Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 3, Seite 154


   07] Wenn aber der Mann wäre ungläubig, das Weib aber gläubig und fromm, da freilich ist sie dann die Erweckerin sowohl des Mannes - so dieser samt den Kindern allein nur lau, aber auch zugleich böse war - wie der Kinder. Bei dieser Gelegenheit aber erstreckt sich dann der große Segen der Mutter nur bis ins dritte Glied im ausgedehntesten Falle. Ihr Mann aber und ihre Kinder können gar wohl erweckt werden durch ihr Leben und sind somit geheiligt durch sie; aber in dem Falle hat dann der also geweckte und geheiligte Mann kein weiter belebendes Vermögen in sich, sondern nur, daß er lebt im Leben seines Weibes durch ihre Liebe zu Mir und daraus zu ihrem Gatten. Also aber ist demnach auch das Leben des Weibes, welches an und für sich zwar tot ist durch seine Lauheit, daß es da lebt im Leben des Mannes durch dessen Liebe zu Mir und daraus zu seinem Weibe. Daß solch ein mitbelebtes und mitgeheiligtes Weib (1 kor.07,14) auch an und für sich kein weiteres Belebungsvermögen in sich hat, sondern nur daß es lebt das Leben des Mannes, braucht hier nicht noch ferner erörtert zu werden.
   08] Da du aber sicher fragen würdest, wie das zu verstehen ist - wie lebt demnach also eines in oder aus dem oder durch das andere? -, so will Ich dir ja auch recht gerne solches vollends kundgeben, und so höre es denn:
   09] Siehe, du hättest dein Weib sicher nie geehelicht, so du dich nicht zuvor im Herzen verbunden hättest mit ihr. Durch diese innere Verbindung ist aber ihres Geistes Abbild lebendig in deine Seele aufgenommen worden und lebt jetzt stets fort in dir ganz ähnlich deinem äußeren wirklichen Weibe, nur mit dem Unterschiede, daß, während das äußere wirkliche Weib nur der Welt lebt, ihr Abbild in dir stets lebendiger und geistig vereitelter wird durch deine Liebe, Treue und Glauben zu Mir.
   10] Setzen wir nun den Fall, dein äußeres wirkliches Weib stirbt dem Leibe nach vor dir, so ist zwar zufolge ihres Welttums und ihrer Lauheit all ihr Leben zugrunde gegangen. Sie ist da ganz vollkommen für sich für alle Ewigkeiten gestorben, allein ihr lebendiges Abbild lebt fort in deiner verherrlichten Seele. Du betest dann für dein verstorbenes Weib. Was geschieht dann? - Siehe, hier geschieht dann ein wahres geistiges Wunder! Dieses dein lebendiges veredeltes Bild deines Weibes tritt sodann frei aus dir (was du dadurch gewähren würdest, wenn dich fast alle Traurigkeit um dein verstorbenes Weib verlassen hätte) und tritt zu der toten Materie des verstorbenen Weibes, durchglühet dann dieselbe und erweckt und läuten dann deren ganz getestete Seele und nimmt in sich auf den verdorrten Geist und befeuchtet ihn mit seiner aus dir zwar entnommenen, aber nun ihm schon ganz eigenen Liebe. Dadurch wird der wahrhaft tote Geist des verstorbenen Weibes wieder belebt, geht dann ganz in das Leben deines lebendigen Abbildes über und wird vollends eins mit ihm. Also lebt dann das Weib ein gewisserart zweites Liebeleben aus dem Manne, was auch allerdings in doppelt umgekehrter Hinsicht der Fall sein kann.



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