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Kapitelinhalt 5. Kapitel: Allerleibaum, Feuerbaum und Ölstrauch. Leibesgestalt, Grundbesitz und Haustiere der Saturnmenschen.

Originaltext 1. Auflage 1855 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text, Verseinteilung und Überschriften nach 4. Auflage 1969 Lorber-Verlag

01] Ahaharke, also heißet der Baum, den wir Nro. 9 aufführen wollen; auf deutsch oder vielmehr nach eurer euch eigenthümlichen Erbsprache übersetzt oder verdolmetscht würde dieser Baum sehr schwer zu benennen sein, dieweil auf der ganzen Erde nicht ein Aehnliches sich leichtlich vorfindet, damit darnach für diesen Baum möchte ein passender Name zusammengesetzt werden. Am besten noch würde man ihn also bestimmen, wenn man ihm den Namen Allerlei-Baum gäbe.

02] Dieser Baum wächst (zu einem) von der Erde ungefähr 16 Klafter im Umfange habenden gleichsam Fundamental-Stamme. Nun aber breiten sich von da eine Menge nach allen Richtungen auslaufende Aeste aus, von denen die längsten bei zehn Klaftern weit vom Stamme hinausziehen. Von der Stelle, von da die Aeste sich hier ausbreiten, erheben sich regelmäßig drei Stämme kerzengerade in die Höhe, welche Höhe nicht selten 12, 13, 14 bis 15 Klafter erreicht. Am Ende dieser Stämme breiten sich wieder nach allen Richtungen verhältnißmäßig Aeste und Zweige aus. Unter den vielen Aesten und Zweigen, welche von jeglichem dieser drei Stämme auslaufen, erheben sich von jeglichem wieder drei neue bis zu einer Höhe von 10 Klaftern, allda sie dann wieder sich in eine Menge Aeste und Zweige im guten Verhältnisse vertheilen. Ueber diese dritte Krone erheben sich nun wieder gerade in die Höhe schießende Zweige, welche zu oberst sich in verhältnißmäßig kleinere Aeste und Zweige ausbreiten, und also macht dieser Baum, wenn er vollkommen ausgewachsen ist, auch 7 bis 10 solche Absätze, und zwar immer in der Ordnung, daß aus einem frühern Stamme immer drei neue in die Höhe gehen, und ein solcher Baum dann in seiner letzten Abstufung einen förmlichen Wald von Bäumen darstellt.

03] Jetzt, warum heißt denn dieser Baum, euch zum Verständnisse, ein Allerleibaum? Die Ursache ist sehr leicht anzugeben; aber eben auch nicht so leicht zu begreifen, denn jede Abstufung bringt andere Früchte zum Vorscheine, und natürlich somit auch anderes Laub und andere Blüthen; und was eigentlich aber das Merkwürdige und für euch zugleich Unglaublichste bei diesem Baume ist, daß dieser Baum nur in 10 Jahren wieder dieselben Früchte zum Vorscheine bringt; denn von einem Jahre zum andern wechselt er beständig, und zwar also, daß von einem Jahre bis zum nächstfolgenden Niemand schließen kann, welche Früchte er zum Vorschein bringen wird; und wie aber die Früchte verschieden sind, also steht es auch mit dem Laub und mit der Blüthe, und wenn mehrere solche Bäume vorhanden sind, so gleicht keine Frucht der nächststehenden; damit aber die Bewohner deßungeachtet im beständigen Besitze aller Produkte dieses Baumes sind, so pflanzen sie diesen Baum immer also zehnfach an, daß sie in jedem Jahre einen neuen setzen; und wer da zehn solche Bäume auf seinem Grunde hat, der hat alle Produkte des Baumes; denn ein jeder Baum trägt dann andere Früchte, und wechselt so fort bis in's zehnte Jahr, und im elften erst kommt er wieder in seine frühere Ordnung.

04] Da aber ein jeder Baum ein Jahr von dem andern verschieden ist, so geschieht es, daß der erste Baum im zweiten Jahre zwar ganz neue Früchte bringt, aber der ihm nachfolgende bringt dieselben zum Vorschein, welche der erste Baum im ersten Jahre, und wenn der erste Baum im dritten Jahre wieder neue Früchte zum Vorschein bringt, so bringt der zweite Baum im dritten Jahre dieselben Früchte zum Vorschein, welche der erste Baum im zweiten Jahre brachte, und der dritte Baum aber bringt dieselben Früchte, welche der erste Baum im ersten, und der zweite Baum im zweiten Jahre trug, zum Vorschein; und also geht diese Ordnung immer fort und fort. Stirbt irgend ein solcher Baum inzwischen aus, da werden über die Quere an die Stelle des einen, oder vielmehr für den einen, zehn andere gesetzt, damit da nie eine Frucht mehrere Jahre gänzlich ausbleibe. Was aber die Früchte dieses Baumes anbelangt, so sind sie also geordnet, daß die größten und schwersten natürlicher Weise immer in der untersten Abtheilung zum Vorschein kommen, und so nach und nach immer kleinere und leichtere.

05] Die Art und Weise, wie die Frucht dieses Baumes im Gesammtumfange beschaffen ist, und wie sie von den dortigen Bewohnern gebraucht wird, kann hier aus dem Grunde nicht ganz umständlich mitgetheilt werden, weil eine umständliche Mittheilung alles Dessen ihr auf 100 Bogen nicht niederschreiben möchtet; nur im Allgemeinen sei euch soviel darüber gesagt, daß dieser Baum gewisserart ein Repräsentant aller jener Baumfrüchte auf eurer Erde im edelsten Sinne ist, welche bei euch in eurem gemäßigten Klima vorkommen, und in ihrer Mitte entweder einen oder mehrere wohlausgebildete Kerne besitzen. So wäre z. B. die unterste Stufe jene aller Aepfel in einem Jahre, im andern aller Birnen, im 3ten aller Pflaumen, im 4ten aller Pfirsiche, im 5ten aller Aprikosen, und so fort. Was die anderen höheren Stufen betrifft, so bringen diese ebenfalls ähnliche Früchte hervor, aber alles in einem viel veredelterem Maßstabe, und auch unter einer ganz anderen Form, und unter einem auch ganz feineren und besseren Geschmacke, so daß die Früchte in der höchsten Etage eigentlich schon ganz ätherischer Art sind; daher auch ihre Gestalt und ihr Geschmack von einer untern so ganz verschieden, als wie verschieden bei euch eine wohlreife Weintraube ist gegen einen gröberen Apfel, und im Geschmacke aber also sich unterscheidet von einer unteren Frucht, wie sich unterscheidet der edelste Wein von dem neuen ungegohrnen Safte, der da gepreßt wird aus halbreifen Aepfeln.

06] Sehet, also geht das fort und fort; und so ihr eure Fantasie ein wenig erwecket, so möget ihr euch das wohl ziemlich ergänzen, da hier der Zeit wegen nur berührt, aber nicht erschöpfend dargestellt werden kann; und somit wollen wir von diesem Baume nur noch das sagen, daß seine Früchte von den Bewohnern dieses Planeten auch genossen werden, und zwar die von den höheren Stufen zumeist, während die untersten häufig zur Fütterung ihrer Hausthiere verwendet werden. es versteht sich aber von selbst, daß die Früchte alldort ums Zehnfache größer sind, als die ähnlichen bei euch. Dieses Baumes Rinde gleicht am meisten der eines Apfelbaumes bei euch, und ist ebenfalls riffrig; nur die Farbe der Rinde ist nicht grau, wie bei euch, sondern dunkelroth, und in jeder höheren Stammabstufung lichter.

07] Und somit wollen wir uns von diesem Baume zu unserer letzten Ordnung wenden, und allda gewisserart den merkwürdigsten Baum dieses Landes in den Augenschein nehmen.

08] Dieser Baum wird alldort Fehura genannt, welches nach eurer Sprache soviel besagt, als ein Feuerbaum. Dieser Baum hat in seinem Wachstume eine Aehnlichkeit mit der sogenannten bei euch vorkommenden Eisenblüthe und ist gewisserart ganz mineralisch. Der Stamm gleicht einer bei sechs Klaftern im Umfange habenden weißen Marmorsäule, welche sich bei 15 bis 20 Klaftern in gleicher Dicke vom Boden erhebt, von da weg aber sich dann theilet gleich einem Korallenbäumchen in verschiedene Aeste und Zweige, welche an ihren Enden in lauter kleinen Röhrchen auslaufen. Die Zweiglein biegen sich eben so vielfach übereinander, wie die schon so früher benannte Eisenblüthe. Dieser Baum hat weder Blätter, noch Blüthe, noch irgend eine Frucht; sondern seine Bestimmung ist rein nur die des Feuers. Das Feuer ist somit seine Frucht, welches er gewöhnlich zu jener Zeit, wenn irgend ein Theil des Landes unter dem Schatten des Ringes sich befindet, von sich giebt. Denn auf diesem Planeten wird die Zeit nicht bestimmt, wie bei euch nach dem Sommer und nach dem Winter, sondern nach der Zeit des Schattens, dem Mangel des Sonnenlichtes; darum denn auch seine Wurzeln, die eigentlich lauter Röhrchen sind, das alleinige Vermögen haben, aus der Erde dieses Planeten das allerfeinste Erdölgas an sich zu ziehen und durch die Röhrchen in die äußersten Zweige zu treiben, allwo sich dann dasselbe, wenn es mit der dortigen atmosphärischen Luft in Berührung kommt, welche zu der Zeit des Schattens sehr viel Sauerstoff mit sich führt, alsobald entzündet, und so lange fortbrennet, bis nicht wieder das Licht der Sonne kommt, die atmosphärische Luft mehr ausdehnt, und den Sauerstoff niederschlägt, wodurch dann dieser Feuerbaum nach und nach erlischt, und so lange wieder ruhet, und auch nicht weiter wächst als bis die Schattenzeit wieder eingetreten ist. es dauert die Schattenzeit alldort aber auch ein halbes Jahr, wie bei euch der Winter, der Temperatur nach gerechnet.

09] Und also aber fängt dieser Baum an zu wachsen, wie bei euch die Schwämme ohne Samen; aber nicht wie diese, wo das Erdreich am magersten ist; sondern, wo das Saturnus-Erdreich am naphtahaltigsten ist, da kommt dieser Baum am häufigsten vor. Die Einwohner pflegen ihn auch also zu verpflanzen, daß sie zur Schattenzeit ein Zweiglein vom Stamme herunterschlagen, und es dann irgendwo in ein naphtafettes Erdreich stecken, da dann dieses Zweiglein also fortbrennt und dadurch auch wächst, sowohl in der Erde wurzelnd, als sich über derselben auszweigend.

10] Das Feuer dieses Baumes ist an und für sich nicht brennend, jedoch ist es durch die Wirkung seines sehr intensiv weißen Strahles in eine gewisse Ferne hin erwärmend, oder vielmehr den Wärmestoff entbindend, aus welchem Grunde dadurch auch für diesen Planeten in seiner Schattenzeit gesorgt ist, daß es alsdann nicht viel kälter wird, als zur Zeit des eigentlichen Sonnenlichtes, denn dergleichen Bäume sucht sich eine jede Familie in gehöriger Anzahl um ihre Wohnungen und ihre Gründe aufzupflanzen, aus welchem Grunde sie dann zur Schattenzeit weder Kälte leidet, noch irgend einen Lichtmangel hat.

11] Auch bei diesem Baume rufet ein wenig eure Fantasie zu Hülfe, und ihr werdet es sicher finden, daß, abgerechnet der großen Pracht dieses Baumes, sein Licht eine größere Wirkung hat, als alle eure Gasbeleuchtung, wenn ihr sie auch auf einen Platz zusammenbringen möchtet, auf einem dazu eigens erbauten Leuchtthurme. Fürwahr, wenn ihr einen solchen Baum auf einem der euch benachbarten Berge aufgepflanzet hättet, so würde er nicht nur eure Stadt so gut beleuchten, als 10 Vollmonde; sondern der ganze Landkreis würde davon noch einen hinreichenden Schimmer genießen. Nun denket euch erst viele Tausende von solchen Bäumen in einem Lande zerstreut, wie sich da deren Licht machen könnte. Wenn euch schon euer rothes bösartiges Feuerlicht in der finsteren Nacht erquickt, um wie viel mehr müßte euch ein solches sanftes weißes Licht erquicken; allein für die Erde sind dergleichen Bäume nicht bestimmt, obschon im Morgenlande, und zwar in manchen Gegenden des Caucasus ähnliche Fälle vorkommen, da man auch nichts nöthig hat, als ein Schilfrohr oder ein anderes sehr poröses Stück Holz in die Erde zu stecken, und oben mit einem Lichte anzuzünden, allwo es dann auch gleich einer Fackel fortbrennt, ohne daß darum das Holz oder das Rohr verzehret wird; nur mit dem Unterschiede, daß diese Flammen auch röthlich und äußerst hitzbrennend sind;

12] und somit hatten wir für dieses Land die Baumschule durchgemacht, und können daher noch einen allgemeinen Blick auf die Gesträuche machen.

13] Alle Gesträuche haben da das Eigenthümliche, daß sie nicht, wie bei euch also niedrig sind, sondern sie bilden nur eine kleinere, aber dafür in der Art und Gattung sehr verschiedene Baumgattung und ist bei allem dem das niedrigste Gesträuch noch höher und ansehnlicher wachsend, denn eure ansehnlichsten Bäume. Auf diesem Lande giebt es allein über 12,000 Gattungen, welche alle von einander wohl unterschieden sind; jede Gattung hat ihre eigenthümliche Frucht, welche jedoch außer von den vielen Bewohnern der Luft wenig benutzt wird. Aus diesen sehr vielen Gesträuchen dürfte euch eines, welches am häufigsten vorkommt, und von den dortigen Bewohnern auch sorgfältig gepflegt wird, darum zu bemerken nicht ohne Interesse sein, da es vollkommen eurem Ölbaume auf Erden gleicht, nur mit dem Unterschiede, daß dieses Gesträuch auch hier um vieles größer ist in jeder Hinsicht, denn euer Ölbaum. Die Beeren sind im reifen Zustande so groß, daß eine jede nach eurem Maße eine gute Maß reinen Öles abgibt. Wenn denn ein solches Gesträuch nicht selten 20 bis 30 Tausend Beeren auf seinen Zweigen zur Reife bringt, so könnet ihr euch schon einen Begriff von der reichlichen Ölernte dadurch machen, wenn ihr noch dazu bedenket, daß aus dem Grunde einer einzigen Familie nicht selten mehrere Tausende von solchen Ölsträuchen oder vielmehr Ölbäumlein vorkommen.

14] Freilich müßt ihr euch dabei einen Familiengrund nicht eben also klein vorstellen, wie etwa bei euch einen größeren Bauerngrund, sondern wohl so groß, wo manchesmal nicht noch etwas größer, als euer ganzes Kaisertum; dagegen müßt ihr euch auch die überaus schön gebildeten Menschen in körperlicher Hinsicht nicht also klein vorstellen, wie ihr seid, denn alldort mißt die Größe des Weibes schon von 80 bis 90 Fuß, und die Größe des Mannes von 95 bis 135 Fuß; und in diesem Verhältnisse sind auch ihre vielen Hausthiere bestellet vorhanden.

15] Wenn ihr nun dieses im Voraus einsehet und kennet, so wird euch dann, was noch alles von der fruchtbaren Vegetation gesagt wird, desto einleuchtender werden, welches, wie schon mehrmals bemeldet, in der gehörigen Ordnung folgen wird; und daher für heute Amen.

01] Ahaharke heißt der Baum, den wir als Nummer neun aufführen wollen. Auf deutsch oder vielmehr nach eurer euch eigentümlichen Erdsprache übersetzt oder verdolmetscht würde dieser Baum sehr schwer zu benennen sein, weil auf der ganzen Erde nicht ein Ähnliches sich leichtlich vorfindet, damit danach für diesen Baum möchte ein passender Name zusammengesetzt werden. Am besten noch würde man ihn bestimmen, wenn man ihm den Namen Allerlei-Baum gäbe.

02] Dieser Baum wächst vom Boden an ungefähr sechzehn Klafter hoch in einem ebensoviel Klafter im Umfang habenden Fundamental-Stamme. Nun breiten sich von da eine Menge nach allen Richtungen auslaufender Äste aus, von denen die längsten bei zehn Klafter weit vom Stamme hinausreichen. Von der Stelle an, da die Äste sich ausbreiten, erheben sich regelmäßig drei Stämme kerzengerade in die Höhe, welche Höhe nicht selten zwölf, dreizehn, vierzehn bis fünfzehn Klafter erreicht. Am Ende dieser Stämme breiten sich nach allen Richtungen im rechten Verhältnis Äste und Zweige aus. Auf jedem der vielen Äste und Zweige, welche von jeglichem dieser drei Stämme auslaufen, erheben sich wieder drei neue bis zu einer Höhe von zehn Klaftern, wo sie dann wieder sich in eine Menge Äste und Zweige im guten Verhältnis verteilen. Über diese dritte Krone erheben sich nun wieder gerade in die Höhe schießende Zweige, welche zuoberst sich in verhältnismäßig kleinere Äste und Zweige ausbreiten. Und so macht dieser Baum, wenn er vollkommen ausgewachsen ist, sieben bis zehn solche Absätze, und zwar zusammen in der Ordnung, daß aus einem früheren Stamm drei neue in die Höhe gehen und ein solcher Baum dann in seiner letzten Abstufung einen förmlichen Wald von Bäumen darstellt.

03] Jetzt, warum heißt denn dieser Baum, euch zum Verständnis, ein Allerleibaum? - Die Ursache ist sehr leicht anzugeben, aber eben auch nicht so leicht zu begreifen. Denn jede Abstufung bringt andere Früchte zum Vorschein und natürlich somit auch andere Laub und andere Blüten. Eigentlich aber das Merkwürdigste und für euch zugleich Unglaublichste bei diesem Baum ist, daß er nur in zehn Jahren wieder dieselben Früchte zum Vorschein bringt. Denn von einem Jahr zum andern wechselt er beständig, und zwar so, daß von einem Jahr bis zum nächstfolgenden niemand schließen kann, welche Früchte er zum Vorschein bringen wird. Und wie die Früchte verschieden sind, so steht es auch mit dem Laub und mit der Blüte. Wenn mehrere solcher Bäume vorhanden sind, so gleicht keine Frucht der nächststehenden. Damit aber die Bewohner dessenungeachtet im beständigen Besitz aller Produkte dieses Baumes sind, so pflanzen sie diesen Baum immer so zehnfach an, daß sie in jedem Jahr einen neuen setzen. Und wer zehn solcher Bäume auf seinem Grund hat, der hat alle Produkte des Baumes. Denn ein jeder Baum trägt dann andere Früchte und wechselt so fort bis ; ins zehnte Jahr, und im elften erst kommt er wieder in seine frühere Ordnung.

04] Da aber ein jeder Baum ein Jahr von dem andern unterschieden ist, so geschieht es, daß der erste Baum im zweiten Jahr zwar ganz neue Früchte bringt, aber der ihm nachfolgende bringt dieselben zum Vorschein, welche der erste Baum im ersten Jahr brachte. Und wenn der erste Baum im dritten Jahr wieder neue Früchte zum Vorschein bringt, so bringt der zweite im dritten Jahre dieselben Früchte zum Vorschein, welche der erste Baum im zweiten Jahr brachte. Der dritte Baum aber bringt dieselben Früchte, welche der erste Baum im ersten und der zweite Baum im zweiten Jahre trug, zum Vorschein. Und so geht diese Ordnung immer fort und fort. - Stirbt irgendein solcher Baum inzwischen aus, dann werden ' über die Quere an die Stelle des einen, oder vielmehr für den einen, zehn andere gesetzt, damit nie eine Frucht mehrere Jahre gänzlich ausbleibt. Was aber die Früchte dieses Baumes anlangt, so sind diese so geordnet, daß die größten und schwersten natürlicherweise immer in der untersten Abteilung zum Vorschein kommen und so nach und nach immer kleinere und leichtere.

05] Wie die Frucht dieses Baumes beschaffen ist und wie sie von den dortigen Bewohnern gebraucht wird, kann hier aus dem Grunde nicht ganz ausführlich mitgeteilt werden, weil ihr eine Mitteilung alles dessen auf hundert Bogen nicht niederschreiben könntet. Nur im allgemeinen sei euch soviel darüber gesagt, daß dieser Baum im edelsten Sinne gleichsam ein Repräsentant aller jener Baumfrüchte auf eurer Erde ist, welche bei euch in eurem gemäßigten Klima vorkommen und in ihrer Mitte einen oder mehrere wohlausgebildete Kerne besitzen. So wäre z.B. die unterste Stufe in einem Jahr jene aller Äpfel, im andern aller Birnen, im dritten aller Pflaumen, im vierten aller Pfirsiche, im fünften aller Aprikosen und so fort. Was die anderen, höheren Stufen betrifft, so bringen diese ebenfalls ähnliche Früchte hervor, aber alles in einem viel veredelteren Maßstab, unter einer ganz anderen Form und mit einem weit feineren und besseren Geschmack, so daß die Früchte in der höchsten Stufe eigentlich schon ganz ätherischer Art und an Gestalt und Geschmack von einer untern Stufenart so völlig verschieden sind wie bei euch eine wohlreife Weintraube gegen einem halbreifen Apfel.



06] So geht das fort und fort. Und wenn ihr eure Phantasie ein wenig erweckt, möget ihr euch das wohl ziemlich ergänzen, was hier der Zeit wegen nur berührt, aber nicht erschöpfend dargestellt werden kann. Und somit wollen wir von diesem Baum nur noch das sagen, daß seine Früchte von den Bewohnern dieses Planeten auch genossen werden, und zwar zumeist die von den höheren Stufen während die untersten häufig zur Fütterung ihrer Haustiere verwendet werden. Es versteht sich aber von selbst, daß die Früchte dort ums Zehnfache größer sind als die ähnlichen bei euch. - Dieses Baumes Rinde gleicht am meisten der eines Apfelbaumes bei euch und ist ebenfalls rifflig (etwas rauh, d.Hg.). Nur die Farbe der Rinde ist nicht grau wie bei euch, sondern dunkelrot und in jeder höheren Stammabstufung lichter.

07] Und somit wollen wir uns von diesem Baum zu unserer letzten Ordnung wenden und da besonders den merkwürdigsten Baum dieses Landes in Augenschein nehmen.

08] Dieser Baum wird dort Fehura genannt, was nach eurer Sprache soviel besagt als: Feuerbaum. - Dieser Baum hat in seinem Wachstum eine Ähnlichkeit mit der bei euch vorkommenden sogenannten Eisenblüte und ist beinahe ganz mineralisch. Der runde Stamm gleicht einer bei sechs Klafter im Umfang habenden weißen Marmorsäule, welche sich fünfzehn bis zwanzig Klafter hoch in gleicher Dicke vom Boden erhebt, von da weg aber sich dann teilt gleich einem Korallenbäumchen in verschiedene Äste und Zweige, welche an ihren Enden in lauter kleine Röhrchen auslaufen. Die Zweiglein biegen sich ebenso vielfach übereinander wie die oben benannte Eisenblüte. Dieser Baum hat weder Blätter noch Blüte noch irgendeine Frucht; sondern seine Bestimmung ist rein nur die des Feuers. Seine Frucht ist somit das Feuer, welches er gewöhnlich zu jener Zeit von sich gibt, wenn irgendein Teil des Landes unter dem Schatten des Ringes sich befindet. Denn auf diesem Planeten wird die Zeit nicht bestimmt wie bei euch, nach dem Sommer und nach dem Winter, sondern nach der Zeit des Schattens und nach der Zeit des Lichtes. Dieser Baum ersetzt demnach zur Zeit des Schattens durch sein ganz weißes Licht den Mangel des Sonnenlichts. Seine Wurzeln, die eigentlich lauter Röhrchen sind, haben das Vermögen, aus der Erde dieses Planeten das allerfeinste Erdölgas an sich zu ziehen. Durch die Röhrchen wird es in die äußersten Zweige getrieben, wo sich dasselbe dann, wenn es mit der dortigen atmosphärischen Luft in Berührung kommt (welche zu der Zeit des Schattens sehr viel Sauerstoff mit sich führt), alsbald entzündet und so lange fortbrennt, bis wieder das Licht der Sonne scheint. Diese dehnt die atmosphärische Luft mehr aus und schlägt den Sauerstoff nieder, wodurch dann dieser Feuerbaum nach und nach erlischt und so lange ruht und auch nicht weiter wächst, bis die Schattenzeit wieder eintritt. Es dauert die Schattenzeit dort aber ein halbes Jahr, wie bei euch, der Temperatur nach gerechnet, der Winter.

09] Dieser Baum fängt zu wachsen an wie bei euch die Schwämme - ohne Samen; aber nicht wie diese wo das Erdreich am magersten ist; sondern wo das Saturn-Erdreich am naphtahaltigsten ist, kommt dieser Baum am häufigsten vor. Die Einwohner pflegen ihn auch so zu verpflanzen, daß sie zur Schattenzeit ein Zweiglein - vom Stamm herunterschlagen und es irgendwo in ein naphtafettes Erdreich stecken. Da brennt dann dieses Zweiglein also fort und wächst dadurch auch, sowohl in der Erde wurzelnd als sich über derselben auszweigend.

10] Das Feuer dieses Baumes ist an und für sich nicht brennend, jedoch ist es durch die Wirkung eines sehr intensiv weißen Strahles in eine gewisse Ferne hin erwärmend oder vielmehr den Wärmestoff entbindend, aus welchem Grunde dadurch auch für diesen Planeten in seiner Schattenzeit gesorgt ist, daß es dann nicht viel kälter wird als zur Zeit des eigentlichen Sonnenlichtes. Dergleichen Bäume sucht sich eine jede Familie in gehöriger Anzahl um ihre Wohnungen und Gründe herum anzupflanzen, wo sie dann zur Schattenzeit weder Kälte leidet noch irgendeinen Lichtmangel hat.

11] Auch bei diesem Baum ruft wieder ein wenig eure Phantasie zu Hilfe, und ihr werdet sicher finden, daß, abgerechnet der großen Pracht dieses Baumes, sein Licht eine größere Wirkung hat als alle eure Gasbeleuchtung, wenn ihr sie auch auf einen Platz zusammenbringen möchtet auf einem dazu eigens erbauten Leuchtturm. Fürwahr, wenn ihr einen solchen Baum auf einem der euch benachbarten Berge aufgepflanzt hättet, würde er nicht nur eure Stadt so gut beleuchten wie zehn Vollmonde, sondern der ganze Landkreis würde davon noch einen hinreichenden Schimmer genießen. Nun denket euch erst viele Tausende solcher Bäume in einem Lande zerstreut, wie sich da deren Licht machen möchte! Wenn euch schon euer rotes, bösartiges Feuerlicht in der finsteren Nacht erquickt, um wieviel mehr müßt euch ein solch sanftes, weißes Licht erquicken! Allein für die Erde sind dergleichen Bäume nicht bestimmt, obschon im Morgenland, und zwar in manchen Gegenden des Kaukasus ähnliche Fälle vorkommen, da man auch nichts nötig hat als ein Schilfrohr oder ein anderes sehr poröses Stück Holz in die Erde zu stecken und oben mit einer Flamme anzuzünden, wo es dann auch gleich einer Fackel fortbrennt, ohne daß darum das Holz oder das Rohr vom Feuer leichtlich verzehrt wird - nur mit dem Unterschiede, daß diese Flammen auch rötlich und äußerst heißbrennend sind.

12] Somit hätten wir nun für dieses Land die Baumschule durchgemacht und können daher noch einen allgemeinen Blick auf die Gesträuche werfen.

13] Alle Gesträuche des Saturn haben das Eigentümliche, daß sie nicht wie bei euch so niedrig sind, sondern sie bilden nur eine kleinere, aber dafür in der Art sehr verschiedene Baumgattung. Und es ist bei allem das niedrigste Gesträuch noch höher und ansehnlicher wachsend als eure ansehnlichsten Bäume. Auf diesem hier zunächst beschriebenen Land gibt es allein über zwölftausend Sträucher, welche alle voneinander wohl unterschieden sind. Jede Strauchart hat ihre eigentümliche Frucht, welche jedoch außer von den vielen Bewohnern der Luft wenig benützt wird. Von diesen sehr vielen Gesträuchen dürfte auch eines, welches am häufigsten vorkommt und von den dortigen Bewohnern auch sorgfältig gepflegt wird, nicht ohne Interesse sein, da es vollkommen eurem Ölbaum auf Erden gleicht, nur mit dem Unterschied, daß auch dieses Gesträuch hier um vieles größer ist als euer Ölbaum. Die Beeren sind im reifen Zustand so groß, daß eine jede nach eurem Maße einen Liter reinen Öles abgibt. Wenn dann ein solches Gesträuch nicht selten zwanzig- bis dreißigtausend Beeren auf seinen Zweigen zur Reife bringt, so könnt ihr euch schon einen Begriff von der reichlichen Ölernte machen, wenn ihr noch dazu bedenkt, daß auf dem Grund einer einzigen Familie nicht selten mehrere Tausende von solchen Ölsträuchern oder vielmehr Ölbäumlein vorkommen.

14] Freilich müßt ihr euch dabei einen Familiengrund nicht ebenso klein vorstellen, wie etwa bei euch einen größeren Bauerngrund, sondern wohl so groß, ja manchesmal noch etwas größer als euer ganzes Land. Dagegen müßt ihr euch auch die überaus schön gebildeten Menschen in körperlicher Hinsicht nicht so klein vorstellen wie ihr seid; denn dort mißt die Größe des Weibes schon achtzig und neunzig Fuß, und die Größe des Mannes fünfundneunzig bis hundertfünfunddreißig Fuß. Und in diesem Verhältnis sind auch ihre vielen Haustiere erschaffen.

15] Wenn ihr dieses im voraus einsehet und kennet, so wird euch dann, was noch alles von der fruchtbaren Vegetation in der gehörigen Ordnung gesagt wird, desto einleuchtender werden. Und daher für heute Amen.

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