Jesus Christus: 'Himmelsgaben', Band 3, S. 485


72] So ihr aber das doch mit überaus klaren Worten in der Schrift leset, wie möglich kann da jemand, der mit der Schrift vertraut ist, sagen: Ich für mich würde wohl ohne alles Bedenken dies und jenes tun; aber was würde die Welt dazu sagen? - -

73] Ich aber sage es euch nun in dieser Zeit: Wer nun dies und jenes Gute der Welt wegen zu tun unterlassen wird, der tue also der Welt wegen, was ihm gut dünkt. So er aber dann zu Mir kommen wird mit dem guten Weltzeugnisse, werde Ich zu ihm sagen: Der dir dies gute Zeugnis gegeben hat, zu dem gehe auch hin und verlange deinen Lohn; denn Mein Name steht in diesem Zeugnisse nicht geschrieben! Ich kenne dich nicht, denn du hast der Welt wegen dies und jenes getan und wolltest nicht die Mir allein wohlgefälligen Wege der wahren christlichen Demut wandeln. Es gefiel dir und schmeichelte deinem Ehrgeize, so die Welt von dir sagte: "Siehe, das ist ein Ehrenmann!" -So wird es dir auch gefallen müssen, daß du in Meinem Reiche wahrlich zu sehr geringen Ehren gelangen wirst.

74] Ich will aber damit nicht sagen, als solle da jemand also handeln, daß die Welt mit Fingern auf ihn zeigte und sagen solle: "Sieh, das ist ein böser Mensch; er ist ein Hurer, ein Ehebrecher, ein Betrüger, ein Lügner, ein Gottesleugner, er hält in seinem Hause die schlechteste Ordnung und Zucht und ist ein Lump und ein Schwelger." - O das verlange Ich ewig nicht! Aber das verlange Ich, daß ihr das wahrhaft Gute - und möge die Welt dazu sagen, was sie wolle - ohne die geringste Scheu vor ihr vollbringen sollt. Und das darum, weil es gut ist, und weil Ich es also haben will! - -

75] So ein vermögliches Elternpaar einen Sohn hat, der schon erwachsen ist, und dieser, da er ein Amt überkommt mit einem erklecklichen Auskommen, will ein armes Mädchen zum Weibe nehmen aus Liebe, weil ihm das Mädchen wohlgefällt, - da er aber dieses seinen Eltern kundtut, so fangen diese sogleich einen Mordsspektakel an und sagen zu ihrem Söhne: "Aber Sohn! Pfui der Schande! Was ist dir denn da um Himmels willen eingefallen? So ein hundsgemeines Bauernmensch willst du, der du von einem so guten Hause abstammst, zum Weibe nehmen? Bedenke doch, sie hat nichts außer ihr bißchen bäuerisches Affengesicht. Ihre Eltern sind ganz gemeine, rohe, ungebildete, nach Ochsen- und Kuhmist stinkende Leute. Und ihre Tochter respektive schon eine Hure von Geburt an, wird doch nicht etwa gebildeter sein als ihre ochsenmistigen Eltern? - Wir wollten aber wegen der Bildung und ihrer allfälligen Aufführung noch nicht soviel sagen, - aber bedenke deine und dann ihre Geburt! Pfui, wo denkst du hin?! - Wir müßten uns ja noch im Grabe schämen! Du ein Edler von - und jene ein gemeinstes Kuhmistmensch!"



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