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Kapitelinhalt 224. Kapitel: Ohnmächtige Wut der römischen Kleriker. Ihre Unbarmherzigkeit, Habgier und Schwindelei. Donnerworte des 'Ketzerkaisers' vertreiben sie in ihre Winkel.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Hier weicht auch der vielbelachte i-a Schreier von uns zurück; Alle machen eine tiefe Reverenz vor ihm, und sagen: „Allerhochwürdigster apostolischer Nunzius des heiligen Vaters aus Rom! Wie kannst du zaudern noch mit diesen Ketzern? Verfluche sie, und treibe sie alle in die Hölle ohne Gnade und Erbarmen!" -

02] Sagt Dieser mit einer häßlich kreischenden Stimme: „Ich hab's ja schon gethan, was ihr wollt, und darnach ihr fraget; aber die Teufel sind euch ganz entsetzlich hartnäckig, und wollten nicht thun, was ich ihnen gebiete, sondern lachen mich oben darauf noch recht brav und tüchtig aus. O, das sind harte Teufel!" (Am 29. Juli 1850) Auch vor unseren Blitzen und Donnern, wie auch vor unsrer Höll' haben sie keine Furcht, sondern schauen diese doch allererschrecklichsten Dinge so ganz gleichgültig an, als wann gar nichts daran wäre; o, o, das sind schlimme, harte und unverbesserliche Teufel!

03] Und Einen haben's uns doch wegg'fischt; o du armer Teufel, wie bist du jetzt auf ewig verloren, und wenn du dich auch itzt eine Zeit lang wehrest vor der Höll', was dir nichts nützt, so wirst du aber mit der Zeit dennoch ohne Gnade und Barmherzigkeit samt diesen deinen Gesellen hinein müssen auf ewig. Ja, ja, hinein, hinein werden die alle müssen! Da ist keine Gnade und kein Erbarmen inehr."

04] Hier tritt K. Josef vor und sagt: „Hört, meine Hochwürdigen. Wäre es denn nicht genug, so ihr uns bloß nur so auf einige Erdentage lang ins Fegfeuer werfen möchtet? Denn sehet: uns sogleich mir und dir nichts in die Hölle hinein verdammen, von der ewig kein Auskommen mehr sein solle, ist denn doch von euch Allen zu hart. Habt daher Gnade und Erbarmen für uns! Bedenket doch, wie einem armen Teufel das höllische Feuer gar unbeschreiblich schreckliche Schmerzen bereitet! Es geht einer armen Seele im Fegfeuer zwar auch durchaus nicht gut; aber von da heraus ist doch eine Erlösung zu erhoffen; aus der Hölle aber ewig keine. Darum erbarmet euch unser, und befreiet uns von der Hölle!"

05] Schreien darauf Alle: „Nichts da, ihr Vermaledeiten! nur hinein mit euch in die Hölle, und das in die allerunterste, wo vor lauter Hitze der Diamant und s'weiße Gold schmilzt. Bei uns ist kein Erbarmen mehr für euch Teufel. Wir werden euch schon lehren, was es heißt, die heilige römische, alleinseligmachende Kirche verspotten und verlachen. Darum nur geschwind hinein mit euch Allen!" - Spricht Josef: „So wir für uns aber, sage zehntausend allerkräftigste sogenannte 100-Dukaten-Messen zahleten, saget, ginge da die Geschichte auch nicht mit der Höllenbefreiung?" - Schreien Alle: „Das ist viel zu wenig, um von der Hölle befreiet zu werden; da müßtet ihr gerade zehnmal so viele Papstmessen lesen lassen; da wäre vielleicht noch was zu machen; aber wohlfeiler auch um keinen rothen Heller; denn das wissen wir, was es heißt, einen Teufel aus der Hölle zu erlösen."

06] Spricht Josef: „Was müßten denn unterdessen wir thun, bis die, also 100,000 Hundertdukatenmessen könnten gelesen werden, - etwa hier verbleiben?" - Schreien wieder Alle: „Dummer Teufel! Wenn ihr derweil da verbliebet, und nicht in die Hölle hineinginget, wie kunnten wir euch denn da aus der Hölle erlösen, waon ihr nicht in der Höll' wäret? Waon ihr aus der Höll' erlöst werden wullt, so müßt ihr früher drein sein. Zohlts also früher die 100,000 kräftigsten Papstmessen, und gehet dann geschwind in die Höll', sunst könnt ihr nicht erlöset werden!"

07] Spricht Josef: „Aber wie lange wird es denn hergehen, bis die 100,000 Messen gelesen werden?" Schreien die Erzbischöfe und die andern ihnen dienenden Pfaffen alle: „Von sulchene allerheiligsten Messen können nur drei, und zwar unmittelbar vom heiligen Vater selbst in einem Jahre gelesen werden; nur er allein hat da das ausschließende Recht und die Macht dazu. Itzt rechnets selber z'sammen, wie lang's da hergehn kann. Unter 30,000 Jahren ist gar keine Rede; denn die Hölle ist und bleibt Hölle; wer amol drinnen ist, der kummt nicht so leicht wieder heraus." -

08] Sagt Josef: „Nun, nun, nun, jetzt bin ich schon im Klaren mit euch und den 100,000 Messen; nur den Grund möchte ich noch wissen, warum denn gerade die drei Papstmessen von einer so ungeheueren Kraft sind. Denn man sollte es ja doch glauben, daß da, was die Würde und den Werth eines Meßopfers betrifft, eine Messe so gut ist wie eine andere." - Sagt nun der frühere i--a Plärrpfaffe: „Das ist so; und das weiß nur ein Nunzius: Bei der Messenlesung durch die andern Geistlichen, welcher Würde sie auch sein mögen, opfert sich nur allein der Gottsohn seinem himmlischen Gottvater auf für die armen Seelen im Fegfeuer und für bußfertige Sünder auf Erden; da ist in der Hostie nur Gottsohn ganz allein gegenwärtig; bei der Papstmesse aber tritt die ganze allerheiligste Dreifaltigkeit in die Hostie, und darin liegt dann die ungeheure Kraft einer Papstmesse, bei welcher nur die Erzengel ministriren dürfen, und zwar nur dann, wenn sie von der allerseligsten Jungfrau Maria zu diesem allerheiligsten Dienste auserkoren werden. Also darin liegt es, und daher können nicht mehr als eigentlich gültig in einem Jahre nur drei solche Messen gelesen werden. So ist es; hat mich der Herr Kaiser verstanden?"

09] Sagt Jos.: „Beinahe, aber doch noch nicht ganz, und darum möchte ich denn auch noch das wissen, warum denn ein Papst nicht mehr als drei Messen lesen darf, und das eigentlich nicht ganz, indem er eigentlich nicht selbst die Messe liest, sondern nur bei derselben, die entweder von einem Kardinal, oder von einem kardinalisirten Erzbischöfe gelesen wird, glorificaliter assistiret. Das möchte ich noch, so recht klar von dir erfahren." - Sagt der Nunzius: „Ist aber das eine verfluchte ketzerische Frage! Auf der Welt könnte ich Ihm darauf gar keine Antwort geben; aber hier, wo Er schon ohnehin mit Haut und Haaren dem Teufel zugehört, und sich im nächsten Augenblick in der Höll' befinden wird, da kann ihm so was schon g'sagt werden, damit Er dadurch desto tiefer in die Höll' kommen kann. Und so merke sich der Herr Kaiser! - Der Papst kann deßwegen nicht mehr als drei Messen lesen, weil dadurch die allerheiligste Dreifaltigkeit als lebendig für alle Zeiten der Zeiten auf der Erde in der alleinselig-machenden Kirche dargestellt und erhalten wird. Daß aber der Papst nicht unmittelbar ganz selbst die allerheiligste Dreifaltigkeits-Messe liest, sondern dabei pontifizirt, glorifizirt und assistirt, kommt daher, weil er ein Knecht der Knechte Gottes, und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist, der allen dient, und sich nicht darf bedienen lassen. So ist die Sache! itzt wird Er's doch verstehen."


10] Sagt Josef: „Ja jetzt bin ich im Klaren, und weiß nun vollkommen, was ich vom Papstthume zu halten habe." - Sagt der Nunzius: „Nun, und was haltet man denn nun vom Papste?" - Sagt Josef: „Nichts anderes, als: daß gerade er der vollkommene Antichrist ist, und ihr alle seine getreuesten Helfers-Helfer seid. Denn wäret ihr Christen, so wie es sich gebührt, und nun auch Gottlob ich einer bin, so würdet ihr Christum den Herrn, Der hier fest neben mir stehet, sicher sogleich erkannt haben, aber da ihr in aller Fülle die vollendetsten Antichristen seid, so verdammt ihr uns, samt Christum, in die Hölle, während ihr selbst schon sehr lange euch darinnen mit Haut und Haaren befindet.

11] O ihr elenden Schurken! ihr habt Christum, der als die ewige reine Liebe, als Gott und Schöpfer in die Welt, die Er gemacht hat, kam, um allen Blinden die Augen zu öffnen, nach - eurem eigenen Urtheile zu einem Teufel umstaltet, und habt Ihn, den Rechten, verflucht. Denn euer Christus, den ihr ehret und begehret, heißt Gold und Silber; der wahre aber, der am Kreuze für alle Menschen blutend Seine göttlichen Arme ausgestreckt hat, und allen Seinen Feinden vergab, und den ewigen Vater in Ihm für sie um Vergebung bat, ist euch zum Ekel geworden derart, daß ihr alle, die Ihm und nicht euch, die ihr euch frechst und gewissenlosest Seine Diener nennt, anhangen, ohne alles Bedenken mordet, senget und brennet, und am Ende noch in die unterste Hölle verdammet. O ihr Schlangen und Otterngezüchte! Welcher Teufel hat euch denn gezeuget? Wahrlich, wäre der Herr nicht von einer endlosen Geduld, Sanftmuth und Liebe, welche Hölle gäbe es denn, die schlecht genug wäre euch aufzunehmen!

12] Ich will und darf euch kein Richter sein; der Herr thue euch nach euren schändlichsten Verdiensten. Würde ich euch aber richten, wahrlich, ich sage es hier laut im Angesichte Gottes, ich würde über euern Nacken eine Züchtigung verhängen, daß sich darüber die ganze Unendlichkeit Gottes verwundern solle. Bei Deinem allmächtigsten Namen, o Herr, Du kennst mich; ich habe allzeit alle Geduld und Nachsicht gehabt mit den Schwächen meiner mir untergebenen Brüder; aber bei dieser Brut der Hölle, bei diesem Auswurfe Deiner Schöpfung erschaudere ich, und alle meine Geduld und Nachsicht hat da ihr entschiedenstes Ende gefunden.

13] Schon auf der Erde, wo sich diese Brut maskirte, wo sich diese reißendsten Währwölfe in Schafspelze verkrochen, und nur ganz im Geheimen ihr schnödstes Unwesen trieben, habe ich sie von einer Seite kennen gelernt, die ganz vollkommen der untersten Hölle glich; ich habe selbst mit eigener Hand ein Kruzifix, das ums theure Geld Blut schwitzte, und ein anderes, das sich immer den Bart wachsen ließ, zerstöret. Denn es war doch zu heillos zu sehen, wie diese besoldeten Knechte des Antichristen den armen blindesten Menschen den letzten Kreuzer aus dem Sacke herauspreßten durch allerlei Lug und Trug. Ich that dagegen mein Möglichstes. Aber auf der Erde sah nach der Zurechtweisung doch noch bei manchem Pfaffen so ein Mignionmensch heraus, und man hatte mit ihm dann auch eine gerechte Geduld. Hier aber zeigt sich diese Brut in ihrer wahren Gestalt, ist gräßlichst anzuschauen, und noch gräßlicher anzuhören. Herr, Dein Wille geschehe, aber meine Geduld ist da zu Ende!"

14] Sage Ich: „Mein Bruder, sei nur ruhig, und ärgere dich nicht; denn sieh, es muß alles so kommen, sonst wären Daniel und Jesajas, ja Lügner. Die haben von ihnen geweissaget, und ihre Weissagung muß erfüllet werden; in der Folge wirst du es einsehen, warum alles dieß also kam und kommen mußte. Nun aber gebe nur weiter Acht; denn es wird nun gleich eine andere Szene zum Vorscheine kommen, von der du recht viel lernen wirst; aber ärgern darfst du dich fürder nicht."

15] Auf obige energische Rede Josefs haben sich die Pfaffen alle, samt ihren untern und viel niedern klerikanischen Helfers-Helfern in ihre Winkel zurückgezogen, um allda über die ihnen angethane Beleidigung sich zu berathen, mit welch einer gelingbaren Rache sie uns für den ihnen angethanen Frevel bedienen sollen, und wie sie uns wirksam in ihre vermeintliche Hölle hineinbringen könnten.

01] Hier weicht auch der vielbelachte J-a-Schreier von uns zurück. - Alle machen vor ihm eine tiefe Reverenz und sagen: "Allerhochwürdigster apostolischer Nuntius (Gesandter) des Heiligen Vaters aus Rom! Wie kannst du mit diesen Ketzern noch zaudern?! Verfluche sie und treibe sie alle in die Hölle ohne Gnad und Erbarmen!"

02] Sagt jener J-a-Schreier mit einer häßlich kreischenden Stimme: "Ich hab's ja schon getan, was ihr wollt und wonach ihr fraget; aber die Teufel sind euch ganz entsetlich hartnäckig und wollen nicht tun, was ich ihnen gebiete, sondern lachen mich obendrauf noch recht brav und tüchtig aus! - Oh, das sind harte Teufel!" - Auch vor unseren Blitzen und Donnern wie auch vor unserer Hölle haben sie keine Furcht, sondern schauen sich diese doch allerschrecklichsten Dinge so ganz gleichgültig an, als wenn gar nichts daran wäre! - Oh, oh, das sind schlimme, harte und unverbesserliche Teufel!

03] Und einen haben sie uns doch weggefischt! O du armer Teufel, wie bist du jetzt auf ewig verloren! Wenn du dich auch jetzt eine Zeitlang wehrest vor der Hölle, was dir nichts nützt, so wirst du aber mit der Zeit dennoch ohne Gnade und Barmherzigkeit samt diesen deinen Gesellen hinein müssen auf ewig! Ja, ja, hinein, hinein werden die alle müssen! Da ist keine Gnade und kein Erbarmen mehr!"

04] Hier tritt Kaiser Joseph vor und sagt: "Hört, meine Hochwürdigen! Wäre es denn nicht genug, so ihr uns bloß nur so auf einige Erdentage lang ins Fegfeuer werfen möchtet? Denn sehet, uns sogleich mir und dir nichts in die Hölle hineinverdammen, von der ewig kein Auskommen mehr sein soll, ist denn doch von euch allen zu hart! Habt daher Gnade und Erbarmen für uns! Bedenket doch, wie einem armen Teufel das höllische Feuer gar unbeschreiblich schreckliche Schmerzen bereitet! Es geht einer armen Seele im Fegfeuer zwar auch durchaus nicht gut, aber von da heraus ist doch eine Erlösung zu erhoffen. Aus der Hölle aber ewig keine! Darum erbarmet euch unser und befreiet uns von der Hölle!"

05] Schreien daraus alle: "Nichts da, ihr Vermaledeiten! Nur hinein mit euch in die Hölle, und das in die allerunterste, wo vor lauter Hitze der Diamant und das weiße Gold (Platin, härtestes Metall) schmilzt. Bei uns ist kein Erbarmen mehr für euch Teufel! Wir werden euch schon lehren, was es heißt, die heilige römische, alleinseligmachende Kirche verspotten und verlachen! Darum nur geschwind hinein mit euch allen!" - Spricht Joseph: "So wir für uns aber, sage ,zehntausend allerkräftigste sogenannte Hundert- Dukaten-Messen zahleten - saget, ginge da die Geschichte auch nicht mit der Höllenbefreiung?" - Schreien alle: "Das ist viel zuwenig, um von der Hölle befreit zu werden! Da müßtet ihr gerade zehnmal soviele Papstmessen lesen lassen! Da wäre vielleicht noch etwas zu machen! Aber wohlfeiler auch um keinen roten Heller! Denn das wissen wir, was es heißt, einen Teufel aus der Hölle zu erlösen!"

06] Spricht Joseph: "Was müßten denn unterdessen wir tun, bis die hunderttausend Hundert-Dukaten-Messen könnten gelesen werden? - Etwa hier verbleiben?" - Schreien wieder alle: "Dummer Teufel! Wenn ihr derweil da verbliebet und nicht in die Hölle hineinginget, wie könnten wir euch denn da aus der Hölle erlösen, wenn ihr nicht in der Höll wäret? Wenn ihr aus der Hölle erlöst werden wollt, so müßt ihr zuvor darin sein! - Zahlet also zuerst die hunderttausend kräftigsten Papstmessen und gehet dann geschwind in die Hölle - sonst könnt ihr nicht erlöst werden!"

07] Spricht Joseph: "Aber wie lange wird es denn hergehen, bis die hunderttausend Messen gelesen werden?" - Schreien die Erzbischöfe und die andern ihnen dienenden Pfaffen alle: "Von solchen allerheiligsten Messen können nur drei, und zwar unmittelbar vom Heiligen Vater selbst, in einem Jahre gelesen werden! Nur er allein hat da das ausschließende Recht und die Macht dazu. Jetzt rechnet es selber zusammen, wie lang es da hergehn kann! Unter dreißigtausend Jahren ist gar keine Rede! Denn die Hölle ist und bleibt Hölle! Wer einmal drinnen ist, der kommt nicht so leicht wieder heraus!"

08] Sagt Joseph: "Nun, nun, nun, jetzt bin ich schon im klaren mit euch und den hunderttausend Messen! Nur den Grund möchte ich noch wissen, warum denn gerade die drei Papstmessen von einer so ungeheueren Kraft sind!? Denn man sollte ja doch glauben, daß da, was die Würde und den Wert eines Messopfers betrifft, eine Messe so gut ist wie eine andere." - Sagt nun der frühere J-a Plärrpfaffe: "Das ist so - und das weiß nur ein Nuntius: Bei der Messenlesung durch die anderen Geistlichen, welcher Würde sie auch sein mögen, opfert sich nur allein der Gottsohn Seinem himmlischen Gottvater auf für die armen Seelen im Fegfeuer und für bußfertige Sünder auf Erden. Da ist in der Hostie nur Gottsohn ganz allein gegenwärtig. Bei der Papstmesse aber tritt die ganze allerheiligste Dreifaltigkeit in die Hostie, und darin liegt dann die ungeheure Kraft einer Papstmesse, bei welcher nur die Erzengel ministrieren dürfen, und zwar nur dann, wenn sie von der allerseligsten Jungfrau Maria zu diesem allerheiligsten Dienste auserkoren werden! - Also darin liegt es, und daher können in einem Jahre als eigentlich gültig nur drei solche Messen gelesen werden! - So ist es! Hat mich der Herr Kaiser verstanden?!"


09] Sagt Joseph: "Beinahe - aber doch noch nicht ganz! Und darum möchte ich denn auch noch das wissen, warum denn ein Papst nicht mehr als drei Messen lesen darf, und das eigentlich nicht ganz, da er eigentlich nicht selbst die Messe liest, sondern nur bei derselben, die entweder von einem Kardinal oder von einem kardinalisierten Erzbischofe gelesen wird, glorificaliter affistiere (der Verherrlichung wegen beiwohnt). - Das möchte ich noch so recht klar von dir erfahren!" - Sagt der Nuntius: "Ist aber das eine verfluchte ketzerische Frage! Aus der Welt könnte ich Ihm darauf gar keine Antwort geben! Aber hier, wo Er schon ohnehin mit Haut und Haaren dem Teufel zugehört und sich im nächsten Augenblick in der Hölle befinden wird, da kann Ihm so was schon gesagt werden, damit Er dadurch desto tiefer in die Hölle kommen kann. Und so merke sich der Herr Kaiser! - Der Papst kann deswegen nicht mehr als drei Messen lesen, weil dadurch die allerheiligste Dreifaltigkeit als lebendig für alle Zeiten der Zeiten auf der Erde in der alleinseligmachenden Kirche dargestellt und erhalten wird. Daß aber der Papst nicht ganz unmittelbar selbst die allerheiligste Dreifaltigkeits-Messe liest, sondern dabei pontifiziert, glorisiziert und assistiert, kommt daher, weil er ein Knecht der Knechte Gottes und der Stellvertreter Jesu Christi auf Erden ist, der allen dient und sich nicht darf bedienen lassen. So ist die Sache! - Jetzt wird Er's doch verstehen!?"

10] Sagt Joseph: "Ja, jetzt bin ich im klaren und weiß nun vollkommen, was ich vom Papsttume zu halten habe!" - Sagt der Nuntius: "Nun, und was hält man denn nun vom Papste?" - Sagt Joseph: "Nichts anderes, als daß gerade er der vollkommene Antichrist ist und ihr alle seine getreuesten Helfershelfer seid! - Denn wäret ihr Christen, so wie es sich gebührt und nun auch gottlob ich einer bin, so würdet ihr Christum den Herrn, Der hier fest neben mir stehet, sicher sogleich erkannt haben. Aber da ihr in aller Fülle die vollendetsten Antichristen seid, so verdammet ihr uns samt Christum in die Hölle, während ihr selbst euch schon sehr lange mit Haut und Haaren darin befindet.

11] O ihr elenden Schurken! Ihr habt Christum, der als die ewige, reine Liebe, als Gott und Schöpfer in die Welt, die Er gemacht hat, kam, um allen Blinden die Augen zu öffnen, nach eurem eigenen Urteile zu einem Teufel umgestaltet und habt Ihn, den Rechten, verflucht! Denn euer Christus, den ihr ehret und begehret, heißt Gold und Silber! Der wahre aber, der am Kreuze für alle Menschen blutend Seine göttlichen Arme ausgestreckt hat und allen Seinen Feinden vergab und den ewigen Vater in Ihm Selbst um Vergebung für sie bat - ist euch zum Ekel geworden derart, daß ihr, die ihr euch frechst und gewissenlosest Seine Diener nennt, alle, die Ihm und nicht euch anhangen, ohne alles Bedenken mordet, senget und brennet und am Ende noch in die unterste Hölle verdammet! O ihr Schlangen und Otterngezüchte! Welcher Teufel hat euch denn gezeuget?! - Wahrlich, wäre der Herr nicht von einer endlosen Geduld, Sanftmut und Liebe, welche Hölle gäbe es denn, die schlecht genug wäre, euch aufzunehmen!?

12] Ich will und darf euch kein Richter sein; der Herr tue euch nach euren schändlichen Verdiensten! Würde ich euch aber richten, wahrlich, ich sage es hier laut im Angesichte Gottes, ich würde über euern Nacken eine Züchtigung verhängen, daß sich darüber die ganze Unendlichkeit Gottes verwundern sollte! - Bei Deinem allmächtigsten Namen, o Herr, Du kennst mich, ich habe allzeit alle Geduld und Nachsicht gehabt mit den Schwächen meiner mir untergebenen Brüder; aber bei dieser Brut der Hölle, bei diesem Auswurfe Deiner Schöpfung erschaudere ich, und alle meine Geduld und Nachsicht hat da ihr entschiedenes Ende gefunden!

13] Schon auf der Erde, wo sich diese Brut maskierte, wo sich diese reißenden Wehrwölfe in Schafspelze verkrochen und nur ganz im geheimen ihr schnödes Unwesen trieben, habe ich sie von einer Seite kennen gelernt, die ganz vollkommen der untersten Hölle glich. Ich habe selbst mit eigener Hand ein Kruzifix, das ums teure Geld Blut schwitzte, und ein anderes, das sich immer den Bart wachsen liß, zerstört. Denn es war doch zu heillos, zu sehen, wie diese besoldeten Knechte des Antichristen den armen blinden Menschen den letzten Kreuzer aus dem Sacke herauspreßten durch allerlei Lug und Trug! Ich tat dagegen mein Möglichstes. - Auf der Erde aber sah nach der Zurechtweisung doch bei manchem Pfaffen noch so ein Stückchen Mensch heraus, und man hatte mit ihm denn auch eine gerechte Geduld. Hier aber zeigt sich diese Brut in ihrer wahren Gestalt, ist gräßlich anzuschauen und noch gräßlicher anzuhören. - Herr, Dein Wille geschehe, aber meine Geduld ist da zu Ende!"

14] Sage Ich: "Mein Bruder, sei nur ruhig und ärgere dich nicht! Denn sieh, es muß alles so kommen, sonst wären Daniel und Jesajas ja Lügner. Diese haben von ihnen geweissagt, und ihre Weissagung muß erfüllt werden! In der Folge wirst du einsehen, warum alles dies also kam und kommen mußte! Nun aber gebe nur weiter acht, denn es wird nun gleich eine andere Szene zum Vorscheine kommen, von der du recht viel lernen wirst! Aber ärgern darfst du dich fürder nicht!"

15] Auf obige energische Rede Josephs haben sich die Pfaffen alle samt ihren unteren und viel minderen klerikalischen Helfershelfern in ihre Winkel zurückgezogen, um allda über die ihnen angetane Beleidigung sich zu beraten - mit welch einer ausführbaren Rache sie uns für den ihnen angetanen Frevel bedienen sollten und wie sie uns wirksam in ihre vermeintliche Hölle hineinbringen könnten.

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