Jakob Lorber: 'Naturzeugnisse', S. 115 (Fortsetzung)


16] (Fortsetzung:) Am Pole selbst aber, wo der Druck am heftigsten wird, erregt sich die Luft, zersprengt ihre Hülschen und wird zu einem Feuermeere; wenn da solches vor sich zu gehen anfängt, so ergreift dann dieses Feuer die ihm angrenzenden Luftregionen in elektrischer Schnelle und entzündet dieselben je nach den dichtesten Gefügen, und diese Erscheinung gibt dann das sogenannte 'Nordlicht' ab. Über dem Pole selbst brennt solches Licht immerwährend zur Winterzeit, jedoch in die Polargegenden strömt es gewissermaßen nur periodisch über, und zwar nachdem sich gewisse Zweige der Luft mehr und mehr bis zu dem Nordpol selbst hin verdichtet haben, welche zweigartige Verdichtung von der verschiedenen Bewegunng der Luft durch was immer für Ursachen bewirkt wird.

17] Daß das Nordlicht blitzähnliche Bewegungen macht, das liegt in der zweigartigen Verdichtung der Luft; das fast allezeit rötliche Nordlicht, auch begleitende grünlich-weiße oder bläulich-weiße Licht ist eine Folge der ätherischen Entzündung der schon bekannten höchst elastischen Lufthülschen. -

18] Nun seht, das wäre bis auf den Magnet und bis auf die Passatwinde die Gestalt und Beschaffenheit des Poles, und vorzugsweise des Nordpoles.

19] Was die Passatwinde anbelangt, so könnt ihr euch daraus dieselben leicht erklären, wenn ihr darauf Rücksicht nehmet, daß die Luft, sobald die Sonne über dem Äquator zu steigen anfängt, immer mehr und mehr durch ihre Kernstrahlen ausgedehnt wird, und der großen Last der um den Nordpol lagernden Luft nicht mehr das Gleichgewicht halten kann. Fraget euch nun selbst, was da geschehen kann! Nichts anderes, als daß die Luft von den Polargegenden sich dahin ergießt, wo der Verdichtugsprozeß vor sich geht und dieses Strömen so lange dauert, bis das Gleichgewicht mehr oder weniger hergestellt wird.

20] Wenn dann zur Zeit des Herbstes die Sonne wieder zurückweicht über den Äquator - was muß da geschehen? Da werdet ihr sagen, da müssen ja wieder Passatwinde kommen, und zwar von umgekehrter Richtung her; allein es ist dem nicht so, es kommen wieder Passatwinde, aber nicht von Süden, sondern abermals wieder von Norden, und zwar aus den Ursachen: weil die Sonne mit ihrer ausdehnenden Kraft immer mehr zurückweicht, so muß sich ebenfalls die um den Nordpol gelagerte Luftmasse, die sich während der Sommerszeit beinahe kegelförmig über den Nordpol aufgetürmt hat, wieder nach allen Richtungen gegen den Äquator hin notwendigerweise ergießen; denn es geschieht da nicht ein Austausch der Südluft mit der Nordluft, sondern die Nordluft hat ihre schon höchst verdünnte Grenze am Äquator und so ebenfalls die Südluft; und strömt auch unter dem Äquator Nordluft, so ist sie aber doch nicht Nordluft, sondern Südluft, und wird alldort wie hier die Nordluft von der Sonne nach verschiedenen Richtungen, aus schon bekannten Ursachen, zu strömen genötigt. -



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