesem Vogel mehr in der freiwilligen Gewalt gehalten wird, als der bei den indianischen Hühnern bei euch. Seine Farbe ist blutroth. Dieser also gestaltete Kopf ist mittelst eines ziemlich langen, aber verhältnißmäßig dicken Halses mit dem übrigen Leibe verbunden.

05] Der Leib der Henne aber hat an und für sich ohne die Flügel und Füße eine vollkommen eirunde Gestalt. Die Flügel sind verhältnißmäßig kurz und haben statt der festen Schwungfedern nur lange und mit weichen Flaumen versehene Stiele; derjenige Theil der Flügel aber, welcher dem Kopfe zugewendet ist, oder wenn ihr es leichter versteht, der obere Flügelrand ist durchaus mit solchen Federn besetzt, wie sie auf der Erde die Strauße haben.

06] Vermöge dieser etwas stiefmütterlichen Behandlung der Flügel sind diese Vögel auch wohl nicht geschickt zu einem Fluge; da sie aber sehr lange und feste Beine haben, so können sie am Boden herum so schnell laufen, daß dieselben mit natürlicher Laufkraft der Saturnusbewohner nicht leichtlich eingeholt werden können. Wenn daher die Saturnusbewohner eine solche Henne frei abfangen wollen, so thun sie solches allzeit durch die Kraft ihres festen Willens, wovon zu seiner Zeit schon noch Mehreres erwähnt wird. Der Schweif dieses Vogels ist ein Radschweif, aber nicht etwa auf die Art, wie er da sich vorfindet bei den indianischen Hühnern bei euch, sondern also, wie bei den Pfauen; nur ist er im Verhältnisse größer und viel dichter, als wie bei den Pfauen bei euch. 7# Nun setzet euch den Vogel also zusammen, wie euch dessen Einzeltheile gezeigt worden sind, so könnt ihr euch einen ziemlich guten Begriff machen, wie dieser Vogel alldort aussieht; nur müßt ihr den angegebenen Federfarben den schönen metallischen Glanz hinzufügen, dann habt ihr den ganzen Vogel vor euch.

08] Das Männchen unterscheidet sich nur durch die Größe von dem Weibchen, und durch seinen oft lästig gellenden Gesang, während die Henne nur kurz abgebrochene Töne von sich stößt, welche eben auch nichts Angenehmes an sich haben; darum auch ein gemeines Sprichwort bei den Saturnusbewohnern ist, wenn sie einen recht schlechten Gesang bezeichnen wollen, daß sie nehmlich sagen: Höre auf vom Singen, denn deine Stimme ist schlechter, denn die einer Henne.

09] Welchen Nutzen gewährt aber den Saturnusbewohnern dieses Thier? - Fast denselben, welchen euch eure Haushühner gewähren, nehmlich, diese Hühner legen sehr viele und sehr große Eier, welche von den Saturnusbewohnern alsogleich, als roh ausgetrunken werden; denn die Substanz dieser Eier schmeckt also süß, wie bei euch eine recht gute Kuhmilch, und ist auch im Saturnus viel schmackhafter, als die ihrer großen Hauskühe. Die Schale des Eies, da sie sehr fest ist, wird beim schmaleren Theil gut und rein abgenommen, und sodann als Trinkgefäß gebraucht, gewöhnlich für edele Säfte, von denen der Saturnusbewohner nur, wie er zu sagen pflegt, tropfenweise Kost nimmt, obschon ein also ausgehöhltes Ei ganz gut 5 Eimer nach eurem Maße faßt.

10] Für dieses Hausgeflügel bauen die Saturnusbewohner gewöhnlich einen lebendigen Stall, d. h. sie pflanzen für sie den euch schon bekannten Wandbaum an, machen dadurch einen länglich runden Garten, der nicht selten eine halbe Quadratmeile Raum faßt; in diesem ziemlich großen Stalle werden dann allerlei Gras- und andere Pflanzen angesäet, und mitunter auch einige euch schon bekannte Regenbäume gesetzt, und halten in einem solchen Stalle sich dann manchmal bei einem vermöglicheren Saturnusbewohner einige tausend solcher Vögel auf, welche dann auch einen bedeutenden Reichtum des sie innehabenden Saturnusbewohnern ausmachen. Da aber diese Vögel nur unter sich verträglich sind, keinen fremden Gast unter sich dulden, so ist denn ein solcher Stall gewöhnlich allein für diese Vögelgattung errichtet. Dieser Stall wird aber dennoch stets ziemlich entfernt von der Hauptwohnung der Menschen errichtet. Warum solches, könnet ihr euch leicht vorstellen, so ihr einen Rückblick auf den eben nicht sehr angenehmen Gesang dieses Vogels werfet.

11] es giebt aber neben diesem Vogel noch mehrere Gattungen anderer Hausvögel, welche jedoch weniger nützlich sind, denn dieser; denn von diesem uns schon bekannten wird Alles gar und nützlich verwendet, und wird auch sein Fleisch gegessen, und aus seinen Federn werden, so wie bei euch, nicht selten weiche Lager bereitet, wogegen von den anderen Hausvögeln sehr wenig gebraucht wird; daher sie auch mehr der Unterhaltung und der Zierde wegen gehalten werden. Mancher wohlhabende Saturnusbewohner hat nicht selten alle möglichen Gattungen solcher zahmer Vögel bei seiner Haushaltung; mancher beschränkt sich aber nur allein auf die Haushühner. Aus den übrigen zahmen Vögeln wollen wir aber nur noch ein Paar flüchtig betrachten.

12] Einer, die sogenante goldene Kugel, ist derjenige Vogel, welcher von den Saturnusbewohnern wegen des großen Glanzes seiner Federn als eine Hauptpracht der Haushaltung gerne gehalten wird. Dieser Vogel sieht gerade also aus, als wenn ihr nehmen würdet eine Kugel, welche wenigstens 12 Klaftern im Durchmesser hat, unter dieser Kugel aber zwei starke Säulenfüße mit strahlenartig ausgehenden Zehen versehen. Diese Darstellung beschreibt schon die ganze Form dieses Vogels; es versteht sich von selbst, wenn er seine Flügel geschlossen hat.

13] Er hat beinahe gar keinen Kopf, sondern aus der vorderen Seite einen breiten aber sehr kurzen Schnabel, welcher nach eurem Maße kaum eine halbe Elle lang ist, aber wohl bei vier Ellen breit, und dunkelroth; über dem Schnabel hat er zwei ovale Augen, wovon ein jedes über eine Klafter lang und dreiviertel Klaftern breit ist. Die Farbe des Gefieders dieses Vogels ist ganz vollkommen goldgelb, die Füße aber gehen Anfangs in's Grüne und endlich verloren in's Rothe über. Das ganze Gefieder des Leibes als auch der Flügel ist vollkommen gleich groß und ganz flach, wie eine allerfeinst polirte Goldfläche. Am Tage sind diese Vögel für den Saturnusbewohner oft kaum anzuschauen und nehmen sich da aus, als wenn ihr eine Menge vergoldeter Thurmknöpfe auf eurer Erde herumwandeln sähet.

14] Von diesem Vogel, wenn er stirbt, wird nichts benutzt, denn seine Haut, welche ihm die Saturnusbewohner ganz geschickt abziehen können. Was wird denn daraus verfertiget? Diese Häute sammt den Federn dienen bei feierlichen Gelegenheiten den Weibern als Achselschmuck, welcher sich auf ihren vollen und runden Armen sehr gut und sehr reich ausnimmt. Die Eier dieses Vogels werden aufbewahrt für die Nachbrut, bei welcher Gelegenheit aber gewöhnlich unter zwanzig Eiern kaum eines eine lebendige Frucht giebt.

15] Das ist somit das ganze dieses beliebten Prachtvogels bei der Haushaltung der Saturnbewohner. Dann aber haben sie noch einen Vogel, der auch ziemlich häufig gezogen wird; dieser Vogel kommt dem Leibe nach gleich einer Riesengans, was die Form betrifft; das ist aber eben seine Auszeichnung nicht, sondern diese besteht in seinem ungewöhnlich langen Halse, welcher vom Leibe aus nicht selten eine Länge von 30 oder 40 Klaftern hat. - Die sonstige Leibfarbe ist bläulicht-grau; die Füße aber sind, was auf diesem Planeten zu einer großen Seltenheit gehört, ganz kohlschwarz. Die Farbe des Halses aber ist zinnoberroth, aber dabei nicht matt, sondern sehr stark metallisch glänzend; der Kopf ist ebenfalls dem Kopfe einer Gans bei euch ähnlich, nur natürlich in verhältnißmäßiger Größe des Vogels, dessen Leib ungefähr die dreimalige Größe eines Elephanten bei euch aufwiegt; den Schweif dieses Vogels betreffend hat er durchaus keinen Vogelschweif, sondern vom Hintertheile seines Leibes hängt eine Art Pferdeschweif, dessen Mähnen nicht selten bei 5 Klaftern lang sind. Was die Füße betrifft, so sind diese ebenfalls im Verhältnisse mehr auf der langen als auf der kurzen Seite, und sind, wie ihr zu sagen pflegt, baumstark.

16] Das ist nun das ganze Ausgezeichnete dieses Vogels. Warum wird er denn gehalten? - Wie es schon früher erwähnt wurde, gewöhnlich nur aus Prachtliebe; sonst hat dieser Vogel gar nichts, was der Saturnusbewohner gebrauchen möchte; hier und da werden wohl die Mähnen des Schweifes gesammelt, und werden daraus Schnüre und Stricke geflochten, welche aber eben nicht gar zu fest sind. Das übrige Gefieder wird nicht benutzt.

17] Dieser Vogel wird aber jedoch nur von denjenigen Bewohnern dieses Planeten gehalten, welche an den Seen oder Flüssen wohnen; denn er ist ein Wasservogel, und nährt sich zumeist von den Gewürmen der Gewässer, darum er auch einen so langen Hals hat, mit welchem er sehr leicht bis zum Boden reichet, - und allda seine ihm zusagende Nahrung sucht, und sie auch, wenn er sie gefunden hat, alsobald verzehrt. Das Männchen zeichnet sich nur durch einen reichhaltigeren Mähnschweif aus vor dem Weibchen.

18] Dieser Vogel legt seine Eier in's Wasser, und läßt sie dann eine Zeit lang herumschwimmen, bis ihm sein Instinct sagt, daß sie vollkommen abgekühlt sind, dann breitet er aber seine Flügel über ein oder mehrere gelegte Eier aus, und rudert dann mit denselben einer ruhigen Wasserstelle zu, bei welcher Gelegenheit sie dann durch seine Beobachtung bald und sicher von selbst ausgebrütet werden.

19] Wenn dieser Vogel seine Eier bewacht, dann ist es eben nicht rathsam, sich einer solchen Stelle zu nähern; denn da schwingt er sobald seinen langen Hals pfeilschnell an einen solchen Frevler hin, und versetzt ihm mit seinem festen Schnabel einen so derben Hieb, daß sich Jeder für allezeit den Appetit vergehen läßt, diesen Hausvogel noch einmal bei seinem allerwichtigsten Geschäft zu stören.

20] Das ist nun das Wichtigste und Denkwürdigste aus dem Geschlecht der gefiederten Bewohner dieses Planeten; daß aber alle diese jetzt vorgeführten Gattungen und noch tausend andere in den verschiedenen Ländern und Saturnuswelttheilen auch in der manigfaltigen Abartung vorhanden sind, könnt ihr euch sehr leicht vorstellen, und so wollen wir uns denn zu den Landthieren wilder und zahmer Art wenden.

01] Wie bei euch auf der Erde, so spielt auch auf diesem Planeten die Haushenne die vorzüglichste Rolle der Hausvogel. Nur sieht diese Henne im Saturn bei weitem anders aus als die bei euch. Es gibt ja aber schon auf eurer Erde in den verschiedenen Ländern und Weltgegenden auch verschiedene Arten und Gattungen dieses Geflügels. Solches ist auch im Saturn der Fall. Doch es gibt dort dennoch einen Vogel, der als die fast überall gleichartig vorkommende Henne bekannt ist.

02] Wie seht denn diese Henne aus? - Sie ist wenigstens um hundert Mal größer als die auf eurer Erde. Dann ist eine jede Henne gleichfarbig. Die Flügel sind hochblau; der Rücken ganz weiß; der Schweif geht ins hochrote über; der Bauch der Henne ist gefärbt wie eine Muschel, welche euch unter dem Namen »Perlmutter« bekannt ist; die Füße sind lichtrot; der Hals, vom Kopf angefangen, ist lichtgrün bis in die Gegend der Füße, welche bei dieser Henne nahe an dem Kopfe sich befinden, so daß der bei weitem größere Teil des Leibes sich hinter den Füßen erstreckt.

03] Wie sieht er denn bezüglich der Form aus? - Hier wird es wieder ein wenig schwer halten, euch ein richtiges Bild zu geben, da auf der Erdoberfläche fast kein Vogel existiert, der dieser Henne im Saturn gliche. - Sonach müssen wir uns schon mehr ins Sonderheitliche einlassen. Kennt ihr dann solches, so wird es euch nicht zu schwer werden, den ganzen Vogel euch vorzustellen.

04] Der Kopf ist sehr groß, im Verhältnis noch größer als der einer großen Nachteule bei euch zu ihrem sonstigen Leibe. Zu beiden Seiten des Kopfes stehen zwei weiße Ohren in der Gestalt, wie sie ein Elefant bei euch auf der Erde hat, aber nicht so herabhängend. Vor den Ohren sind zwei verhältnismäßig große und sehr scharfe Augen, welche durch einen dunkelgrünen Federkamm geschieden sind. Ein wenig unter den Augen sitzt ein starker, etwas stumpfer, grauer Schnabel, auf welchen zwischen den Nasenlöchern, wie bei euch bei den indianischen Hühnern, eine Art Rüssel herabhängt, welcher jedoch von diesem Vogel mehr in eigenwilliger Gewalt gehalten wird als der bei den indianischen Hühnern. Seine Farbe ist blutrot. Dieser also gestaltete Kopf ist mittelst eines ziemlich langen, aber verhältnismäßig dicken Halses mit dem übrigen Leibe verbunden.

05] Der Leib der Henne aber hat an und für sich ohne die Flügel und Füße eine vollkommen eiförmige Gestalt. Die Flügel sind verhältnismäßig kurz und haben statt der festen Schwungfedern nur lange und mit weichen Flaumen versehene Stiele. Derjenige Teil der Flügel aber, welcher dem Kopfe zugewendet ist, oder wenn ihr es leichter versteht, der obere Flügelrand, ist durchweg mit solchen Federn besetzt, wie sie auf der Erde die Strauße haben.

06] Vermöge dieser etwas zu kurz geratenen Gestaltung der Flügel sind diese Vögel auch nicht geschickt zu einem Fluge. Da sie aber sehr lange und feste Beine haben, können sie am Boden so schnell laufen, daß sie allein mit natürlicher Laufkraft von den Saturnbewohnern nicht ohne Mühe eingeholt werden können. Wenn daher die Saturnbewohner sich eine solche Henne fangen wollen, tun sie dieses allzeit durch die Kraft ihres festen Willens, wovon zu seiner Zeit schon noch mehr erzählt werden wird. Der Schweif dieses Vogels ist ein Radschweif, aber nicht etwa auf die Art wie bei den indianischen Hühnern, sondern so wie bei den Pfauen; nur ist er im Verhältnis größer und viel dichter.

07] Nun setzt euch den Vogel zusammen, wie euch dessen Einzelteile gezeigt worden sind, so könnt ihr euch einen ziemlich guten Begriff von seinem Aussehen machen. Nur müßt ihr den angegebenen Federfarben einen schönen metallischen Glanz hinzufügen, dann habt ihr das richtige Bild vor euch.

08] Das Männchen unterscheidet sich nur durch die Größe von dem Weibchen und durch seinen so oft lästig gellenden Gesang, während die Henne nur kurz abgebrochene Töne von sich stößt, welche eben auch nichts Angenehmes an sich haben - darum auch bei den Saturnbewohnern, wenn sie einen recht schlechten Gesang bezeichnen wollen, ein allgemeines Sprichwort lautet: »Höre auf mit Singen, denn deine Stimme ist schlechter als die einer Henne!«

09] Welchen Nutzen gewährt aber den Saturnbewohnern dieses Tier? - Fast denselben, welchen euch eure Haushühner gewähren. Diese Hühner legen nämlich sehr viele und sehr große Eier, welche von den Saturnbewohnern sogleich, also roh, ausgetrunken werden, weil sie so auch am allerbesten schmecken; denn die Substanz dieser Eier schmeckt so süß wie bei euch eine recht gute Kuhmilch und ist auch viel schmackhafter als die Milch der großen Hauskühe im Saturn. Die Schale des Eies, da sie sehr fest ist, wird beim schmäleren Teil glatt abgenommen und sodann als besseres Trinkgefäß gebraucht, gewöhnlich für edle Säfte, von denen der Saturnbewohner nur, wie er zu sagen pflegt, tropfenweise zu sich nimmt, obschon ein so ausgehöhltes Ei ganz gut fünf Eimer nach eurem Maße faßt.

10] Für dieses Hausgeflügel bauen die Saturnbewohner gewöhnlich einen lebendigen Stall, das heißt sie pflanzen für sie den euch schon bekannten Wandbaum an und machen dadurch einen länglichrunden Garten, der nicht selten eine halbe Quadratmeile Raum faßt. In diesem ziemlich großen Stall werden dann allerlei Grasarten und andere Pflanzen angesät und mitunter auch einige euch schon bekannte Regenbäume gesetzt. Darin halten sich bei einem vermögenderen Saturnbewohner manchmal einige tausend solcher Vögel auf, welche dann auch einen bedeutenden Reichtum des sie besitzenden Saturnbewohners ausmachen. Da aber diese Vögel nur unter sich verträglich sind und keinen fremden Gast in ihrer Nähe dulden, so ist ein solcher Stall gewöhnlich allein für diese Vogelgattung errichtet. Dieser Stall wird aber stets ziemlich entfernt von der Hauptwohnung der Menschen erbaut. Warum, könnt ihr euch leicht vorstellen, so ihr euch an den eben nicht sehr angenehmen Gesang dieses Vogels erinnert.

11] Es gibt neben diesem Vogel noch mehrere Gattungen anderer Hausvögel, welche weniger nützlich sind als dieser. Denn auch sein Fleisch wird gegessen, und aus seinen Federn werden, so wie bei euch, nicht selten weiche Lager bereitet. - Von den anderen Hausvögeln dagegen wird sehr wenig gebraucht; daher sie auch mehr der Belustigung und der Zierde wegen gehalten werden. Mancher wohlhabende Saturnbewohner hat nicht selten alle möglichen Gattungen solcher zahmer Vögel bei seiner Haushaltung. Mancher beschränkt sich aber nur allein auf die Haushühner. - Von den übrigen zahmen Vögeln wollen wir aber nur noch ein paar flüchtig betrachten.

12] Einer, die sogenannte Goldene Kugel, wird von den Saturnbewohnern wegen des großen Glanzes seiner Federn als eine Hauptpracht ihres Geflügels gerne gehalten. Dieser Vogel sieht geradeso aus, als wenn ihr eine Kugel nehmen würdet, welche wenigstens zwölf Klafter im Durchmesser hat. Unter dieser Kugel aber denkt euch zwei starke Säulenfüße, mit strahlenartig ausgehenden Zehen versehen. Diese Darstellung beschreibt schon die ganze Form dieses Vogels (es versteht sich von selbst, wenn er seine Flügel geschlossen hat).

13] Er hat beinahe gar keinen Kopf, sondern auf der vorderen Seite nur einen breiten, aber sehr kurzen Schnabel, welcher nach eurem Maß kaum eine halbe Elle lang, aber wohl bei vier Ellen breit und dunkelrot ist. Über dem Schnabel hat er zwei ovale Augen, wovon ein jedes über eine Klafter lang und dreiviertel Klafter breit ist. Die Farbe des Gefieders dieses Vogels ist ganz vollkommen goldgelb, die Füße aber gehen anfangs ins Grüne und verlieren sich endlich ins Rote. Das ganze Gefieder des Leibes wie auch der Flügel ist vollkommen gleich groß und ganz flach, ohne weichen Nebenflaum, und glänzt wie eine allerfeinst polierte Goldfläche. Am Tage sind diese Vögel für den Saturnbewohner oft kaum anzuschauen und nehmen sich da aus, als wenn ihr eine Menge vergoldeter Turmknöpfe auf eurer Erde herumwandeln sähet.

14] Von diesem Vogel wird, wenn er stirbt, nichts benutzt als seine Haut, welche ihm die Saturnbewohner ganz geschickt abziehen können. - Diese Häute samt den Federn dienen bei feierlichen Gelegenheiten den Frauen als Schulterschmuck, welcher sich auf ihren vollen und runden Armen sehr gut und reich ausnimmt. Die Eier dieses Vogels werden aufbewahrt für die Nachbrut, bei welcher Gelegenheit aber gewöhnlich unter zwanzig Eiern kaum eines eine lebendige Frucht gibt.

15] Das ist das Wesentliche von diesem beliebten Prachtvogel in der Haushaltung der Saturnbewohner. Dann aber haben sie noch einen Vogel, der ziemlich häufig angetroffen wird. Dieser kommt dem Leibe nach, was die Form betrifft, einer Riesengans gleich. Das ist aber eben seine Auszeichnung nicht, sondern diese besteht in seinem ungewöhnlich langen Halse, welcher vom Leib aus nicht selten eine Länge von dreißig oder vierzig Klaftern hat. - Die sonstige Leibfarbe ist bläulichgrau; die Füße aber sind, was auf diesem Planeten zu einer großen Seltenheit gehört, ganz kohlschwarz. Die Farbe des Halses ist zinnoberrot, aber dabei nicht matt, sondern sehr stark metallisch glänzend. Der Kopf ist ebenfalls dem Kopf einer Gans bei euch ähnlich, nur natürlich im Verhältnis zur übrigen Größe des Vogels, dessen Leib ungefähr die dreimalige Größe eines Elefanten hat. Der Schweif dieses Vogels gleicht durchaus keinem Vogelschweif, sondern vom Hinterteil seines Leibes hängt eine Art Pferdeschweif, dessen Haare nicht selten bei fünf Klafter lang sind. Was die Füße betrifft, so sind diese ebenfalls im Verhältnis mehr lang als kurz und sind, wie ihr zu sagen pfleget, baumstark.

16] Das ist nun die ganze Eigenart dieses Vogels. - Warum wird er denn gehalten? - Wie schon früher erwähnt wurde, gewöhnlich nur aus Prachtliebe. Sonst hat dieser Vogel gar nichts, was der Saturnbewohner gebrauchen möchte. Hie und da werden wohl die Haare des Schweifes gesammelt und werden daraus Schnüre und Stricke geflochten, welche aber eben nicht gar zu fest sind. Das übrige Gefieder wird nicht benutzt.

17] Dieser Vogel wird jedoch nur von den Bewohnern gehalten,. welche an den Seen oder Flüssen wohnen; denn er ist ein Wasservogel und nährt sich zumeist vom Gewürme der Gewässer, darum er auch einen so langen Hals hat, mit welchem er sehr leicht bis zum Boden reicht, da seine ihm zusagende Nahrung sucht und sie auch alsbald verzehrt. Das Männchen zeichnet sich nur durch eine reichhaltigere Schweifmähne vor dein Weibchen aus.

18] Dieser Vogel legt seine Eier ins Wasser und läßt sie dann eine Zeitlang umherschwimmen, bis ihm sein Instinkt sagt, daß sie vollkommen abgekühlt sind. Dann breitet er seine Flügel über ein oder mehrere gelegte Eier aus und rudert mit denselben einer ruhigen Wasserstelle zu, bei welcher Gelegenheit sie dann unter seiner Beobachtung bald und sicher von selbst ausgebrütet werden.

19] Wenn dieser Vogel seine Eier bewacht, dann ist es nicht ratsam, sich einer solchen Stelle zu nähern; denn da schwingt er alsbald seinen langen Hals pfeilschnell gegen einen solchen Frevler und versetzt ihm mit seinem festen Schnabel einen so derben Hieb, daß sich jeder für allezeit den Appetit vergehen läßt, diesen Wasservogel noch einmal bei seinem allerwichtigsten Geschäft zu stören.

20] Das ist nun das Wichtigste und Denkwürdigste aus dem Geschlecht der gefiederten Bewohner dieses Planeten! - Daß aber alle diese jetzt vorgeführten Gattungen und noch tausend andere in den verschiedenen Ländern und Saturnweltteilen auch in der mannigfaltigsten Abartung vorhanden sind, könnt ihr euch sehr leicht vorstellen. - Und so wollen wir uns zu den Landtieren wilder und zahmer Art wenden.

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