Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits'
Text nach Erstauflage 1898 (Faksimile Band 1), inhaltlich und stilistisch unverändert hier in neuer Rechtschreibung
01] Tritt darauf der schon bekannte Franz zum Pathetikus, der weiland auf der Welt sein treuer Stiefelputzer war und sagt: „Mir san hier wuhl olli gleich, ober i sog zu Siener denno Euer Gnodn! Hörns, Se sann holt do akradi a so, wia's af dr Welt woarn; un das kimmt mi hold a so vur, als waons net recht war, verstängens mi! Af de Welt woarns freili a reacht großer Herr, und woarns dozu a no blitztausendelementsakrisch reich, zu welche Reichtum Ihm freilich ihre Genädige z'meist verhulfe hod; ober mit oll den ist hiatzt goar, denn mer san do in de Geisterwelt, verstängens mi?! un do hoaßts hiatzt net hopertaschi sein! do muaß a nijederner schön dehmieti sein, sist gibt's spanische Mucken und an Loxenburger Spargl! De guate Herr do mants guat mit uns, und hot uns a bißl a Lichtl gmocht, un do moan i hold, des sulle wiar net so leicht obe schlucken ols ani spanische Wind!? - Gängens Se nur mit uns, i moan, 's wird sener Schode net sein! und do schans her, senre liebe Mierl is a do, wißn's, de Sei holt so nebe senre Genädigen ghobt hobn, verstängens mi!? - un do moan i holt, wo Ihre Mierl is, do sulle Sei a net fehle! Woas moanens denn?"
76. Kapitel: Der aufrichtige Stiefelputzer, die unwillkommene Mierl und große Seelenwäsche des Pathetikus. Der gekränkte Hochmutsgeist verläßt seine himmlische Gesellschaft.
02] Spricht der Pathetikus ganz indigniert: „O du verfluchte Hauptwäsche! Das Fegefeuer scheint schon da zu sein, und so dürfte die Hölle auch nicht gar zu weit weg sein! das ist aber ja doch rein zum Teufels werden! Jetzt ist das Luder von einer Mierl auch hier, und mein gottseligs Weib dazu! No, no, die Sache wird sich machen! Ist mein Weib doch ein paar Jahrln vor mir in die Ewigkeit spazieren gegangen, und ich glaubte, weil sie in ihrer letzten Zeit gar so ligorianerisch fromm geseufzet hat und also selig in dem Herrn entschlief, dass sie schon längst wo auf einer Himmelswolke herumschwebt!? aber nein, sie ist hier, und das noch 100 mal elender als auf der Welt knapp vor ihrem Tode! allein, das hätte mir wenig oder gar nichts gemacht. Aber jetzt kommt auch noch zum größten Überflusse mein Ludersmensch hinzu, die ein Maul wie ein Schwert hat! No, das ginge einem noch ab, mit so einer Gesellschaft hin zu jenem Manne zu gehen, Der mir schon ehedem ganz unzweideutig zu verstehen gab, dass ich noch sehr gedemütigt werden solle; aber ich rieche nun den Braten, und werde mich weise zu hüten wissen, mit dieser Gesellschaft hinzuwallen vor den Magier und vor die verklärte Lerchenfelderin; muss man aber in dieser Sauwelt auch mit allen Anujantitäten zusammen kommen! Also musste aus dem früheren Max Olaf sich auch mein ehmaliger irdischer Oberste und Freund herausdrechseln, der auch in alle meine Geheimnisse eingeweiht war, und aus dem Traumdeuter mein Herr Schwiegerpapa mit seiner ganzen Sippschaft im Hintergrunde! O Kruzifix Donnerwetter; wenn das nicht Fatalitäten non plus ultra sind, so weiß ich nicht mehr, was man noch fatal nennen solle!? Vielleicht kommen noch meine andern zeitweiligen Amoretteln und allerlei Gruppierungen, die ich mit ihnen per Jux manchmal machte?!"
03] Solches redete der Pathetikus wie in sich hinein; aber es vernahmen die Umstehenden auch seine Worte und sein Weib trat hervor und sagte recht sanft zu ihm: „Johann! ich wusste es ja auf der Welt, wie dein Leben beschaffen war, und das war auch der Grund der Disharmonie, die zwischen uns Beiden in der letzten Zeit mit geringen Unterbrechungen obwaltete; aber ich habe dir am Ende dennoch Alles vergeben! Mache daher aber du denn nun hier gut vor Gott an mir, deinem irdischen Weibe, das dir aus purer Liebe alles, ja sogar die Liebe ihres Vaters geopfert hat! fürchte mich ja nicht, denn ich werde dir wohl ewig keine Vorwürfe mehr machen! folge aber nun auch Dem, Dem allein zu folgen du auf der Welt mir stets vorgabst! Wie oft hast du mich und mein Haus des stinkendsten altaristokratischen Hochmutes beschuldigt, und sieh, nun hier, im Reiche der Demütigung, bist du 100 mal hochmütiger als ich, und alle meine Angehörigen! Wie kommt denn das?"
04] Der Pathetikus Johann stutzt, murrt in sich hinein, und sagt nichts auf diese sanfte Anrede seines Weibes!
05] Da tritt aber die Mierl hervor und sagt (zu ihr): „I bitt Euer Gnodn tausendmol um Verzeihung, doss i Seanern Mann ghobt hon! i bin sonst alliwal a guats und bravs Diandrl geweßt; aber wie beim Sperl draußt hob i amol Seiner Herrn kennen gelernt, weil er mir goar so zugsetzt hot, und hot mi af Tod und Lebn s' Heurate schriftli versproche! un do hon i holt gmoant, 's kinnt v'leicht do miagli sein! Und der Sausackre hot mi von an Johr zum andern schön bei der Nose herum zogen, und vom Heurote woar goar kane Red mehr; ober do hob i nix gwusst, dass dieser Sausackre verheurot woar! Schan sie, dos hob i erst hiatzt ghört! ober hiatzt gfreuens Ihne a, wia i den Sausackre meine Manung söge werd; - Na, der sull af seine 1000 Mol betrogne Anna Mierl denken!"
06] Darauf wendet sich die Mierl zum Pathetikus und spricht: „No, Sei Sausackre von an holbenglischen Wosserfiacker, und nochr hiar do, i moan in Wean, wia mer no af der Welt woarn, so a pensnirter Frierschitz oder wos Sei woarn! woas moannes epr, woar Sei san?! Jenem Gneadige kunts schun an Antwurt gebn, de Sei af dr Welt so damisch aongschmiert hon?! Redns hiatzt, waos a Guraschi hobn, Sei damischer Sausackre Sei! Wisse Sei, wos Sei mi olles gsogt hobn, und wia Sei a lediger Herr san, und wos für a Mengi Geld Sei hietn! - O Sei damischer Sausackre Sei! schans, waon Sei schon a so an groaßer Herr warn, wie Sei mi angloge hobn, und hietn Sei goar a so a groaße Ehr in Seinern Leib, do wärn Sei do unmiegli goar a so a damischer Sausackre gwest; wissns, waon i mi net hellicht schaomen miaßt, i söget Seinrer gneadige Frau olles, wos Sei bloß nur mit mier olles tribn hobn, Sei damischer Sausackre Sei! Hobn Sei irnern Frau nie die schön Klader zagt, de Sei gaonz agns für mi hon moche losse, woibei Sianer bold ols a Tirkin, bold ols a Spaningerin, bold ols a Französin, bold ols a Schweizerin und bold ols Gott waß wos ols hob erscheinen miaße, und woß Sei damischer Sausackre Sei nochr ols mit mier tribn hon!? und hobn Sei seanem Gneadigen net gsogt, wia Sei olli Woche bei Sener a gaonze Mengi allerlei Menschergfraß hobn zsaom kemme lossen; dei sich nocher hobn als allerlei Gfraß aonziache miaße, und nocher vur Seiner wia epr vur an türkische Pascha allerlei Corawecke und Schponbonade moche, doß Sei af dei Art nocher reacht wuhllüsti hobn wern kinnen, Sei damischer Sausackre Sei! Geltens, dos hobn Sei Seaner gnä. Frau gwiß net gsogt? Na woartes mar no a bißli, i wer Seiner gnä. Frau schun no mehr soge! denn hiatzt kriag i erst a reachte Gift af Sei, wal i waß, doß Sei damischer Sausackre Sei so an ehrsams guats Wieberl ghobt hobn!"
07] Max Olaf solches vernehmend, tritt zum Pathetikus hin, unterbricht die Mierl und spricht: „No, no, lieber Freund, da kommen ja recht löbliche Histörchen über Ihren irdischen Lebenswandel zum Vorscheine! Wahrlich, davon habe ich selbst von Ihnen nie etwas vernommen! Das ist schön, das ist wirklich sehr impertinent schön! Ja, jetzt verstehe ich so Manches, was ich sonst nie verstanden hätte! Also solche Treue und Liebe erwiesen Sie Ihrem guten Weibe?! O Sie Haupt-Schweinpelz von einem Ehrenmanne! Hinc ergo illae Lakrimae!? Ja nun weiß ich warum Sie jene Helena (Lerchenfelderin) so scheuen! Sie wird vielleicht wohl auch einige Male zufällig teil an ihren sauberen Paschafesten genommen haben?! und es wird Ihnen daher hier auch gar nicht angenehm sein können, sich nun mit mir dorthin zu begeben, wo man Sie etwas besser zu kennen scheint, als wie ich Sie je gekannt habe?! Ja, jetzt wird mir so Manches klar! z. B. dass Sie Samstags Nachmittags nie zu haben waren; und so man Sie fragte, was Sie denn Samstags zu tun hätten, so erwiderten Sie allzeit, dass Sie an diesem Tage allzeit ihre wichtigen Rechnungen zu machen und in ein Protokoll einzutragen haben! Also, das war so ganz eigentlich Ihr löbliches Samstagsgeschäftchen!? Schön, schön, o das ist wahrlich sehr schön! Freund, wenn ihre ehmännischen Aktien also stehen, und Sie dabei doch noch als ein Mann von Ehre dastehen wollen, so muss ich Sie nun wirklich bitten, nicht mit mir sich zu jenem reinsten und heiligsten Menschenfreundehinzubegeben! denn mit solch einer Ehrenmannschaft will ich wahrlich, besonders vor jenem Heiligen dort, Nichts zu tun haben! Auch müsste ich eine verdammt geringe Achtung vor jenem Heiligen haben, so ich Ihm so einen Ausbund von einem Schweinpelze vorführte! Tun Sie, nun, was Sie wollen; ich für mich aber werde mich weislich zu hüten wissen, mit Ihnen noch fernerhin einen Umgang zu pflegen!
08] „Arme Emma! hätte ich das auf der Welt gewusst, welch einen Schweinpelz von einem Manne Du hattest, da hätte ich Dir sicher keine Ehrenbeleidigungsstrafe diktiert; Du weißt es, bei welcher Gelegenheit?! - geht aber nun Alle mit mir hin zu jenem großen und heiligen Menschenfreunde; dort solle euch Alles vergolten werden, was ihr je nur im entferntesten Sinne von mir irgend ein Unrecht erlitten habt! Aber dieser Schweinpelz solle gehen, wohin er will!"
09] Spricht der Baron: „Nein, das hätte ich von diesem Menschen auch nie geglaubt! So bleibt es denn doch allzeit wahr, was ich meinen Kindern auf der Welt so oft vorgepredigt habe: Was gemein ist, das bleibt gemein, und erhebt sich selten oder nie über den Schlamm seiner angeborenen Schändlichkeit; natürlich keine Regel ohne Ausnahme! Aber geschehen, ist geschehen; wir wollen ihn zwar nicht richten, aber für unsere Gesellschaft taugt er auch hier in dieser Welt nicht mehr! (sich zum Pathetikus wendend) „Gehen Sie von uns, und meiden Sie unsere Gesellschaft! Dort unter dem gemeinsten Proletariate ist für Sie der tauglichste Platz! Vielleicht finden Sie dort noch einige Göttinnen, die Ihnen bei Ihren saubern Paschafesten den Nektar kredenzt haben!"
10] Spricht der Pathetikus ganz erbost: „Man wird sich derlei Präsumtionen und Anherrschungen etwa wohl auch hier zu verbieten das Recht haben?! - Hat etwa nicht auch mein sauberes Weib alle Samstage Gesellschaften gegeben? ob sie dabei Betrachtungen à la Ignatius von Loyola gemacht hat, das weiß ich wahrlich nicht! Im Übrigen hat mir hier Niemand etwas zu gebieten, was ich tun oder nicht tun solle! Denn ich glaube, dass ich nun keines Vormundes mehr bedarf! Ich verbitte mir aber auch für die Folge alle im höchsten Grade undelikaten Bemerkungen; denn ich werde schon selbst wissen, was ich zu tun habe! Übrigens brauchen Sie mir gar nicht zu bedeuten, als wäre ich nun für Ihre hochadelige Gesellschaft zu gemein, und somit gar nicht mehr wert ein Glied derselben zu sein! denn ich selbst danke nun meinem Gotte, solch eines Gesindels auf eine so gute Art ledig geworden zu sein! Zum Glücke sehe ich dort mehr im Hintergrunde mehrere gute Bekannte; und mit denen werde ich sicher ehrenhafter daran sein, als mit euch, ihr eingebildetes hochadeliges Lumpengepack!?"
11] Mit diesen Worten verlässt der Pathetikus diese Gesellschaft, und begibt sich sogleich zu seinen Bekannten hin. Die Emma will ihn aufhalten, aber er stößt sie zurück und eilt davon.
12] Max Olaf aber sagt: „Lasst ihn ziehen; vielleicht zieht er zu seiner Erstehung, oder zu seinem Falle! Wir aber wollen den Herrn dort bitten, dass Er ihm Gnade für Recht möge angedeihen lassen; und so begeben wir uns denn hin zu Ihm, dem Retter der Menschen!"
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