voriges Kapitel Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits' nächstes Kapitel


Kapitelinhalt 186. Kapitel: Minerva disputiert und rechtet weiter. Sahariels übergroße Langmut. Graf Bathianyi ärgert sich über die Unverbesserliche und wird selbst rechthaberisch. Minervas Abgang. (Am 25. April 1850)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] (Miklosch:) „Spricht Kado: »Was ich mit dir effektuirte bisher, das war nicht mein, sondern dieser mächtigen Gottesfreunde Werk; wenn ich nun allein mit dir zu thun bekäme, wohin würde ich kommen, da du mir allein in jeder Hinsicht zu mächtig wärest; daher thue ich nun freudigst, was diese beiden mächtigen Gottesfreunde von mir verlangen. Es giebt nichts mehr, was dir nicht wäre gesagt worden; du hast so viel Lekzionen und Witzigungen empfangen, als wie viel es der Welten im endlosesten Raume giebt, aber es war das alles vergeblich, da dir dein hochmüthigster Wahn-Sinn stets lieber war, als die strahlendste Weisheit der vielen Gottesboten an dich; deine Sache ist: Alleinherrschaft über alle Himmel, über alle Materie, und über alle Höllen; du willst drei Herrscherkronen, drei Szepter und drei Schwerter, das ist und war, wie gesagt, stets deine Sache, und ist für dich auch zugleich das unbesiegbare Hinderniß deiner von Gott zu bewerkstelligen beabsichtigten Freiwerdung, zu der du in dieser deiner Natur wohl ewig nimmer gelangen wirst. Und nun soll ich, aus mir selbst nichts als ein ärmster schwächster Teufel, allein bei dir verbleiben, und mit dir alle möglichen bereits erschöpften Bekehrungs-Versuche machen, auf daß du am Ende mich verschlängest wie eine böseste Riesenschlange ein Kaninchen, was dein eigentlichster geheimer Plan ist, den ich nun nur zu gut und klar durchschaue; o siehe, dazu wird sich ein Kado nimmer gebrauchen lassen. Darum gehe ich mit diesen beiden lieben Gottesfreunden. Du wolltest ja frei sein; und sieh', diese Freiheit ist dir nun eingeräumt, und du kannst thun, was du willst; daß du nichts Gutes thun wirst, davon sind wir alle vollkommen überzeugt; aber wir sind auch davon überzeugt, daß du dießmal dir ein Grab zum ewigen Tode bereiten wirst, dieweil du uns nicht folgen wolltest, und verlangtest von uns, das wir von dir zu verlangen von Gott das Recht hatten, zu deiner Freiwerdung. Thue nun aus deiner eigenen Macht, was du willst; aber erwarte von Gott ja nimmer eine dir zugelassene Gewalt; denn diese wird dir nimmer werden.«

02] Spr. die Min.: »So bitte ich euch alle Drei, daß ihr noch eine Weile bei mir verbleibet, und Versuche zu meiner doch noch immer möglichen Besserung machet; denn am Willen fehlt es mir ja doch sicher nicht.«

03] Spricht Sariel: »O ja, das sicher nicht; da du nur viel zu viel Willen hast; aber was für einen? das ist eine andere Frage. Aber wir wollen, da du es verlangst, deinem Begehren nachkommen, und noch einige Augenblicke mit dir die möglichste Geduld haben; sollen diese an dir nichts ändern, dann wirst du verlassen werden auf immer; also sei es.«

04] Spricht die Minerva: »Nun denn, da ihr mir das Zugeständniß gemacht habt, so bitte ich euch, daß ihr euch ganz kurz und klar erkläret, was ich zu thun habe, um frei zu werden vor Gott und aller Schöpfung.« - Spricht Sariel: »Schönste, da brauchst du gar nichts zu thun, sondern so zu bleiben, wie du nun bist; denn frei vor Gott und allen Seinen Geschöpfen warst du seit deinem Anbeginne her. Es fragt sich nur, ob du in Gott deinem Schöpfer und Herrn wahrhaft frei werden willst? Was du aber zu thun hast, um solch eine allein wahre Freiheit zu erlangen, das weißt du so gut als wir; und so kann ich dir darüber auch keinen andern Rath ertheilen, als: Handle darnach freiwillig; wolle und thue das, was wir wollen und thun, so wirst du auch das erlangen, was wir dir im Namen des Herrn verheißen haben. Willst du aber das nicht, so ist unsere Geduld an dir vergeblich.«

05] Spricht die Min.: »Ich müßte also zuvor eine Sklavin werden, um also dann erst aus der Sklaverei in die sicher sehr geknechtete Freiheit überzugehen. O das wird sich bei mir sehr schwer thun lassen, weil in mir ein gewisses Gefühl gegen jede Erniedrigung meines Wesens sich auf das allerentschiedenste ausspricht. Giebt es denn keinen andern Weg, als diesen, den zu wandeln ich unmöglich vermag?«

06] Spricht Sariel: »Wie es nur Einen Gott, Eine göttliche Ordnung und nur Eine Wahrheit giebt, so giebt es auch nur einen rechten Weg, der zu Gott und der wahren ewigen Freiheit führt; wer diesen nicht betreten und wandeln will, der bleibt ewig ferne von Gott, Seiner Ordnung, Wahrheit und Freiheit. Wer aber in der einzig alleinigen Wahrheit, die in Gott ist von Ewigkeit, nicht frei wird, der bleibt dir gleich ein elendster Sklave in Ewigkeit. Also, nun sage du aber auch uns ganz kurz, bestimmt und entschieden, was du nun thun wirst. Willst du mit uns zum Herrn Jesum hin, oder willst du nicht hin?«

07] Spricht die Minerva: »Ich wollte, so ich's könnte; aber ich kann das nicht, weil es mir vorderhand nun nicht möglich ist. Aber ich will mir, so ihr mir noch eine kurze Geduld schenken wollet, nun alle erdenkliche Mühe geben, euch folgen zu können; so ich euch in der möglichsten Kürze diese Sache bekannt geben werde, ob - oder nicht; dann könnet ihr denn auch sogleich thun, was immer euch eure Ordnung gebietet:« „Spricht Sariel: »Gut, gut; auch noch diesen Gefallen wollen wir dir erweisen. Mache dich daher nur sogleich an die Bekämpfung deines bösesten Hochmuthes.«

08] (Miklosch): „Aha, aha, da sehet nun einmal hin, wie die lose Min. nun druckt und schluckt, und die Augen verdreht, als wenn es ihr noch so ernst wäre, sich zu bessern. O das muß eine allerdurchtriebenst feinste Kanaille sein!"

09] Spricht der Gr. Bath.: „Freunde, bei der ist, wie man auf der Erde gesagt hat, Taufe samt Krisam in dem Grund und Boden verdorben; bei der alten Hure schaut keine Besserung mehr heraus. Eine dreifache Krone im Herzen und im Kopfe, und dazu eine Besserung durch die Demuth. Ich bitte euch, laßet euch nicht auslachen; so wenig ich je wieder auf der Erde einen Grafen spielen werde, so wenig wird die sich einmal bessern. Ich habe doch alles vernommen, was ehedem Kado allein, und was nun alle Drei mit dieser Prima Donna der Hölle gesprochen und verhandelt haben; wie weit sind sie denn mit ihr gekommen? Auf demselben Flecke stehen sie noch, wo sie mit ihr zu verhandeln angefangen haben. Das Strahlenkleid wohl hat sie angezogen, weil das ihren Stolz und ihre unbegrenzt herrschsüchtigste Eitelkeit erhöhet; aber zu etwas, das nach nur irgend einer geringsten Demüthigung riecht, werden die Drei sie nie bewegen; ich meine, daß sogar ein Papst Roms eher zu irgend einer Nachgiebigkeit zu bewegen wäre, natürlich durch sehr viel Gold und Silber, als wie diese echteste Zentralhöllenkanaille. Ich meine, man solle das Luder möglicherweise irgend wohin auf ewig fest bannen, und sich dann weiter nicht mehr um dasselbe umsehen und kümmern; denn bessern wird es sich wohl ewig nimmer.«


10] Spricht Miklosch: „Weißt du, lieber Freund, lassen wir das dem Herrn über; Er wird es am besten wissen, was Er mit diesem sonderbaren Wesen thun wird. Mich aber interessirt nun die Geschichte ganz besonders; für's erste die ungeheuere Geduld unseres allgütigsten, liebevollsten, heiligsten Vaters, und für's zweite aber auch die wirklich mehr als merkwürdigste Art, wie sich die Pseudominerva überall und zumeist auf eine so gar bescheidene Weise durchwindet, wenn es gilt, daß sie sich umkehren solle. Sie ist wirklich eine Minerva in ihrer freilich leider bösen Art, der keine zweite in die Nähe kommen kann. Ich begreife blos nur das nicht, wie sie bei ihrem urhäßlichsten Karakter so ungeheuer bis zum rein rasend werden äußerlich schön sein kann. Aber es giebt ja auf der Welt auch Aehnliches; die schönsten Thiere sind gewöhnlich auch die bösesten, die schönsten Blumen giftig, und die schönsten Weiber gewöhnlich eines sehr schlüpfrigen Karakters. Unter allen kirchlichen Anstalten auf der Erde steht die römische in der äußern Pracht und Schönheit sicher beiweitem oben an, und im Innern ist sie ohne Zweifel die schlechteste. Und so scheint es mir wenigstens, daß gerade in der vollendetsten lediglich äußern Schönheitsform der eigentliche Hauptkarakter des Höllenwesens zu suchen ist."

11] Spricht der Graf Bath.: „Ja, ja, da hast du ganz recht, es ist also; die schönsten Länder der Erde werden gewöhnlich von den schlechtesten Menschen und bösesten Thieren bewohnt, und das Unkraut wuchert ungeheuer. In den schönsten Palästen wohnen zwar äußerlich gewöhnlich die schönsten und üppigsten Menschen; aber welches Geistes Kinder sind sie zu allermeist? Was äußerlich zu sehr glänzt, das ist meistens des Teufels."

12] Spricht auch der nebenstehende General: „Ja wohl wahr, wohl wahr; je mehr Orden auf dem Rocke, desto mehr Menschen muß man umgebracht haben, und Tausende zu Sklaven und zu Bettlern gemacht; das weiß ich aus Erfahrung. Die Orden stehen zwar gut; aber unter den Orden das Gewissen stehet schlecht, so noch eines da ist; und das ist auch Satan in deutlichster Art, nicht wahr, lieben Freunde und Brüder im Herrn." (Am 28. April 1850)

13] Spr. Gr. B.: „Ja, ja, es ist hie und da auch manchmal etwas daran, aber freilich nicht allzeit, da es doch auch Männer giebt und gab, die ihre Ehrenzeichen sich auf die redlichste Art von der Welt erworben haben; ich habe zwar auf Orden nie etwas gehalten, und war da ein reiner Nordamerikaner; aber dessen ungeachtet giebt es neben den freilich vielleicht auf eine unrechtliche Art erworbenen Orden auch recht viele Verdienstorden, deren Besitzer rechtliche und biedere Menschen sind, und somit auch auf dem rechtlichsten Wege zu solch ihren Namen und ihre Thaten ehrenden Auszeichnungen gekommen sind; und so ist nicht anzunehmen, daß unter jeder mit Orden geschmückten Brust ein schlechtes, oder gar kein Gewissen zu Hause sei; da hast du Bruder ein wenig zu viel gesagt. In Medio beati, bleiben wir daher schön in der Mitte, so werden wir vor dem Herrn sicher am besten bestehen können."

14] Spricht der General: „Du hast in deiner Weise ganz recht, aber ich in meiner auch; denn ich verdamme ja auch nicht jede geschmückte Brust; aber der erste Schmuck jeder Brust ist und bleibt ewig die reinste und wahrste Liebe zu Gott und zu dem Nächsten; wo diese einer noch so rechtlich geschmückten Brust mangelt, da gelten bei mir alle andern noch so rechtlich erworbenen Ehrenanhängsel nichts. So aber der Herr Selbst sagte: So ihr alles gethan habt, so bekennet es in euch, daß ihr pur unnütze und faule Knechte waret; wie solle da ein wahrer Nachfolger Christi des Herrn, sich ein ehrendes Verdienstzeichen auf seinen Rock können anhängen lassen. Ich meine, gegen den wird doch Niemand etwas einzuwenden haben; denn das ist Gottes Wort."

15] Spricht Gr. B. etwas, wie man so zu sagen pflegt, touschirt: „Ja, ja, und nocheinmal ja, ja, ja; du hast recht; denn Recht bleibt Recht; und es versteht sich von selbst, daß es ohne die Liebe kein Recht, und ohne das Recht auch keine wahre Liebe giebt und geben kann."

16] Spr. Mikl.: „Brüder, wie ich's merke, so kommt ihr vor dem Herrn und allein ewig wahren Richter in eine Art Rechts-Kampfes wegen Nichts und wieder Nichts. Höret, da, wenige Schritte zu eurer Rechten stehet der Herr voll Liebe, Güte und Sanftmuth; das ist der allein wahre und vollkommene Richter; Ihn fraget um den rechten Bescheid; und ihr werdet dann sogleich erfahren, wer aus euch das vorzüglichere Recht hat. Wer aber wird hier im Gottesreiche vor dem Herrn Selbst einen irdischen Ordensstreit beginnen wollen, der gerade jetzt bei diesen vielleicht für die ganze Ewigkeit wichtigsten Betrachtungen der Erscheinung dort im Norden eben so am ungeeignetsten Platze ist, wie die Faust eines Riesen auf dem Auge eines zarten und augenkranken Kindes."

01] Miklosch berichtet weiter: "Spricht Cado: »Was ich mit dir bisher ausrichtete, das war nicht mein, sondern dieser mächtigen Gottesfreunde Werk. Wenn ich nun allein mit dir zu tun bekäme, wohin würde ich kommen, da du mir allein in jeder Hinsicht zu mächtig wärest. Daher tue ich nun freudigst, was diese beiden mächtigen Gottesfreunde von mir verlangen. Es gibt nichts mehr, was dir nicht gesagt worden wäre. Du hast so viele Belehrungen und Witzigungen empfangen, als es der Welten im endlosen Raume gibt. Aber es war alles vergeblich, da dir dein hochmütiger Wahnsinn stets lieber war als die strahlende Weisheit der vielen an dich gesandten Gottesboten. Deine Sache ist: Alleinherrschaft über alle Himmel, über alle Materie und über alle Höllen! Du willst drei Herrscherkronen, drei Szepter und drei Schwerter! Das ist und war, wie gesagt, stets deine Sache - und ist für dich auch zugleich das unbesiegbare Hindernis deiner von Gott beabsichtigten Freiwerdung, zu der du in dieser deiner Natur wohl ewig nimmer gelangen wirst. - Und nun soll ich, aus mir selbst nichts als ein ärmster, schwächster Teufel, allein bei dir verbleiben und mit dir alle möglichen, bereits erschöpften Bekehrungsversuche machen!? - auf daß du am Ende mich verschlängest wie eine böse Riesenschlange ein Kaninchen, was dein eigentlicher, geheimer Plan ist, den ich jetzt nur zu gut und klar durchschaue! O siehe, dazu wird sich ein Cado nimmer gebrauchen lassen! - Darum gehe ich mit diesen beiden lieben Gottesfreunden! - Du wolltest ja frei sein! Und sieh, diese Freiheit ist dir nun eingeräumt, und du kannst tun, was du willst! Daß du nichts Gutes tun wirst, davon sind wir alle vollkommen überzeugt. Aber wir sind auch davon überzeugt, daß du diesmal dir ein Grab zum ewigen Tode bereiten wirst, dieweil du uns nicht folgen wolltest und von uns verlangtest, was wir zu deiner Freiwerdung von dir selbst zu verlangen von Gott das Recht hatten. - Tue nun aus deiner eigenen Macht, was du willst, aber erwarte von Gott ja nimmer die Zulassung irgendeiner Gewalt; denn diese wird dir nimmer werden!«

02] Spricht die Minerva: »So bitte ich euch alle drei, daß ihr noch eine Weile bei mir verbleibet und versuche zu meiner doch noch immer möglichen Besserung macht! Denn am Willen fehlt es mir jadoch sicher nicht!«

03] Spricht Sahariel: »O ja, das sicher nicht - da du nur viel zu viel Willen hast! Aber was für einen?! Das ist eine andere Frage. - Aber wir wollen, da du es verlangst, deinem Begehren nachkommen und noch einige Augenblicke mit dir die möglichste Geduld haben. Sollten diese an dir nichts ändern, dann wirst du auf immer verlassen werden! Also sei es!«

04] Spricht die Minerva: »Nun denn, da ihr mir das Zugeständnis gemacht habt, so bitte ich euch, daß ihr euch nun ganz kurz und klar erkläret, was ich zu tun habe, um frei zu werden vor Gott und aller Schöpfung.« - Spricht Sahariel: »Schönste, da brauchst du gar nichts zu tun, sondern so zu bleiben, wie du nun bist! Denn frei vor Gott und allen Seinen Geschöpfen warst du seit deinem Anbeginne her. - Es fragt sich nur, ob du - in Gott, deinem Schöpfer und Herrn, wahrhaft frei werden willst? Was du aber zu tun hast, um solch eine allein wahre Freiheit zu erlangen, das weißt du so gut wie wir! Und so kann ich dir darüber auch keinen andern Rat erteilen als: Handle darnach freiwillig! Wolle und tue das, was wir wollen und tun, so wirst du auch das erlangen, was wir dir im Namen des Herrn verheißen haben! Willst du aber das nicht, so ist unsere Geduld an dir vergeblich.«

05] Spricht die Minerva: »Ich müßte also zuvor eine Sklavin werden, um dann erst aus der Sklaverei in die sicher sehr geknechtete Freiheit überzugehen!? O das wird sich bei mir sehr schwer tun lassen, weil in mir ein gewisses Gefühl gegen jede Erniedrigung meines Wesens sich auf das allerentschiedenste ausspricht! Gibt es denn keinen andern Weg als diesen, den ich unmöglich zu wandeln vermag?«

06] Spricht Sahariel: »Wie es nur einen Gott, eine göttliche Ordnung und nur eine Wahrheit gibt, so gibt es auch nur einen rechten Weg, der zu Gott und der wahren ewigen Freiheit führt. Wer diesen nicht betreten und wandeln will, der bleibt ewig ferne von Gott, Seiner Ordnung, Wahrheit und Freiheit. Wer aber in der einzig alleinigen Wahrheit, die von Ewigkeit in Gott ist, nicht frei wird, der bleibt, dir gleich, ein elendester Sklave in Ewigkeit! - Also, nun sage du aber auch uns ganz kurz, bestimmt und entschieden, was du jetzt tun wirst! Willst du mit uns zum Herrn Jesum hin oder willst du nicht hin?«

07] Spricht die Minerva: »Ich wollte, so ich's könnte! Aber ich kann es nicht, weil es mir vorderhand nun nicht möglich ist, aber ich will mir, so ihr mir noch eine kurze Geduld schenken wollt, nun alle erdenkliche Mühe geben, euch folgen zu können. So ich euch (alsdann) in der möglichsten Kürze bekanntgeben werde, ob oder ob nicht - dann könnet ihr denn auch sogleich tun, was immer euch eure Ordnung gebietet!« - Spricht Sahariel: Gut, gut! Auch noch diesen Gefallen wollen wir dir erweisen. Mache dich daher nur sogleich an die Bekämpfung deines bösen Hochmutes!«

08] Miklosch in seiner Betrachtung fortfahrend: "Aha, aha, da sehet nun einmal hin, wie die lose Minerva nun druckt und schluckt und die Augen verdreht, als wenn es ihr noch so ernst wäre, sich zu bessern! O das muß eine allerdurchtriebenste, feinste Canaille sein!".

09] Spricht der Graf Bathianyi: "Freunde, bei der ist, wie man auf der Erde gesagt hat, Taufe samt Chrisam in Grund und Boden verdorben! Bei der alten Hure schaut keine Besserung mehr heraus! Eine dreifache Krone im Herzen und im Kopfe und dazu eine Besserung durch die Demut! Ich bitte euch, laßt euch nicht auslachen! So wenig ich je wieder auf der Erde einen Grafen spielen werde, so wenig wird die sich einmal bessern! Ich habe doch alles vernommen, was ehedem Cado allein und was nun alle drei mit dieser Primadonna der Hölle gesprochen und verhandelt haben. Wie weit sind sie denn mit ihr gekommen?! Auf demselben Flecke stehen sie noch, wo sie mit ihr zu verhandeln angefangen haben. Das Strahlenkleid hat sie wohl angezogen, weil das ihren Stolz und ihre unbegrenzte herrschsüchtige Eitelkeit erhöhte. Aber zu etwas, das nur irgend nach einer geringsten Demütigung riecht, werden die drei sie nie bewegen! Ich glaube, daß sogar ein Papst Roms eher zu irgendeiner Nachgiebigkeit zu bewegen wäre (natürlich durch sehr viel Gold und Silber!) als diese echteste Zentralhöllen-Canaille! Ich meine, man sollte das Luder möglicherweise irgendwohin auf ewig festbannen und sich dann weiter nicht mehr um dasselbe umsehen und kümmern! Denn bessern wird diese sich wohl ewig nimmer."

10] Spricht Miklosch: "Weißt du, lieber Freund, lassen wir das dem Herrn über! Er wird es am besten wissen, was Er mit diesem sonderbaren Wesen tun wird. - Mich aber interessiert nun die Geschichte ganz besonders - fürs erste die ungeheure Geduld unseres allgütigsten, liebevollsten, heiligsten Vaters - und fürs zweite aber auch die wirklich mehr als merkwürdige Art, wie sich die Schein-Minerva überall und zumeist auf eine so gar bescheidene Weise durchwindet, wenn es gilt, daß sie sich umkehren soll. Sie ist wirklich eine Minerva in ihrer freilich leider bösen Art, der keine zweite in die Nähe kommen kann. - Ich begreife bloß nur das nicht, wie sie bei ihrem urhäßlichen Charakter äußerlich so ungeheuer, bis zum rein Rasendwerden, schön sein kann!? Aber es gibt ja auf der Welt auch Ähnliches! Die schönsten Tiere sind gewöhnlich auch die bösesten, die schönsten Blumen giftig und die schönsten Weiber gewöhnlich eines sehr schlüpfrigen Charakters. Unter allen kirchlichen Anstalten auf der Erde steht die römische in der äußern Pracht und Schönheit sicher bei weitem oben an, und im Innern ist sie ohne Zweifel die schlechteste. Und so scheint es mir wenigstens, daß gerade in der vollendeten, lediglich äußern Schönheitsform der eigentliche Hauptcharakter des Höllenwesens zu suchen ist".

11] Spricht der Graf Bathianyi: "Ja, ja, da hast du ganz recht, es ist also! Die schönsten Länder der Erde werden gewöhnlich von den schlechtesten Menschen und bösesten Tieren bewohnt und das Unkraut wuchert allda ungeheuer. In den schönsten Palästen wohnen zwar äußerlich gewöhnlich die schönsten und üppigsten Menschen, aber welches Geistes Kinder sind sie zuallermeist!? - Was äußerlich zu sehr glänzt, das ist meistens des Teufels!"

12] Spricht auch der nebenstehende General: "Ja, wohl wahr, wohl wahr! Je mehr Orden auf dem Rocke, desto mehr Menschen muß man umgebracht und Tausende zu Sklaven und Bettlern gemacht haben! Das weiß ich aus Erfahrung, die Orden stehen zwar gut; aber unter den Orden das Gewissen steht schlecht, so noch eines da ist! Und das ist auch Satan in deutlichster Form, nicht wahr, liebe Freunde und Brüder im Herrn!?"


13] Spricht Graf Bathianyi: "Ja, ja, es ist hie und da auch manchmal etwas daran, aber freilich nicht allzeit - da es doch auch Männer gibt und gab, die ihre Ehrenzeichen sich auf die redlichste Art von der Welt erworben haben. Ich habe zwar auf Orden nie etwas gehalten und war da ein reiner Nordamerikaner. Aber dessenungeachtet gibt es neben den auf eine unrechtliche Art erworbenen Orden auch recht viele Verdienstorden, deren Besitzer rechtliche und biedere Menschen sind und somit auch auf dem rechtlichsten Wege zu solch ehrenden Auszeichnungen gekommen sind. Und so ist nicht anzunehmen, daß unter jeder mit Ordem geschmückten Brust ein schlechtes oder gar kein Gewissen zu Hause sei! Da hast du, Bruder, ein wenig zu viel gesagt! In Medio beati (die Wahrheit liegt in der Mitte)! Beiben wir daher schön in der Mitte, so werden wir vor dem Herrn sicher am besten bestehen können!"

14] Spricht der General: "Du hast in deiner Weise ganz recht, aber ich in meiner auch. Denn ich verdamme ja auch nicht jede geschmückte Brust, aber der erste Schmuck jeder Brust ist und bleibt ewig die reine und wahre Liebe zu Gott und zum Nächsten. - Wo diese einer noch so geschmückten Brust mangelt, da gelten bei mir alle andern noch so rechtlich erworbenen Ehrenanhängsel nichts. Wenn aber der Herr Selbst sagte: »So ihr alles getan habt, so bekennet es in euch, daß ihr ganz unnütze und faule Knechte waret!?« - Wie soll da ein wahrer Nachfolger Christi des Herrn sich ein ehrendes Verdienstzeichen auf seinen Rock anhängen lassen können!? Ich meine, dagegen wird doch niemand etwas einzuwenden haben! Denn das ist Gottes Wort!"

15] Spricht der Graf Bathianyi etwas gereizt: "Ja, ja, und noch einmal ja, ja, ja! Du hast recht, aber ich habe deshalb eben auch nicht unrecht. Denn Recht bleibt Recht. Und es versteht sich von selbst, daß es ohne die Liebe kein Recht und ohne das Recht auch keine wahre Liebe gibt und geben kann!"

16] Spricht Miklosch: "Brüder, wie ich merke, so kommt ihr vor dem Herrn und allein ewig wahren Richter in eine Art Rechtskampf wegen nichts und wieder michts! - Höret, da, wenige Schritte zu eurer Rechten, steht der Herr voll Liebe, Güte und Sanftmut! Das ist der allein wahre und vollkommene Richter! Ihn fraget um den rechten Bescheid, und ihr werdet dann sogleich erfahren, wer von euch das vorzüglichere Recht hat! - Wer aber wird hier im Gottesreiche vor dem Herrn Selbst einen irdischen Ordensstreit beginnen wollen, der gerade jetzt bei dieser vielleicht für die ganze Ewigkeit wichtigsten Erscheinung dort im Norden ebenso am ungeeignetsten Platze ist, wie die Faust eines Riesen auf dem Auge eines zarten, augenkranken Kindes."

voriges Kapitel Home  |    Inhaltsverzeichnis  |   Werke Lorbers nächstes Kapitel