Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 501


03] Einige Große und Regenten speisten ihre Völker mit eitlen Versprechungen ab, und diese gaben sich halbwegs zufrieden. Wieder andere wollten auch nichts versprechen, und die Folge davon war, daß sie vom Volke von ihren goldenen Herrscherstühlen vertrieben wurden und bis zur Stunde noch auf fremdem Boden herumirren müssen. - Aber nun kommt es auf jene Großen und Regenten, die ihren Völkern allerlei beschwichtigende Versprechungen gemacht haben, von denen aber bis zur Stunde noch keine in der Art als erfüllt folgte, wie sie in der bedrängten Stunde gegeben wurde.

04] Nun fängt allenthalben das Volk wieder an zu fragen und sagt: Was ist das wohl? Weiß hat man uns versprochen, und nun sehen wir, daß anstatt Weiß nur überall Schwarz gegeben wird. Man enthob uns zwar des lästigen Kastenwesens, aber dafür will man uns nun allgemein mit Sklavenktten belegen. Man gibt uns Religionsfreiheit ohne Religion. Also gibt man uns auch eine Menge hochgestellter und gut besoldeter Beamter; aber ein weises Gesetz bleibt unterwegs, und das, was noch kommt, ist so gestellt wie ein delphischer Orakelspruch, den man so und so brauchen kann.

05] Die Regierung besteht nun aus einem Kaiser, der den Stein der Weisen noch nicht gefunden hat, oder aus einem Könige, Herzoge oder Fürsten. Diese gekrönten Häupter erwählen dann ein Ministerium selten wie es sein soll, sondern lediglich nach ihrer Gunst nach dem alten Sprichwort "Des Regenten Gunst macht den Philister zu einem Minister". - Und dann wird oft ein Schmiedemeister Minister der Schneiderzunft, obschon ihm dies Handwerk ganz fremd ist, und ein Legerer wird Minister über die Bäcker, ein Schuster Minister über die Juweliere, ein Politiker wird Minister der Justiz und ein Advokat wird Minister im Fache der Politik, und so beinahe durch die Bank ein jeder in etwas anderem, als dem er gewachsen ist. Daraus folgt aber dann auch eine notwendig allgemeine Unzufriedenheit, weil in einer solchen Verfassung die gröbsten Ungereimtheiten ans Tageslicht gefördert werden müssen, deren Durchführung beinahe ebensowenig möglich ist, als so da Blinde den Sehenden Unterricht in der Farbenmischung und deren Effekte geben wollten.



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